Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aerger im Bellona-Club

Aerger im Bellona-Club

Titel: Aerger im Bellona-Club Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
Vom Netzwerk:
ihm den Polizisten sah. Wimsey schämte sich, und seine Scham beschämte auch Parker.
    »Du solltest etwas frühstücken«, sagte Parker. Seine Stimme klang ihm in den eigenen Ohren gepreßt.
    »Nein – nein, danke, alter Freund. Ich fahre nach Hause, nehme ein Bad und rasiere mich.«
    »Bitte, auch gut.«
    Eine Pause entstand.
    »Also, dann gehe ich jetzt lieber«, sagte Wimsey.
    »Ja«, sagte Parker wieder. »Gut.«
    »Äh – Adieu!« sagte Wimsey an der Tür.
    »Adieu!« sagte Parker.
    Die Schlafzimmertür ging zu. Die Wohnungstür ging zu. Die Haustür ging zu.
    Parker zog das Telefon heran und rief Scotland Yard an.

    *
    Die Atmosphäre im Büro munterte Parker wieder auf. Als erstes nahm ein Freund ihn beiseite und gratulierte ihm in vertraulichem Flüsterton.
    »Ihre Beförderung ist durch«, sagte der Freund. »Todsicher. Der Alte ist hochzufrieden. Das bleibt natürlich unter uns. Aber Sie haben Ihren Chefinspektor in der Tasche. Prima.«
    Um zehn Uhr traf dann die Nachricht ein, daß der vermißte Walmisley-Hubbard gefunden worden war. Er war in Hertfordshire auf einem abgelegenen Feldweg abgestellt worden. Er war in bester Ordnung, der Ganghebel stand im Leerlauf, und der Tank war voll. Offensichtlich hatte Fentiman ihn einfach stehengelassen und war fortgegangen, aber er konnte nicht weit weg sein. Parker leitete die notwendigen Maßnahmen für eine Suchaktion ein. Die Hektik und der Betrieb beruhigten ihn innerlich. Ob schuldig oder verrückt oder beides, George Fentiman mußte gefunden werden; das war eine Aufgabe, die es zu erledigen galt.
    Der Mann, den man geschickt hatte, um Mrs. Munns zu vernehmen (diesmal mit Durchsuchungsbefehl), kehrte mit den Flaschenscherben und den Tabletten zurück. Einer der Detektive, die Miss Dorland beschatteten, rief an, um zu melden, daß sie Besuch von einer jungen Frau bekommen habe und die beiden dann mit einem Koffer herausgekommen und in einem Taxi weggefahren seien. Maddison, der andere Detektiv, folgte ihnen. Parker sagte: »Gut, bleiben Sie vorerst, wo Sie sind«, und ließ sich die neue Entwicklung durch den Kopf gehen. Das Telefon klingelte wieder. Er dachte, es werde Maddison sein, aber es war Wimsey – diesmal ein entschieden forscher und fröhlicher Wimsey.
    »Paß auf, Charles, ich brauche etwas.«
    »Was?«
    »Ich möchte Miss Dorland besuchen.«
    »Das geht nicht. Sie ist irgendwohin weggefahren. Mein Detektiv hat sich noch nicht gemeldet.«
    »Oh! Das macht aber gar nichts. Eigentlich möchte ich nämlich nur ihr Atelier sehen.«
    »So? Nun, ich wüßte nicht, was dich daran hindern sollte.«
    »Wird man mich reinlassen?«
    »Wahrscheinlich nicht. Wir treffen uns dort, und ich nehme dich mit hinein. Ich wollte sowieso gerade weggehen. Ich muß mit der Schwester sprechen. Wir haben sie soeben erreicht.«
    »Heißen Dank. Hast du auch wirklich Zeit für mich?«
    »Ja. Ich würde gern deine Meinung hören.«
    »Freut mich, daß einer sie hören will. Ich fühle mich langsam wie ein Pelikan in der Wüste.«
    »Quatsch! Ich bin in zehn Minuten da.«

    *
    »Natürlich«, erklärte Parker, als er Wimsey ins Atelier geleitete, »haben wir alle Chemikalien und so weiter abtransportiert. Hier gibt's wirklich nicht mehr viel zu sehen.«
    »Na ja, das ist dein Geschäft. Mich interessieren die Bücher und Bilder. Hm! Weißt du, Charles, Bücher sind wie Hummerschalen. Wir umgeben uns damit, dann entwachsen wir ihnen und lassen sie hinter uns zurück, als Zeugen unserer früheren Entwicklungsstadien.«
    »Das stimmt«, sagte Parker. »Ich habe noch reihenweise Schuljungenbücher zu Hause – die ich jetzt natürlich nicht mehr anrühre. Und W. J. Locke – hab früher alles gelesen, was er geschrieben hat. Und Le Queux, und Conan Doyle und das alles.«
    »Und jetzt liest du theologische Abhandlungen. Was sonst noch?«
    »Nun, einiges von Hardy. Und wenn ich nicht zu müde bin, versuche ich mich an Henry James.«
    »Die subtilen Selbstbeobachtungen des unendlich Kultivierten. Hm. Also, fangen wir mal mit den Regalen neben dem Kamin an. Dorothy Richardson – Virginia Woolf – E. B. C. Jones – May Sinclair – Katherine Mansfield – die modernen Schriftstellerinnen sind gut vertreten, was? Galsworthy. Ja. Kein J. D. Beresford – kein Wells – kein Bennett. Mein Gott, eine ganze Reihe D. H. Lawrence. Ob sie den sehr oft liest?«
    Er griff sich wahllos Liebende Frauen heraus und klappte es auf und wieder zu.
    »Nicht gut abgestaubt, wie? Aber gelesen. Compton

Weitere Kostenlose Bücher