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Aeon

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Titel: Aeon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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schüttelte langsam den Kopf. »Ich weiß gar nicht, was ihr Leute mit mir bereden wollt. Im Vergleich zu euch bin ich doch ein blutiger Anfänger, ein primitiver Amateur …«
    »Wenn es uns noch nicht gelungen ist, dich von deiner Bedeutung und deinem Einfluss zu überzeugen, dann haben wir uns nicht klar ausgedrückt«, erklärte Olmy. »Du bist die Quelle von Korzenowskis Arbeit in Bezug auf den Weg. Du hast die theoretischen Fundamente gelegt. Deshalb sind wir überzeugt, dass du mit ihm das Mysterium teilen kannst. Er war dein bedeutendster Schüler. Du warst sein Lehrer, Patricia.«
    Mirski suchte in der Menge nach Pogodin, Annenkowski oder Garabedian, wobei er die Kreuze in der Luft nicht aus den Augen ließ. Die Soldaten, die einst seinem Kommando unterstanden hatten, beäugten ihn verdrossen und machten ihm gleichgültig den Weg frei. Er stellte sich auf die Zehenspitzen und suchte im Meer der Gesichter. Schließlich entdeckte er den roten Kopf von Pletnew mit seinem Bürstenhaarschnitt. Mirski zwängte sich zu ihm durch, kam hinter dem ehemaligen Schwertransportkommandeur zu stehen und legte ihm die Hand auf die Schulter. Pletnew wirbelte herum, schüttelte die Hand ab und legte den Kopf schräg, als er Mirski erkannte.
    »Wo sind die anderen?«, fragte Mirski.
    »Welche anderen? Du hast uns bös sitzenlassen, Genosse.« Pletnew war ängstlich und zornig zugleich.
    »Pogodin, Garabedian, Annenkowski«, präzisierte Mirski seine Frage.
    »Die hab ich nicht mehr gesehen seit dem … dem … was immer das sein mag«, sagte Pletnew. »Jetzt lass mich zufrieden!«
    »Du warst bei ihnen«, hakte Mirski nach. »Was ist denn passiert?«
    »Was meinst du – passiert?«
    »Mit Vielgorski und den anderen politischen Offizieren.«
    Pletnew suchte den Himmel misstrauisch nach Kreuzen ab. »Die sind tot , Genosse. War nicht dabei, aber weiß es von Garabedian. Wurden erschossen.« Er wandte sich von Mirski ab. »Ich hoffe nur, die Himmelshunde haben nichts gemerkt«, brummte er noch.
    Kreuze tauchten wieder über ihnen auf und zogen alle Blicke auf sich, sodass die Köpfe wogten wie ein Weizenfeld im Wind. Die Hände in den Taschen ging Mirski mit nachdenklicher Miene davon.
    So ähnlich wird es sich abgespielt haben, als die letzten Steinler evakuiert worden sind, überlegte Hoffman. Ein ums andere Mal schwirrte der pfeilförmige Flieger durchs Bohrloch zum gewaltigen Röhrengleiter, der nach Berensons Aussage dort wartete, und schaffte die Leute in Zwanzigergruppen aus den Kammern. Sie war froh, dass Wallace und Polk sich in ihrer Gruppe befanden, denn die beiden hatten sich als verlässliche Stützen bewährt. Ann war nicht dabei; entweder war sie noch in der ersten Kammer oder schon an Bord.
    Die Dame in Schwarz, die Santiago zurückgelassen hatte, hütete ihre vierhundertköpfige Schar wie ein Schäfer seine Herde. Ihre Hunde waren die Chromkreuze, die mit sanftem Nachdruck alle Nonkonformisten – zumindest physisch – auf den rechten Pfad brachten. Dabei fragte sich Hoffman, ob stimmungsveränderndes Gerät zum Einsatz kam; sie fühlte sich gelassen, keineswegs ängstlich, und wach, richtig erholt. Besser als seit Wochen!
    Ungefähr die Hälfte in ihrer Gruppe waren Russen, die für sich blieben, obwohl sie gemischt antransportiert worden waren. Soweit Hoffman sehen konnte, waren weder Mirski darunter noch die Offiziere, die ihn abgelöst hatten.
    Nun kam Hoffman an die Reihe. Die Dame in Schwarz ließ sie vortreten, bis zwanzig komplett waren. Während die Gruppe aufgestellt wurde, landete daneben der pfeilförmige Flieger.
    Sie holte tief Luft, als die Reihe dann an ihr war. In gewisser Weise war es eine Erlösung. Alle Verantwortung war nun abgelegt, ein deutlicher Schlussstrich gezogen. Es fiel ihr erstaunlich leicht, alles aufzugeben.
    Als ein Schaf von vielen ging sie an Bord.

61
    Patricia und Lanier wurde ein Kämmerchen am Südende des Terminalgebäudes zugewiesen, wo sie ungestört schlafen und wo Patricia nachdenken könnte. Ein Piktor zauberte eine eini germaßen vertraute Atmosphäre, indem er das Grundmuster von Patricias Wohnung in Axis City benutzte. Freilich ließ sich Lanier davon nicht besänftigen: Er war sauer und durcheinander.
    »Du hast keine Ahnung, was die da faseln«, hielt er ihr vor, als sie jeweils am Ende der »Couch« Platz nahmen. »Soviel wir verstanden haben, wollen sie dir die Seele klauen … Wie das schon klingt! Das muss ja was Perverses sein, auch wenn sie’s

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