Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aerger im Bellona-Club

Aerger im Bellona-Club

Titel: Aerger im Bellona-Club Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
Vom Netzwerk:
in Gewahrsam gebe?«
    »Das steht ganz in Eurer Lordschaft Belieben«, antwortete der Sekretär mit listigem Grinsen. »Gleich um die Ecke steht ein Polizist, wenn Sie unbedingt Aufsehen erregen möchten.«
    Wimsey sah ihn ein paar Sekunden an, dann lachte er plötzlich.
    »Wann haben Sie eigentlich Mr. Pritchard zuletzt gesehen? Los, heraus damit! Gestern? Heute vormittag? Haben Sie ihn nach dem Mittagessen noch einmal gesehen?«
    Ein Schatten von Unsicherheit huschte über das Gesicht des Mannes.
    »Nein? Ich bin sicher, daß Sie ihn nicht gesehen haben. Oder doch?«
    »Und warum nicht, Mylord?«
    »Gehen Sie mal schön zu Mr. Pritchard zurück«, sagte Wimsey mit Nachdruck, wobei er seinen Gefangenen zur Unterstreichung seiner Worte sanft am Kragen schüttelte, »und wenn er seine Anordnungen nicht zurückzieht und Sie von Ihrem Schnüffelauftrag zurückpfeift (bei dem Sie sich, nebenbei bemerkt, sehr dilettantisch anstellen), schenke ich Ihnen fünf Pfund. Verstanden? Und jetzt hauen Sie ab. Ich weiß, wo ich Sie finde, und Sie wissen, wo Sie mich finden. Gute Nacht, und möge Morpheus über Ihrem Bette schweben und Ihren Schlummer segnen. Da kommt unser Taxi.«

13

Schippen sind Trumpf

    Es war kurz vor ein Uhr, als die drei Männer aus dem erhabenen Portal des Bellona-Clubs traten. Mr. Murbles war sehr bedrückt. Wimsey und Parker trugen die feierlich-zufriedene Miene derer zur Schau, deren Rechnungen aufgegangen sind. Sie hatten den Kratzer gefunden. Sie hatten auch den Nagel in der Bank gefunden. Ja, selbst den Teppich hatten sie gefunden. Und darüber hinaus hatten sie Mr. Olivers Herkunft ergründet. Bei der Rekonstruktion der Tat hatten sie sich in die hinterste Nische der Bibliothek gesetzt, wie Robert Fentiman dort gesessen haben mochte, die Blicke um sich schweifen lassend, während er fieberhaft überlegte, wie er diesen höchst ungelegenen Todesfall verbergen und vertuschen könne. Sie hatten bemerkt, wie die vergoldeten Buchstaben auf einem Buchrücken das Licht der abgedunkelten Leselampe reflektierten: Oliver Twist. Der Name, zunächst nur unbewußt wahrgenommen, hatte sich dann eine Stunde später wie von selbst angeboten, als Fentiman von der Charing Cross Station aus angerufen hatte und aus dem Stegreif schnell einen Namen erfinden mußte.
    Und schließlich hatten sie den widerstrebenden Mr. Murbles in die Telefonzelle gepfercht, und Parker hatte demonstriert, daß ein einigermaßen großer, kräftiger Mann den leichten, dürren Leichnam ohne weiteres aus der Zelle herausholen, in den Rauchsalon tragen und in den Ohrensessel am Kamin hatte legen können, alles zusammen in knapp vier Minuten.
    Mr. Murbles unternahm einen letzten Rettungsversuch für seinen Klienten.
    »Mein lieber Lord Peter, den ganzen Morgen waren Leute im Rauchsalon. Wenn es so gewesen wäre, wie Sie meinen, wie hätte Fentiman sichergehen können, daß er die vier oder auch nur drei Minuten unbeobachtet war, während er die Leiche brachte?«
    »Waren den ganzen Morgen Leute da, Sir? Wirklich? Gab es nicht einen Zeitraum, zu dem man sicher sein konnte, daß alle entweder draußen auf der Straße oder auf dem großen Balkon sein würden, der unterhalb der Fenster im ersten Stock entlangläuft, um zu sehen – und zu hören? Sie wissen, daß Waffenstillstandstag war.«
    Mr. Murbles wurde von Entsetzen gepackt. »Die zwei Schweigeminuten? – Gott sei meiner Seele gnädig! Wie abscheulich! Wie – blasphemisch! Wahrhaftig, ich finde keine Worte. Das ist das Schändlichste, was ich je gehört habe. In einem Augenblick, da unser aller Gedanken bei den tapferen Männern sein sollten, die ihr Leben für uns hingegeben haben – einen solchen Betrug zu begehen – ein solch ehrfurchtsloses Verbrechen –«
    »Eine halbe Million ist recht viel Geld«, meinte Parker nachdenklich.
    »Entsetzlich!« sagte Mr. Murbles.
    »Trotzdem«, meinte Wimsey, »was gedenken Sie nun zu tun?«
    »Zu tun?« entfuhr es dem Anwalt entrüstet. »Zu tun? Robert Fentiman wird sich auf der Stelle zu diesem schändlichen Komplott bekennen. Bei meiner Seele! Sich vorzustellen, daß ich in so etwas hineingezogen wurde! Er wird sich für die Zukunft einen anderen Anwalt suchen müssen. Wir müssen Pritchard alles erklären und uns entschuldigen. Ich weiß wirklich kaum, wie ich ihm so etwas beibringen soll.«
    »Mir kommt es so vor, als ob er schon einiges davon ahnte«, sagte Parker gelassen. »Warum hätte er sonst seinen Sekretär geschickt, um Wimsey und

Weitere Kostenlose Bücher