Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aerger im Bellona-Club

Aerger im Bellona-Club

Titel: Aerger im Bellona-Club Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
Vom Netzwerk:
nein!«
    »Keine Tropfen oder Tabletten, nichts dergleichen?«
    »Ganz bestimmt nicht; die Medikamente befanden sich in meinem Zimmer.«
    »Es lag nichts auf dem Nachttisch oder auf dem Kaminsims?«
    »Neben dem Bett stand ein Becher Listerinlösung, um der Patientin dann und wann den Mund auszuspülen, das war alles.«
    »Und Listerin enthält kein Digitalin – nein, natürlich nicht. Na schön, und wer brachte den Cognac?«
    »Das Mädchen ist zu Mrs. Mitcham gegangen, um welchen zu holen. Ich hätte natürlich welchen oben bei mir haben müssen, aber die Patientin konnte ihn nicht bei sich behalten. Manche können das nämlich nicht.«
    »Hat das Mädchen ihn sofort zu Ihnen gebracht?«
    »Nein – sie hat unterwegs Miss Dorland verständigt. Natürlich hätte sie sofort den Cognac bringen und dann erst zu Miss Dorland gehen sollen – aber mit diesen Mädchen hat man ja immerzu Ärger, wie Sie wahrscheinlich selbst wissen.«
    »Hat Miss Dorland den Cognac sofort gebracht –« begann Parker, aber Schwester Armstrong unterbrach ihn.
    »Wenn Sie glauben, daß sie das Digitalin in den Cognac getan hat, Konstabler, das können Sie sich aus dem Kopf schlagen. Wenn er um halb vier so eine große Dosis – auch noch in gelöster Form – eingenommen hätte, wäre er viel früher zusammengebrochen.«
    »Sie scheinen mit dem Fall sehr gut vertraut zu sein, Schwester.«
    »O ja. Das hat mich natürlich interessiert, wo Lady Dormer doch meine Patientin gewesen ist.«
    »Selbstverständlich. Trotzdem: Hat Miss Dorland den Cognac sofort zu Ihnen gebracht?«
    »Ich glaube, ja. Ich hörte Nellie auf dem Gang entlangkommen und wollte nach ihr rufen, aber als ich die Tür aufmachte, sah ich Miss Dorland schon mit dem Cognac in der Hand aus ihrem Atelier kommen.«
    »Und wo war Nellie da?«
    »Sie war gerade wieder am Ende des Ganges und wollte zum Telefon hinuntergehen.«
    »Jedenfalls könnte Miss Dorland nicht länger als zehn Sekunden mit dem Cognac allein gewesen sein«, sagte Peter bedächtig. »Und wer hat ihn dem General gegeben?«
    »Ich. Ich habe ihn Miss Dorland an der Tür aus der Hand genommen und ihm sofort gegeben. Es schien ihm da schon besser zu gehen, und er hat nur ein bißchen davon genippt.«
    »Haben Sie ihn dann wieder allein gelassen?«
    »Nein. Miss Dorland ist auf den Gang hinausgegangen, um zu sehen, ob das Taxi bald käme.«
    »Sie war also nie mit ihm allein?«
    »Keine Sekunde.«
    »Mochten Sie Miss Dorland, Schwester? Ich meine, ist sie ein netter Mensch?« Peter hatte so lange Zeit nichts gesagt, daß Parker richtig erschrak.
    »Sie war immer sehr nett zu mir«, sagte Schwester Armstrong. »Eine attraktive Frau würde ich sie nicht nennen, nicht für meinen Geschmack.«
    »Hat sie je in Ihrer Nähe über Lady Dormers Testamentsverfügungen gesprochen?« griff Parker Wimseys vermeintlichen Gedankengang auf.
    »Nein – nicht direkt. Aber ich erinnere mich, wie sie einmal über ihre Malerei gesprochen hat, und da hat sie gesagt, sie mache das nur aus Liebhaberei, denn ihre Tante würde schon dafür sorgen, daß sie immer genug zum Leben habe.«
    »Das stimmt allerdings«, sagte Parker. »Ungünstigstenfalls würde sie zwölftausend Pfund bekommen, die ihr, klug angelegt, zwischen sechs- und siebenhundert im Jahr einbringen würden. Sie hat nichts davon gesagt, daß sie damit rechne, einmal sehr reich zu werden?«
    »Nein.«
    »Auch nie etwas über den General?«
    »Kein Wort.«
    »War sie glücklich?«
    »Sie hat sich natürlich Sorgen gemacht, weil ihre Tante so krank war.«
    »Das meine ich nicht. Sie gehören zu den Menschen, die viel beobachten – Krankenschwestern haben da ein geübtes Auge, wie ich bemerkt habe. Ist sie Ihnen vorgekommen wie jemand, der – sozusagen mit sich und der Welt im reinen war?«
    »Sie gehörte zu der stilleren Sorte. Aber – doch, ich würde schon sagen, daß sie zufrieden war.«
    »Schlief sie gut?«
    »O ja, sie hatte einen gesunden Schlaf. Es war nicht einfach, sie zu wecken, wenn man nachts etwas brauchte.«
    »Hat sie viel geweint?«
    »Sie hat über den Tod der alten Dame geweint. Sie war sehr traurig darüber.«
    »Sie hat also ganz natürliche Tränen vergossen und so, aber nicht herumgelegen und Heulkrämpfe bekommen und dergleichen?«
    »Du lieber Himmel, nein!«
    »Wie war ihr Gang?«
    »Ihr Gang?«
    »Ja, ihr Gang. Würden Sie ihn vielleicht schlaff nennen?«
    »Nein – flink und munter.«
    »Was hatte sie für eine Stimme?«
    »Nun, die Stimme gehörte

Weitere Kostenlose Bücher