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Aerger im Bellona-Club

Aerger im Bellona-Club

Titel: Aerger im Bellona-Club Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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mit der Hingabe eines Kenners bei der Weinprobe. Mr. Murbles hingegen wurde immer schwermütiger, je tiefer sie in die Geschichte eindrangen. »Und was halten die Herren nun davon?« fragte Wimsey.
    Parker öffnete schon den Mund, um zu antworten, aber Mr. Murbles kam ihm zuvor.
    »Dieser Oliver scheint eine sehr schwer zu fassende Person zu sein«, sagte er.
    »Nicht wahr?« pflichtete Wimsey ihm trocken bei. »Fast wie die berühmte Mrs. Harris. Würde es Sie eigentlich überraschen zu hören, daß ich bei meinen diskreten Erkundigungen bei Gatti niemanden gefunden habe, der sich im entferntesten an einen Mr. Oliver erinnern kann, und daß sich nicht einmal einer erinnern kann, von Major Fentiman nach ihm gefragt worden zu sein?«
    »Ach du meine Güte!« sagte Mr. Murbles.
    »Du hast Fentiman sehr raffiniert das Heft aus der Hand genommen, indem du ihn mit deinem Privatdetektiv zum Charing Cross schicktest«, bemerkte Parker beifällig.
    »Ja, weißt du, ich hatte das dumme Gefühl, daß Oliver jedesmal auftauchte und wieder verschwand wie die Edamer Katze, sooft unsere Ermittlungen eine unerfreuliche Wendung zu nehmen schienen, und dagegen mußte einmal energisch vorgegangen werden.«
    »Sie wollen also, wenn ich Sie recht verstehe, andeuten«, sagte Mr. Murbles, »daß es diesen Oliver in Wirklichkeit gar nicht gibt?«
    »Oliver war die Mohrrübe vor der Nase des Esels«, sagte Peter. »Wobei meiner noblen Wenigkeit die Rolle des Esels zugedacht war. Da mir die Rolle nicht sonderlich lag, habe ich mir selbst eine Mohrrübe einfallen lassen, und zwar in Gestalt der >Spürhund-GmbH<. Und kaum war mein getreuer Spürhund zum Mittagessen gegangen, siehe, da setzte die Jagd nach Oliver von neuem ein. Auf und davon ist Freund Fentiman – und auf und davon ist Spürhund Nummer zwei, der – gut getarnt – die ganze Zeit da war, um ein Auge auf Fentiman zu haben. Warum allerdings Fentiman so weit gegangen ist, sich auf einen Wildfremden zu stürzen und ihm vorzuhalten, er sei Oliver, weiß ich nicht. Ich nehme an, daß sein Hang zur Gründlichkeit ihn in diesem Punkt ein wenig übertreiben ließ.«
    »Aber was hat Major Fentiman denn nun genau getan?« fragte Mr. Murbles. »Das ist eine sehr schmerzliche Geschichte, Lord Peter. Ich bin über die Maßen bestürzt. Haben Sie ihn im Verdacht, daß er – äh –?«
    »Nun«, sagte Wimsey, » daß etwas Komisches passiert war, wußte ich, kaum daß ich die Leiche des Generals gesehen hatte – als ich ihm die Morning Post so leicht aus den Händen nehmen konnte. Wenn er wirklich mit der Zeitung in der Hand gestorben wäre, hätten sich seine Finger in der Totenstarre so hineingekrallt, daß ich sie ihm mit Gewalt hätte öffnen müssen, damit sie die Zeitung losließen. Und dann das Kniegelenk!«
    »Da komme ich nicht ganz mit.«
    »Nun, Sie wissen doch, daß nach dem Tode eines Menschen früher oder später der Rigor mortis einsetzt, je nach Todesursache, Raumtemperatur und einigen anderen Bedingungen. Er beginnt an Gesicht und Kinn und breitet sich nach und nach über den ganzen Körper aus. Meist hält er etwa vierundzwanzig Stunden an und klingt dann allmählich wieder in derselben Reihenfolge ab, in der er begonnen hat. Wenn man aber während der Starreperiode ein Gelenk mit Gewalt löst, wird es nicht wieder steif, sondern bleibt locker. Aus diesem Grunde ruft man in Krankenhäusern, wenn die Schwestern unachtsam einen Patienten mit angezogenen Knien haben sterben und steif werden lassen, den Dicksten vom ganzen Personal, damit er sich auf die Knie des Toten setzt und die Gelenke wieder losbricht.«
    Mr. Murbles schüttelte sich angewidert. »Wenn man also dieses Kniegelenk und den allgemeinen Zustand der Leiche betrachtete, war von Anfang an klar, daß jemand sich am General zu schaffen gemacht haben mußte. Penberthy wußte das natürlich auch, aber als Arzt wollte er nicht unbedingt für Aufsehen sorgen, wenn es sich vermeiden ließ. So etwas zahlt sich nämlich nicht aus.«
    »Wahrscheinlich nicht.«
    »Nun, und dann kamen Sie zu mir, Sir, und bestanden darauf, Aufsehen zu erregen. Ich habe Sie ja gewarnt, daß man schlafende Hunde nicht wecken sollte.«
    »Ich wünschte, Sie hätten sich deutlicher ausgedrückt.«
    »Wären Sie dann bereit gewesen, die Sache zu vertuschen?«
    »Hm«, machte Mr. Murbles und putzte seine Brille.
    »Eben. Der nächste Schritt war also der Versuch, festzustellen, was in der Nacht vom 10. auf den 11. November und am Morgen des 11.

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