Aeon
sein – große, dunkle, aufgeblähte Kegel mit drei Kuppeln an der Spitze, die Cockpit und Waffensysteme enthielten. Exponierte Flächen waren gepanzert unter den austauschbaren, hitzeableitenden Verkleidungen. Der Panzer war beschichtet mit reflektierenden Anti-Laser-Schilden. Ob das alles helfen würde, wenn sie sich in die Höhle des Löwen begäben – besser gar nicht daran denken.
Er schloss die Augen und überlegte ihr Vorgehen nach dem Eintritt. Jeder trug in einem Plastikbeutel einen leichten Raumanzug bei sich; seitlich festgebunden war der unförmige Helm mit aufgerollten Anschlussstücken, Atemgerät mit Sauerstoff für zwei Stunden und Batterie. In einem zweiten Beutel waren ein Fallschirm und ein zusammengefalteter aerodynamischer Schutzschild. Darüber hinaus verfügte jeder über einen Satz kleiner Dampfstrahlraketen. Die Raketen hatten drei dünne Düsen, die strahlenförmig abstanden, wenn am unteren Ende des Atemgeräts montiert. Sie waren regelbar durch Knöpfe und Züge, die durch Schlingen zum Handschuh führten. Die plastikverpackten Düsen waren zusammengeschoben, und die Antriebsraketen glucksten bei jeder Bewegung.
Zu dieser Ausrüstung kamen die Lasergewehre und die vakuumtauglichen Kalashnikow AKV -297 – einfache Maschinengewehre mit erweitertem Patronenrahmen und zusammenlegbarer Schulterstütze, die so umgerüstet waren, dass sie im luftleeren Raum nicht blockierten. So ausgestattet, wollten sie die Ehre und angestammte Position der Sowjetunion und ihrer Bruderstaaten zurückgewinnen. Dabei waren bei ihrer Unterweisung solche Sätze natürlich nicht gefallen: Kein Führer würde je den Verlust von Ehre und Position zugeben.
Mirski war jedoch ein praktischer Mensch.
Wieder begann im Halbdunkel ein Mann erbärmlich zu kotzen. Vielleicht hätten si e’s in ein, zwei Tagen überwunden. Das hatten die Ärzte in Aussicht gestellt. Erfahrungsgemäß sind die ersten Tage am schlimmsten. Da die Russen auf unzählige Raumaufenthalte zurückblicken konnten, waren die Aussagen der Experten durchaus fundiert.
Er ruckte an seinem Gurt, der beim Einsatz als Gurtwerk des Fallschirms diente. Nach dem Absetzen wären sie freie Agenten, bis sie sich innerhalb des Steins – der Kartoffel – wieder sammeln würden.
Mirski fragte sich, wie das Bohrloch verteidigt würde und was dahinter läge. Die Details waren erschreckend genau, während der allgemeine Überblick lückenhaft blieb; es war ihnen nur das absolut Notwendigste zur Durchführung ihrer Arbeit gesagt worden.
Noch nie war ein Ziel im Weltraum von Truppen angegriffen worden.
Es war nicht abzusehen, was alles schiefgehen könnte.
Dabei hatte noch kein Soldat fest damit gerechnet, eine Schlacht zu überleben. Im Großen Krieg war sein Großvater am Ufer des Bug gestorben, als Hitlers Truppen den Fluss überquerten. Und da war natürlich noch Kiew …
Die Russen wussten, wie man stirbt.
22
Hoffman hatte nur das Allernötigste mitgenommen: sieben Memoblöcke mit hoher Dichte aus insgesamt ungefähr zweitausend, ein paar persönliche Dinge und zwei Schmuckstücke, die ihr vor zehn Jahren vom verstorbenen Mann geschenkt worden waren. Sie hatte die Wohnungstüren offengelassen; sollte irgendein Vagabund daherkommen, wollte sie ihm ein paar vergnügliche Tage zukommen lassen.
Mehr konnte sie nicht mehr tun. Was in den nächsten Tagen geschehen würde, daran bestand kein großer Zweifel mehr; noch nie hatten solche Spannungen geherrscht.
Dem Instinkt, der ihr in der Vergangenheit so gute Dienste geleistet hatte, folgend, machte Hoffman sich auf den Weg zum Stein. Sie hoffte, dass es nicht schon zu spät war.
Stundenlang fuhr sie mit ihrem unauffälligen Zweitwagen – einem geleasten Buick – durch die Wüstenlandschaft und kleine Siedlungen und mittelgroße Städte und versuchte, nicht zu denken und kein schlechtes Gewissen zu haben. Sie konnte nichts mehr tun.
Sie war ihres Amtes enthoben worden vom aufgebrachten, voreiligen Chief Executive. Drei Kabinettsmitglieder hatten ihr vorgeworfen, das ganze Chaos inszeniert zu haben.
»Die sollen sich zum Teufel scheren«, flüsterte sie.
Neben der Abbiegung zum Vandenberg Launch Center sah sie in einem kleinen, zivilen Ladenzentrum, das das Stützpunktpersonal versorgte, einen Gärtnerladen. Ohne zu zögern, hielt sie auf dem Parkplatz an.
Im Laden fand sie einen schmächtigen, jungen Verkäufer mit grüner Schürze und Filzhut. Sie erkundigte sich nach den Sämereien. »Gemüse oder
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