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Aerger im Bellona-Club

Aerger im Bellona-Club

Titel: Aerger im Bellona-Club Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Mackenzie – Storm Jameson – ja – aha.«
    »Die medizinischen Sachen sind hier drüben.«
    »Oh! – Ein paar Lehrbücher – erste Schritte in der Chemie. Was liegt da hinten im Bücherschrank? Louis Berman, ja? Das innere Gleichgewicht. Und hier ist Warum wir uns wie Menschen verhalten. Und Julian Huxleys Essays. Ein energischer Versuch zur Selbsterziehung, wie?«
    »Die Frauen stürzen sich heutzutage auf so etwas.«
    »Ja – gar nicht nett, wie? Hallo!«
    »Was ist?«
    »Hier drüben bei der Couch. Das sind wohl die jüngsten Hummerschalen. Austin Freeman – Austin Freeman – Austin Freeman – heilige Neune! Die muß sie am Meter bestellt haben. Durch die Wand – das ist ein guter Kriminalroman, Charles – alles über Folterverhöre – Isabel Ostrander – dreimal Edgar Wallace – das Mädchen hat geradezu in Verbrechen geschwelgt!«
    »Würde mich nicht wundern«, sagte Parker mit Nachdruck. »Bei diesem Freeman kann man allerlei über Giftmord und Testamente und so weiter nachlesen.«
    »Stimmt.« Wimsey wog Ein stummer Zeuge leicht in der Hand und legte ihn wieder weg. »In dem hier geht es zum Beispiel um diesen Kerl, der jemanden ermordet und kühl gelagert hat, bis er die Leiche loswerden konnte. Das wäre was für Robert Fentiman.«
    Parker grinste.
    »Ein bißchen umständlich für den Normalverbrecher. Aber ich könnte mir vorstellen, daß jemand aus solchen Büchern seine Ideen bezieht. Möchtest du dir die Bilder anschauen? Sie sind ziemlich schrecklich.«
    »Bring mir's nicht so schonend bei. Zeig mir die schrecklichsten zuerst ... O Gott!«
    »Also, mir tut das weh«, sagte Parker, »aber ich dachte, das läge vielleicht an meinem mangelnden Kunstverstand.«
    »Es ist dein natürlicher guter Geschmack. Was für gräßliche Farben, und noch gräßlichere Formen!«
    »Um Formen kümmert sich doch heutzutage kein Mensch mehr, oder?«
    »Ha, aber es gibt doch einen Unterschied zwischen dem, der Formen malen kann, aber nicht will, und dem, der es gar nicht erst kann. Weiter. Sehen wir uns die übrigen an.«
    Parker zeigte sie ihm eins nach dem andern. Wimsey sah sie sich alle kurz an. Er hatte den Pinsel und die Palette zur Hand genommen und befühlte sie, während er sprach.
    »Diese Gemälde«, sagte er, »stammen von einer gänzlich unbegabten Person, die außerdem noch versucht, den Manierismus einer sehr fortschrittlichen Schule zu imitieren. Übrigens, du hast natürlich selbst schon gemerkt, daß sie in den letzten Tagen noch gemalt und dann plötzlich angewidert damit aufgehört hat. Sie hat die Farben auf der Palette gelassen, und die Pinsel stehen immer noch im Terpentin, wo sich allmählich die Borsten hochbiegen, so daß sie völlig unbrauchbar werden. Das läßt tief blicken. Der – Moment! Laß mich das noch einmal ansehen.«
    Parker hatte ihm den Kopf des hohlwangigen, schielenden Mannes gezeigt, von dem er Wimsey schon erzählt hatte.
    »Stell das mal auf die Staffelei. Das ist ja sehr interessant. Die anderen sind, wie du siehst, lauter Versuche, den Stil anderer zu imitieren, aber das hier – das ist ein Versuch, die Natur nachzuahmen. Warum? Es ist ein schlechter Versuch, aber das war für jemanden gedacht. Und es wurde viel daran gearbeitet. Was hat sie wohl dazu gebracht?«
    »Nun, seine Schönheit bestimmt nicht.«
    »Nein? Aber es muß einen Grund gehabt haben. Dante hat, wie du dich vielleicht erinnerst, einmal einen Engel gemalt. Kennst du den Limerick von dem alten Mann aus Athen?«
    »Was hat er gemacht?«
    »Hatt zwei Schafe im Wohnzimmer stehn. Sie erinnern mich sehr an zwei Freunde (sprach er), doch wußte er nicht mehr, an wen.«
    »Wenn dich das an jemanden erinnert, den du kennst, möchte ich mit deinen Freunden nichts zu tun haben. So eine häßliche Fratze habe ich mein Lebtag noch nicht gesehen.«
    »Schön ist er wirklich nicht. Aber ich glaube, der finstere Blick kommt von der Unfähigkeit des Künstlers. Wenn man nicht zeichnen kann, kriegt man es selten hin, daß die Augen in dieselbe Richtung gucken. Deck mal ein Auge zu, Charles – nein, nicht deins, auf dem Porträt.«
    Parker tat wie geheißen.
    Wimsey schaute wieder hin und schüttelte den Kopf.
    »Ich komme im Moment nicht darauf«, sagte er. »Wahrscheinlich ist es auch niemand, den ich kenne. Aber wer es auch ist, dir sagt doch sicher dieses Zimmer etwas.«
    »Mir sagt es«, antwortete Parker, »daß die Frau ein größeres Interesse an Verbrechen und Chemie an den Tag gelegt hat, als unter

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