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Aeon

Aeon

Titel: Aeon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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das ging ihm durch den Kopf.
    Gute zwei Meter war es groß und dürr. Es hatte einen schmalen, langgezogenen Kopf mit hervorquellenden Glotzaugen, die ihn ruhig ansahen. Die zwei langen Arme, die nicht in Schulterhöhe, sondern deutlich darunter vom Rumpf baumelten, waren bedeckt mit einem Material, das an die Folienpäckchen erinnerte. Die Beine waren kurz und stämmig. Die Haut war glatt und spiegelnd – nicht glänzend oder glitschig, sondern wie altes, poliertes Holz.
    Es begrüßte ihn mit einem freundlichen Kopfnicken.
    Er nickte ebenfalls, hob dann unter dem Druck des vielen Drillens das Apple und sagte: »Identifiziere dich!«
    Aber es war mittlerweile verschwunden.
    Oldfield hatte den Eindruck, es sei durch den Tunnel davon, war sich aber nicht sicher.
    Vor Zorn und Scham lief sein Gesicht rot an. Er hatte seine Chance gehabt. Er hatte einen Spuk gesehen und ihn nicht zu fassen gekriegt, um ihn den Kameraden zu zeigen. Er hatte sich nicht anders verhalten als all die anderen, die je – offiziell oder inoffiziell – davon berichtet hatten.
    Oldfield war der Meinung gewesen, er sei ein zäherer Bur sche als die anderen. Er trommelte mit der Faust gegen das Haus und schlug per Sprechgerät Alarm.

18
    Lanier empfing Takahashi in einem Besprechungsraum am Ende des oberen Flurs. Carrolson, die Laniers Absicht nicht kannte, hatte sich Takahashi und seiner Eskorte angeschlossen. Aber das war weiter nicht tragisch, sagte sich Lanier; am besten so tun, als wäre nichts. Er ließ das Lunch in sein Büro bringen, wo sie wortlos aßen. Im Anschluss daran gab er die neuen Befehle aus, woraufhin Carrolson seufzend den Kopf schüttelte.
    »Vasquez will wieder auf Expedition gehen, diesmal zum zweiten Zirkel«, sagte sie. »Ich wette, sie wird nicht begeistert sein, dass sie nicht mehr in die Bibliotheken darf.«
    »Niemand mehr hat Zutritt zu den Bibliotheken«, stellte Lanier klar. »Sie sind absolut tabu. Und keine Expedition mehr. Wir lassen alle Aktivitäten auf dem Stein vorübergehend ruhen. Die Archäologen haben sich in die Lager zu begeben, und die Bohrloch-Untersuchungen sind ebenfalls abzubrechen.«
    Takahashi sah ihn finster an. »Was ist denn mit Hoffman pas siert?«, fragte er. Lanier vermied Blickkontakt; das gemeinsame Essen war die letzte gemeinsame Annehmlichkeit in ihrer Freund schaft gewesen. Der Zeitpunkt war gekommen. Ohne Carrolson vor den Kopf zu stoßen, bat er sie zu gehen. Sie machte zwar ein erstauntes Gesicht, aber er registrierte kaum, wie sie das Zimmer verließ. Seine ganze Aufmerksamkeit galt jetzt Takahashi.
    »Ich möchte eine sehr schlimme Situation entschärfen«, sagte Lanier, als sie allein waren. »Und ich möchte, dass du mir dabei hilfst und es deinen Bossen meldest.«
    »Bitte?«, sagte Takahashi. Die Hand des Mathematikers, die ein Glas Orangensaft hielt, von dem er immer wieder trank, fing leicht zu zittern an.
    »Ich möchte, dass du deinen Vorgesetzten Meldung erstattest wie bisher.«
    »Versteh ich nicht.«
    »Ich auch nicht«, sagte Lanier, der wie versteinert auf seinem Platz saß. »Ich werde Gerhardt nicht informieren, obwohl mir mein Instinkt sagt, dass ich das tun sollte. Du wirst auf freiem Fuß bleiben und beobachten können, dass wir alles dichtmachen, bis die Verhandlungen eine Einigung gebracht haben. Du wirst persönlich nachprüfen und bestätigen, dass wir keinerlei Information über Waffen in den Bibliotheken gefunden haben.«
    »Garry, was redest du da?«
    »Ich weiß, dass du für die Sowjets spionierst.«
    Takahashi biss die Zähne zusammen und beäugte Lanier aus verkniffenen Augen.
    »Heute Abend ist Tanz«, sagte Lanier. »Carrolson erwartet, dass jeder von uns kommt. Und wir kommen. Gerhardt wird auch da sein. Er wird nichts erfahren, denn der würde dich in die Arrestzelle am Bohrloch sperren und dich mit dem nächsten OTV heimschicken – quasi in Ionenform. Und das möchte ich nicht.«
    »Aus Respekt oder was?«, sagte Takahashi.
    »Nein«, erwiderte Lanier. »Bei mir zieht dieser alte Scheiß von wegen Pflichterfüllung nicht. Du bist ein mieser Verräter. Ich weiß nicht, wo das alles angefangen hat, aber hier hört’s auf. Und es soll gut enden. Die Informationen, die du auf die Erde weitergeleitet hast, haben um ein Haar den Krieg ausgelöst. Sag deinen Bossen, dass hier alles stillsteht und wir die Finger von den Bibliotheken lassen und den Stein auf lange Sicht eventuell räumen. Und halt dich raus, damit die sich zusammenraufen können!

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