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Titel: Aeon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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»Ich wollte unbedingt die Maschine retten, sodass ich gar nicht ans Ausbüchsen dachte. Fand sie absolut schön, die Maschine, und wollte sie retten. Wollte auch verhindern, dass sie andere Menschen in den Tod reißt. Also sind wir beide in einem See gelandet.«
    »Ich bin längst nicht so mutig«, sagte Hoffman. »Ich glaube, die Erde ist schön, und ich will sie retten. Dafür habe ich geschuftet wie blöd. Jetzt krieg ich nichts als Scheiße zurück. Dein Flugzeug hat dir keine lange Nase gemacht. Es hat dich nicht zusammengestaucht für deine Bravourleistung, nicht wahr?«
    Lanier schüttelte den Kopf.
    »Genau das läuft hier ab. Also sag ich mir, die können mich alle mal. Ich will droben auf dem Stein sein, wen n’s passiert.«
    »Wenn hier auf der Erde alles hopsgeht, werden wir jahrelang nicht mehr runter können vom Stein. Nicht mal die Mondsiedlung wird uns helfen können.«
    »Wird die Erde überleben?«
    »Mit knapper Not«, sagte Lanier. »Ein Jahr Minusgrade auf der gesamten nördlichen Halbkugel, Seuchen und Hungers nöte, Revolutionen. Wenn die Bibliotheken die Wirklichkeit dar stellen, dann werden insgesamt drei bis vier Milliarden Menschen sterben.«
    »Aber es ist nicht der Weltuntergang.«
    »Nein. Falls es überhaupt geschieht.«
    »Gehst du davon aus?«
    Lanier schwieg lange. Hoffman, die ohne zu blinzeln vor sich hin blickte, wartete. »Nein. Nicht mehr. Wenn vielleicht der Stein nicht gekommen wäre …«
    Hoffman stellte ihren Drink weg und fuhr mit dem Finger am Glasrand entlang. »Tja. Ich werde versuchen hochzukommen. Frag mich nicht wie. Wenn ich es schaffe, sehen wir uns auf dem Stein wieder. Falls nicht … Es war angenehm, mit dir zusammenzuarbeiten. Würde mir auch weiterhin Spaß machen.« Sie griff nach ihm, zog ihn an sich und küßte ihn auf die Stirn. »Danke.«
    Nachdem sie eine halbe Stunde später drei Gläser hintereinander gekippt hatten, begleitete sie ihn zur Tür. Dabei zog sie ein gefaltetes Blatt Papier hervor und reichte es ihm.
    »Nimm das, und mach damit, was du willst! Du kannst es Gerhardt geben, wenn du willst, oder es vernichten. Ist jetzt wohl weiter nicht mehr wichtig.«
    »Was ist’s denn?«, fragte er.
    »Der Name des russischen Spitzels auf dem Stein.«
    Laniers Hand mit dem Papier verkrampfte sich unwillkürlich, aber er entfaltete den Zettel nicht.
    »Der Präsident handelt schneller, als ich dachte. Im Laufe des morgigen Tages werdet ihr den Befehl erhalten, die Bibliotheken dichtzumachen. Er will die Sowjets unbedingt davon überzeugen, dass wir kooperativ sind.«
    »Das ist verrückt«, meinte Lanier.
    »Nicht unbedingt. So ist’s in der Politik. Er hat große Probleme. Hab ich das gesagt? Ja. Jetzt versteh ich den Präsidenten sogar. Bin wohl betrunken. Spielt das überhaupt noch ’ne Rolle?«
    »Eine verdammt große vielleicht.«
    »Dann mach damit, was du willst. Es wird ein paar Wochen dauern, bis si e’s rauskriegen und deine Entlassung durchsetzen können.« Sie lächelte. »Sobald Vasquez was erreicht, lässt d u’s mich irgendwie wissen, okay? Noch haben wir nicht alle Trümpfe ausgespielt. Einige Senatoren und Mitglieder der Joint Chiefs stehn noch auf meiner Seite.«
    »Mach ich«, sagte er und steckte den Zettel ein.
    Sie hielt ihm die Tür auf. »Tschüss, Garry.«
    Der Agent im Flur betrachtete ihn mit ausdruckslosem Gesicht.
    Will ic h’s wirklich wissen?
    Er musste es wissen.
    Er musste den Stein bereit machen für das, was kommen sollte.

15
    Heineman lenkte das V/STOL allein, indem er den Raketenantrieb des Flugzeugs einsetzte und den Röhrengleiter vom Bohrloch der ersten Kammer an der Achse entlangbewegte. Vor gerade erst vierzig Minuten hatte er Röhrengleiter und V/STOL im Bohrloch des Südpols gekoppelt. Der »Boden«, der Heineman ringsum umgab, verursachte zunächst ein eigenartiges Schwindelgefühl; wie sollte er sich da orientieren? Aber er passte sich rasch an.
    Mithilfe von Leitfunksignalen, die in jeder Kammer installiert waren und von der Steuerelektronik an Bord des V/STOL ausgewertet wurden, konnte er seine Position bis auf wenige Zentimeter genau angeben. Mit Umsicht und Leidenschaft bugsierte er sein Gefährt von Kammer zu Kammer, wobei er sich provisorischer Antriebsmodule am Röhrengleiter und Senk rechtstarter bediente, die vom umgerüsteten Leitsystem des Flug zeugs koordiniert wurden.
    Die Annäherung ans Bohrloch war jedes Mal ein Nerven kitzel. In der Mitte der massiven grauen Kappe das winzige Loch –

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