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Aerger im Bellona-Club

Aerger im Bellona-Club

Titel: Aerger im Bellona-Club Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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November eigentlich mit dem General passiert war. Und kaum kam ich in seine Wohnung, sah ich mich zwei einander völlig widersprechenden Indizien gegenüber. Das erste war die Geschichte mit diesem Oliver, die im ersten Moment mehr oder weniger plausibel klang. Und das zweite war Woodwards Aussage bezüglich seiner Kleidung.«
    »Was war denn damit?«
    »Ich habe ihn doch gefragt, ob er irgend etwas aus oder von der Kleidung entfernt habe, nachdem er diese aus der Garderobe des Bellona-Clubs abgeholt hatte, und das verneinte er. Sein Gedächtnis erschien mir in anderen Punkten recht zuverlässig, und von seiner Ehrlichkeit und Geradheit war ich überzeugt. Somit sah ich mich zu der Schlußfolgerung gezwungen, daß der General, egal wo er die Nacht verbracht hatte, am nächsten Morgen mit Sicherheit keinen Fuß auf die Straße gesetzt hat.«
    »Wieso?« fragte Mr. Murbles. »Was hatten Sie an seiner Kleidung zu finden erwartet?«
    »Aber, Sir, bedenken Sie doch, was für ein Tag das war! Der 11. November. Ist es vorstellbar, daß der alte Herr, wenn er am Waffenstillstandstag als freier Mensch durch die Straße gegangen wäre, den Bellona-Club ohne seine Mohnblume betreten hätte? Ein Patriot und Militarist wie er? Das war wirklich undenkbar.«
    »Wo war er denn? Und wie ist er in den Club gekommen? Denn dort war er schließlich.«
    »Stimmt. Er war da – im Zustand eines fortgeschrittenen Rigor mortis. Nach Penberthys Aussage – die ich mir übrigens von der Frau, die den Leichnam aufgebahrt hat, später habe bestätigen lassen – war die Totenstarre sogar schon wieder im Abklingen. Selbst wenn man nun die Wärme des Zimmers und alles mögliche sonst berücksichtigt, muß er lange vor zehn Uhr morgens, seiner gewohnten Ankunftszeit im Club, tot gewesen sein.«
    »Aber mein lieber Junge, das ist doch nun weiß Gott unmöglich! Es kann ihn niemand tot hineingetragen haben. Das hätte doch jemand bemerkt.«
    »Allerdings. Und das komische ist, daß ihn überhaupt niemand hat ankommen sehen. Mehr noch, am Abend zuvor hat ihn auch niemand weggehen sehen. General Fentiman – eine der bekanntesten Figuren im Club. Und der scheint plötzlich unsichtbar geworden zu sein. Wissen Sie, das geht nicht an.«
    »Wie erklären Sie sich das denn? Daß er in dieser Nacht im Club geschlafen hat?«
    »Ich glaube, daß er in dieser Nacht sehr tief und friedlich geschlafen hat – im Club.«
    »Sie erschrecken mich unsäglich«, sagte Mr. Murbles. »Wenn ich Sie richtig verstehe, wollen Sie sagen, daß er bereits –«
    »– am Abend zuvor gestorben ist. Jawohl.«
    »Aber er kann nicht die ganze Nacht im Salon gesessen haben. Die Dienstboten hätten ihn doch dann bemerken müssen.«
    »Natürlich. Aber es lag in jemandes Interesse, dafür zu sorgen, daß sie ihn nicht bemerkten. Dieser Jemand wollte den Anschein erwecken, er sei erst am nächsten Tag gestorben – nach Lady Dormer.«
    »Robert Fentiman.«
    »Genau.«
    »Aber woher wußte Robert Fentiman von Lady Dormer?«
    »Tja! Das ist der Punkt, mit dem ich noch nicht ganz glücklich bin. George hat nach dem Besuch des alten Herrn bei seiner Schwester mit dem General gesprochen. George streitet ab, daß der General ihm gegenüber etwas von dem Testament erwähnt habe, aber wenn George an dem Komplott beteiligt ist, muß er das natürlich leugnen. Ich mache mir richtige Sorgen um George.«
    »Was hatte er zu gewinnen?«
    »Nun, wenn Georges Informationen für Robert eine halbe Million bedeuteten, konnte er wohl damit rechnen, einen Teil der Beute abzubekommen, meinen Sie nicht?«
    Mr. Murbles stöhnte.
    »Paß mal auf«, mischte Parker sich ein, »das ist ja eine ganz nette Theorie, Peter, aber angenommen, der General ist wirklich, wie du sagst, am Abend des 10. November gestorben – wo war dann die Leiche? Wie Mr. Murbles schon sagt, sie wäre ein bißchen augenfällig gewesen, wenn sie einfach irgendwo herumgelegen hätte.«
    »Nein, nein!« rief Mr. Murbles, den eine Idee gepackt hatte. »So sehr diese Vorstellung mich auch abstößt, aber eine Schwierigkeit sehe ich darin nicht. Robert Fentiman wohnte um diese Zeit im Club. Zweifellos ist der General in Roberts Zimmer gestorben und wurde dort bis zum nächsten Morgen versteckt gehalten.«
    Wimsey schüttelte den Kopf. »Das geht nicht. Ich glaube, daß der Hut und Mantel des Generals in Roberts Zimmer waren, aber die Leiche kann dort nicht gut gewesen sein. Überlegen Sie mal, Sir. Hier ist ein Foto von der Eingangshalle mit der

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