Aeon
offenbar mit Gewalt aus der Stadt entfernt. Seltsamerweise haben wir Beweise dafür gefunden, dass einige orthodoxe Naderiten zwangsweise ein paar Jahre in der Stadt Thistledown untergebracht waren.
Wir vermuten, dass die Steinbevölkerung durch den Korridor abgewandert ist. Dafür haben wir keine konkreten Beweise. Des Weiteren wissen wir noch nicht, warum der Auszug stattfand oder warum die treibenden Kräfte hinter dem Auszug den Stein völlig leerräumen wollten.«
Der Bericht endete mit einer Reihe von Bildern, die Wohnräume in Alexandria und Kurven mit den geschätzten Bevölkerungszahlen in der zweiten und dritten Kammer im Laufe der Jahrhunderte zeigten. Unter spärlichem Applaus übergab Rainer das Wort an Rimskaya.
»Eine reife Leistung der Anthropologen und Archäologen, nicht wahr?«, sagte er und deutete auf die Personen in der ersten Reihe.
Während noch einmal geklatscht wurde, stand Patricia auf und ging hinaus. Takahashi folgte ihr in den Schein der Plasmaröhre.
»Erstaunlich«, meinte sie. »Jetzt weiß ich die heutige Tour zu schätzen. Die da werden bei ihrer Arbeit im Dunkeln gelassen, nicht wahr?«
Takahashi zuckte mit den Achseln und nickte dann. »Ja. Die Sozio- und Anthro-Teams haben die Unbedenklichkeitsstufe drei nicht. Rimskaya führt sie, so gut er kann, ohne gegen Sicherheitsauflagen zu verstoßen.«
»Ist sie nicht widerwärtig, diese Geheimnistuerei?«
Takahashi schüttelte energisch den Kopf. »Nein, es geht nicht ohne.«
»Vielleicht«, erwiderte Patricia skeptisch. »Ich habe eine Menge zu tun, bis Lanier wiederkommt.«
»Sicher. Möchtest du eine Begleitung?«
»Nein. Ich will erst mal nach Alexandria. Dann bin ich wieder in der siebten Kammer, falls du mich benötigst.«
Takahashi überlegte kurz, die Hände in den Hosentaschen, nickte dann und kehrte in die Cafeteria zurück.
Im nächsten Moment kam Farley heraus und holte Patricia an der Garage vor dem Lager ein. »Suchst Mitfahrgelegenheit?«, fragte sie.
»Rupert hat mir Fahrstunden gegeben. Ich glaube, eine kleine Fahrt wäre recht entspannend für mich.«
»Klar«, meinte Farley darauf. Sie trugen sich in die Liste ein und kletterten auf den Laster.
11 Strenge Mennoniten-Sekte seit etwa 1600. – Anm. d. Übers.
14
Es roch nach kaltem Rauch, Klimaanlage und Hektik. Als Lanier und Hoffman eintraten, waren bereits vier Leute, alles Männer, versammelt. Zwei der Herren trugen einen silbergrauen Polyesterdress: füllige, glatzköpfige Russen wie aus einer komischen Oper. Die beiden anderen Herren trugen maßgeschneiderte Kammgarnanzüge, hatten sorgfältig frisiertes Haar, und ihr Leibesumfang war weniger respektgebietend. Hoffman lächelte bei der allgemeinen Begrüßung, worauf alle am ovalen Tisch Platz nahmen. Eine peinliche Stille entstand, die sich über mehrere Minuten erstreckte, während man auf Hague und Cron berry wartete.
Als die beiden Parteien vollzählig waren, nahm der oberste russische Vertreter, Grigori Feodorowski, ein einzelnes Blatt Papier aus einem Aktendeckel und legte es auf den Tisch. Daraufhin setzte er sich schwungvoll eine drahtgefasste Brille, die er mit einer Hand am Gestell hielt, auf die Nase und zog die Bügel um die Ohren.
»Unsere Regierungen haben einige gegensätzliche Vorstellungen bezüglich des Steins oder der Kartoffel, wie wir sagen.« Sein Englisch war hervorragend, sein Ausdruck gelassen. »Wir haben dem ISCCOM die Einwände vorgelegt. Nun müssen wir hören, was Sie zu sagen haben.
Während wir notgedrungen einräumen, dass die Forschungsrechte grundsätzlich an denjenigen gehen, der den Stein als Erster betreten hat …«
Dieses Zugeständnis, so erinnerte Lanier sich, war vor nun schon nahezu zwei Jahren eingeräumt worden.
»… meinen wir, dass die Sowjetunion und unsere Verbündeten um ihre Rechte gebracht worden sind. Während sowjetische Wissenschaftler auf dem Stein zugelassen wurden, wurden sie andererseits ständig belästigt und in der Arbeit behindert. Es wurde ihnen der Zugang zu wichtigen Informationen verwehrt. Angesichts dieser und ähnlicher Kümmernisse, die derzeit Ihrem Präsidenten und dem Beratungsausschuss des Senats für Weltraumfragen vorgelegt werden, glauben wir, dass das ISCCOM kompromittiert wurde und mit der Sowjetunion und ihren Verbündeten …« – er räusperte sich, als wäre es ihm peinlich – »… Schindluder getrieben wurde. Unsere Bruderstaaten wurden davon in Kenntnis gesetzt, dass eine weitere Teilnahme an der
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