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Aerger im Bellona-Club

Aerger im Bellona-Club

Titel: Aerger im Bellona-Club Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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zu ihren angenehmen Seiten. Ziemlich tief für eine Frau, aber – klangvoll würde ich sie nennen. Melodiös«, sagte Schwester Armstrong mit leisem Kichern, »wie man so etwas in Romanen beschreibt.«
    Parker öffnete den Mund und schloß ihn wieder.
    »Wie lange sind Sie nach Lady Dormers Tod noch im Haus geblieben?« setzte Wimsey die Befragung fort.
    »Bis kurz nach dem Begräbnis, denn es hätte ja sein können, daß Miss Dorland jemanden brauchte.«
    »Haben Sie, bevor Sie fortgingen, etwas von Anwälten und diesem Streit wegen des Testaments gehört?«
    »Unten wurde darüber gesprochen. Miss Dorland selbst hat mir nichts darüber erzählt.«
    »Wirkte sie beunruhigt?«
    »Davon habe ich nichts gemerkt.«
    »Hatte sie irgendwelche Bekannte bei sich um diese Zeit?«
    »Nicht im Haus. Sie ist mal einen Abend fortgegangen, um Freunde zu besuchen. Ich glaube – das war an dem Abend, bevor ich ging. Sie hat nicht gesagt, was das für Freunde waren.«
    »Aha. Ich danke Ihnen, Schwester.«
    Parker hatte keine Fragen mehr, und so verabschiedeten sie sich.
    »Also«, sagte Parker, »wie einem Menschen nur die Stimme dieser Frau gefallen kann –«
    »Ist dir das aufgefallen? Charles, meine Theorie bestätigt sich. Das ist mir gar nicht lieb. Ich hätte mich lieber geirrt. Mir wär's lieber, du würdest mich mitleidig ansehen und zu mir sagen: >Ich hab's dir ja gesagt.< Stärker kann ich es nicht mehr ausdrücken.«
    »Deine Theorien soll der Teufel holen!« sagte Parker. »Für mich sieht es so aus, als ob wir die Idee fahrenlassen müßten, daß General Fentiman das Gift am Portman Square bekommen hat. Sagtest du übrigens nicht, du hättest die Dorland bei den Rushworths getroffen?«
    »Nein, ich habe gesagt, ich hoffte sie dort zu treffen, aber sie war nicht da.«
    »Ach so. Na ja, das reicht im Moment. Wie wär's mit Mittagessen?«
    Gerade in diesem Augenblick bogen sie um die Straßenecke und rannten Salcombe Hardy, der soeben aus der Harley Street kam, mitten in die Arme. Wimsey packte plötzlich Parkers Arm. »Ich hab's!« sagte er.
    »Was?«
    »Ich weiß jetzt, an wen mich das Porträt erinnert. Das sage ich dir aber später.«
    Auch Sally schien mit den Gedanken beim Essen zu sein. Er war sogar mit Waffles Newton im Falstaff verabredet. Und so gingen sie alle drei zusammen ins Falstaff.
    »Und wie läuft's denn so?« fragte Sally, nachdem er Rindfleisch mit Karotten bestellt hatte.
    Er sah Parker offen an, aber der schüttelte den Kopf.
    »Ihr Freund ist ein verschwiegener Mensch«, sagte Sally zu Peter. »Ich schließe daraus, daß die Polizei einer konkreten Spur nachgeht – oder sind wir am Punkt völliger Ratlosigkeit angekommen? Oder sollen wir gar sagen, daß eine Verhaftung unmittelbar bevorsteht?«
    »Erzählen Sie uns Ihre Version, Sally. Ihre Meinung ist soviel wert wie jede andere.«
    »Ach was, meine Meinung! Die gleiche wie Ihre – wie die von allen. Die Frau war natürlich mit dem Doktor im Bunde. Liegt doch auf der Hand, oder nicht?«
    »Vielleicht«, sagte Parker vorsichtig. »Aber das ist schwer zu beweisen. Wir wissen natürlich, daß sie beide manchmal bei den Rushworths waren, aber es gibt keinen Beweis dafür, daß sie sich gut kannten.«
    »Aber du Dummkopf, sie –« platzte es aus Wimsey heraus. Dann klappte er den Mund vernehmlich wieder zu. »Nein, ich sag's nicht. Kriegt das gefälligst selbst heraus.«
    Die Erleuchtung überkam ihn in großen Wellen. Jedes Lichtpünktchen löste Myriaden anderer aus. Jetzt wurde ein Datum erhellt, dann ein Satz. Seine innere Erleichterung wäre überwältigend gewesen, hätte es nicht im Allerinnersten noch diese eine nagende Unsicherheit gegeben. Am meisten plagte ihn das Porträt. Gemalt als Erinnerung, gemalt, um ein geliebtes Gesicht festzuhalten – dann mit dem Gesicht zur Wand gestellt und dem Staub überlassen.
    Sally und Parker unterhielten sich.
    »... moralische Gewißheit ist nicht dasselbe wie ein Beweis.«
    »Höchstens wenn wir beweisen können, daß sie die Testamentsbestimmungen kannte ...«
    »... warum bis zum letzten Moment warten? Es wäre jederzeit gefahrlos möglich gewesen ...«
    »Sie hielten es wahrscheinlich nicht für notwendig. Es sah doch so aus, als ob die alte Dame ihn mit Leichtigkeit überleben würde. Wenn sie nicht diese Lungenentzündung bekommen hätte ...«
    »Trotzdem hatten sie fünf Tage Zeit.«
    »Schon – aber vielleicht hat sie es erst an Lady Dormers Todestag erfahren ...«
    »Sie könnte es ihr da

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