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Aerger im Bellona-Club

Aerger im Bellona-Club

Titel: Aerger im Bellona-Club Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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verängstigt gegeben hat.«
    »Das ist eine Idee«, sagte Wimsey langsam. »Nehmen wir an – nehmen wir an, es gab jemanden, der zum General in irgendeiner Beziehung stand und sich in einem labilen Gemütszustand befand – und angenommen, er ist plötzlich über diese Leiche gestolpert. Meinen Sie, er könnte – eventuell – den Kopf verloren haben?«
    »Möglich ist das gewiß. Ich könnte mir vorstellen, daß er hysterisch, sogar gewalttätig reagiert und versucht hätte, das Knie hinunterzudrücken, irgendwie mit der verschwommenen Absicht, ihm ein würdevolleres Aussehen zu geben. Und dann könnte er einfach weggelaufen sein und so getan haben, als ob das Ganze überhaupt nicht geschehen wäre. Wohlgemerkt, ich sage nicht, daß es so war, aber ich kann es mir leicht vorstellen. Und aus diesem Grunde hielt ich es für besser, nichts zu sagen. Es wäre sehr unan- – peinlich gewesen, das auch noch in die Öffentlichkeit zu zerren. Und es hätte für den Betreffenden verheerende Folgen haben können, darauf angesprochen zu werden. Ich wollte lieber keine schlafenden Hunde wecken. Mit dem Tod selbst war jedenfalls alles in Ordnung, das stand fest. Was das übrige angeht – unsere Pflicht gilt den Lebenden; den Toten können wir nicht mehr helfen.«
    »Richtig. Ich will Ihnen trotzdem etwas sagen – ich werde herauszubekommen versuchen, ob – wir können auch gleich sagen, was wir meinen – ob George Fentiman an diesem Tag irgendwann allein im Rauchsalon war. Einer von den Bediensteten hat das vielleicht mitbekommen. Mir erscheint es als die einzig mögliche Erklärung. Vielen Dank jedenfalls für Ihre Hilfe. Ach, Sie sagten übrigens damals, die Totenstarre sei im Abklingen gewesen, als wir die Leiche fanden – war das nur Tarnung, oder gilt es immer noch?«
    »Sie begann tatsächlich an Gesicht und Kinn abzuklingen. Bis Mitternacht war sie ganz vorbei.«
    »Danke. Das ist immerhin wieder etwas Handgreifliches. Ich liebe handgreifliche Tatsachen, und von denen gibt es in diesem Fall enttäuschend wenige. Trinken Sie nicht noch einen Whisky?«
    »Nein danke. Ich muß in meine Praxis. Auf ein andermal. Bis dann!«
    Wimsey blieb noch ein paar Augenblicke, nachdem Penberthy fort war, und rauchte nachdenklich. Dann drehte er seinen Stuhl zum Tisch, nahm ein Blatt Papier vom Regal und machte sich mit seinem Füllfederhalter ein paar Notizen zu dem Fall. Er war aber noch nicht weit damit, als einer der Clubdiener eintrat und nacheinander in alle Nischen sah, als suchte er jemanden.
    »Suchen Sie mich, Fred?«
    »Ihr Diener ist da, Mylord, und sagt, Sie möchten vielleicht von seiner Ankunft unterrichtet werden.«
    »Ganz recht, ich komme.« Wimsey nahm den Löschblock, um seine Notizen abzulöschen. Da änderte sich plötzlich sein Gesichtsausdruck. Die Ecke von einem Blatt Papier schaute aus dem Block hervor. Getreu dem Grundsatz, daß nichts zu unbedeutend ist, um es sich anzusehen, schob Wimsey einen neugierigen Finger zwischen die Seiten des Blocks und zog das Blatt hervor. Es trug ein paar achtlos und unsicher hingekritzelte Angaben über Geldsummen. Wimsey betrachtete sie eine Weile aufmerksam, dann schüttelte er den Löschblock, ob nicht noch mehr darin steckte. Er faltete das Blatt Papier, indem er es vorsichtig nur an den Ecken anfaßte, steckte es in einen Umschlag und legte diesen in seine Brieftasche. Als er aus der Bibliothek kam, sah er Bunter mit Kamera und Stativ in der Eingangshalle stehen.
    »Ah, da sind Sie ja, Bunter. Einen Augenblick noch, ich muß rasch mal den Manager sprechen.« Er warf einen Blick ins Büro und fand Culyer in ein paar Abrechnungen vertieft.
    »Ach, sagen Sie, Culyer – guten Morgen und so weiter – ja, danke, ekelhaft gesund, wie immer – sagen Sie, erinnern Sie sich noch, wie der alte Fentiman neulich auf so rücksichtslose Weise das Zeitliche gesegnet hat?«
    »Das vergesse ich so schnell nicht«, sagte Culyer mit schmerzlich verzogenem Gesicht. »Ich habe schon drei Beschwerden von Wetheridge hier – eine, weil die Dienstboten die Sache nicht früher gemerkt haben, unaufmerksame Bande und so; die zweite, weil die Leute vom Beerdigungsinstitut die Leiche an seinem Zimmer vorbeitragen mußten und ihn gestört haben; die dritte, weil irgend jemandes Anwalt hier war und ihm Fragen gestellt hat – dazu düstere Andeutungen über defekte Telefone und fehlende Seife im Waschraum. Ein Clubmanager ist nicht zu beneiden.«
    »Sie tun mir ja so leid«, meinte Wimsey

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