Aeon
multinationalen Untersuchung des Steins, wobei die USA und NATO -Eurospace den Ton angeben, nicht mehr sinnvoll sei. Deshalb werden wir in Kürze unser Personal und unsere Unterstützung von diesem Projekt zurückziehen.«
Hoffman nickte, die Lippen verkniffen. Cronberry wartete die zehn obligatorischen Sekunden, um die Äußerung zu überdenken, und erwiderte dann: »Wir bedauern Ihren Entschluss. Wir glauben, dass die Vorwürfe gegen ISCCOM , NATO -Eurospace und das Personal des Steins unbegründet sind und auf Gerüch ten beruhen. Ist die Entscheidung Ihrer Vorsitzenden endgültig?«
Feodorowski nickte. »Die ISCCOM -Regelungen bezüglich des Steins verlangen den Abzug aller Forscher auf dem Stein, bis strittige Punkte geklärt sind.«
»Das ist völlig undurchführbar«, sagte Hoffman.
Feodorowski zuckte mit den Achseln und spitzte dazu die Lippen. »Dennoch – die Übereinkünfte verlangen es.«
»Mr. Feodorowski«, sagte Hague, der die Hände mit den Ballen nach oben auf den Tisch legte und mit dieser Geste Laniers Neugier erweckte, »wir sind der Meinung, dass es andere, bislang nicht geäußerte Gründe für den Rückzug Ihres Personals gibt. Können wir darüber sprechen?«
Feodorowski nickte. »Mit der Vorgabe, dass keiner von uns ermächtigt ist, Verhandlungen zu führen oder bindende Erklärungen abzugeben.«
»Verstanden. Das sind wir auch nicht. Ich glaube, wir sollten alle ein bisschen entspannen, damit wir klar sehen und … ah … ehrlich und offen miteinander umgehen können.« Er sah Feodorowski und die anderen mit hochgezogenen Brauen an. Sie nickten. »Unser Präsident wurde informiert, dass die Sowjetunion glaubt, auf dem Stein wären technische, rüstungstechnische Dinge entdeckt worden«, führte Hague aus.
Feodorowskis Miene war nichtssagend; er machte ein freund liches, aufmerksames Gesicht.
»Obwohl es stimmt, dass NATO -Eurospace begonnen hat, bislang umstrittene Aspekte in der zweiten und dritten Kammer des Steins zu erforschen …«
»Gegen unseren Wunsch und trotz unserer Proteste«, betonte Feodorowski.
»Ja, aber letztendlich mit Ihrer Einwilligung.«
»Erzwungen.«
»So?«, fragte Hague verwundert, der wiederum die Brauen hochzog und vor sich auf den Tisch blickte. »Obwohl wir diesen Bereich uns vorbehalten haben, sind derartige Informationen an Bord des Steins nicht entdeckt worden.«
Und dem war tatsächlich so. Die Bibliotheken enthielten keine näheren Informationen über Waffen.
»Gemäß den Bestimmungen würden derartige Entdeckungen unverzüglich an den Schlichtungsausschuss in Genf gemeldet werden.«
»Mag sein«, sagte Feodorowski. Lanier fragte sich, was für eine Funktion die drei übrigen Russen hätten. Waren sie Platzhalter? Mutmacher? Überwacher, die Feodorowski im Auge behielten? »Aber um diese Berichte geht’s uns nicht. Ich will ganz offen reden.« Nun legte auch er die Hände mit den Ballen nach oben auf den Tisch. »Ich kann mich, wohlgemerkt, nicht verbindlich dazu äußern. Als Privatmann allerdings möchte ich meine tiefe Besorgnis zum Ausdruck bringen.« Voller Kummer holte er tief Luft. »Wir sitzen alle gewissermaßen in einem Boot. Wir haben viele Interessen gemeinsam. Darf ich also feststellen, dass diese Meldung über neue Waffen nicht das zentrale Anliegen ist. Meine Regierung und die Regierungen unserer Verbündeten sind weitaus besorgter über Meldungen, dass die Bibliotheken auf dem Stein – genauer gesagt, in der zweiten und dritten Kammer – Darstellungen eines zukünftigen Krieges zwischen unseren Ländern enthalten.«
Lanier war baff. Er war überzeugt gewesen, dass es auf dem Stein und insbesondere rund um die Bibliotheken keine undichten Stellen gäbe. Würde man ihn für diese Panne zur Verantwortung ziehen, oder wäre die Indiskretion an anderer Stelle zu suchen – vielleicht im Büro des Präsidenten oder in Hoffmans Büro?
»Eine ganz ungewöhnliche Situation«, fuhr Feodorowski fort. »Offengestanden fällt es meinen Kollegen und mir schwer, zur Überzeugung zu gelangen, dass dies kein Märchen ist.« Die an deren drei nickten, aber nicht wie auf Kommando. »Freilich sind die Meldungen verlässlich. Was haben Sie nun dazu zu sagen?«
»An die Bibliotheken wurde behutsam herangegangen«, erklärte Hague vorsichtig. »Wir haben eben erst damit angefangen, die dort enthaltenen Informationen zu verarbeiten.«
Feodorowski hob den Blick ärgerlich zur Decke. »Wir haben versprochen, offen und ehrlich miteinander zu
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