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Aerger im Bellona-Club

Aerger im Bellona-Club

Titel: Aerger im Bellona-Club Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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den herrschenden Umständen gut für sie ist.«
    Wimsey sah ihn eine Zeitlang an.
    »Ich wollte, ich könnte so denken wie du.«
    »Was denkst du denn?« verlangte Parker ungeduldig zu wissen.
    »Nein«, sagte Wimsey, »ich habe dir heute früh die Sache mit George berichtet, denn Medizinfläschchen sind Fakten, und Fakten darf man nicht verschweigen. Ich bin aber nicht verpflichtet, dir zu sagen, was ich denke.«
    »Du glaubst also nicht, daß Ann Dorland den Mord begangen hat?«
    »Das weiß ich nicht, Charles. Ich bin in der Hoffnung hierhergekommen, daß dieses Zimmer mir das gleiche sagen würde wie dir. Tut es aber nicht. Es sagt mir etwas anderes. Es sagt mir, was ich schon die ganze Zeit gedacht habe.«
    »Also, ich geb dir einen Penny, wenn du mir sagst, was du denkst«, versuchte Parker das Gespräch verzweifelt in der scherzhaften Bahn zu halten.
    »Nicht einmal für dreißig Silberlinge«, antwortete Wimsey traurig.
    Parker stellte die Bilder ohne ein weiteres Wort wieder an die Wand.

19

Lord Peter spielt Strohmann

    »Möchtest du mit mir zu dieser Schwester Armstrong kommen?«
    »Könnte ich eigentlich«, sagte Wimsey. »Man weiß ja nie.«
    Schwester Armstrong gehörte zu einem teuren Pflegeheim in der Great Wimpole Street. Sie war bisher noch nicht vernommen worden, denn sie war erst am Abend zuvor aus Italien zurückgekommen, wohin sie einen Invaliden begleitet hatte. Sie war groß, sah gut aus und hatte etwas Unnahbares an sich, etwa wie die Venus von Milo, und sie beantwortete Parkers Fragen so gelassen und sachlich, als handle es sich um Verbände und Fieberkurven.
    »O ja, Konstabler, ich erinnere mich noch ganz genau, wie der arme alte Herr ins Zimmer geführt wurde.«
    Parker hatte von Natur aus etwas dagegen, Konstabler genannt zu werden, aber ein Kriminalbeamter darf sich von solchen Kleinigkeiten nicht aus der Ruhe bringen lassen.
    »War Miss Dorland während des Gesprächs zwischen Ihrer Patientin und deren Bruder zugegen?«
    »Nur ein paar Sekunden. Sie hat den alten Herrn begrüßt, ihn ans Bett geführt und sich dann, als sie sah, daß die beiden miteinander zurechtkommen würden, zurückgezogen.«
    »Was verstehen Sie unter >miteinander zurechtkommen    »Nun ja, die Patientin nannte den alten Herrn beim Namen, und er antwortete, und dann nahm er ihre Hand und sagte: >Es tut mir so leid, Felicity; vergib mir<, oder so etwas Ähnliches, und sie sagte: >Es gibt nichts zu vergeben. Quäl dich nicht, Arthur.< Geweint hat er, der arme alte Mann. Dann hat er sich auf den Stuhl neben ihrem Bett gesetzt, und Miss Dorland ist hinausgegangen.«
    »Von dem Testament wurde nicht gesprochen?«
    »Solange Miss Dorland im Zimmer war, nicht, falls Sie das meinen.«
    »Angenommen, jemand habe später an der Tür gelauscht – könnte man draußen gehört haben, was gesprochen wurde?«
    »O nein! Die Patientin war sehr schwach und sprach sehr leise. Ich habe selbst die Hälfte von dem, was sie sagte, nicht mitbekommen.«
    »Wo waren Sie denn?«
    »Nun, ich bin hinausgegangen, weil ich dachte, die beiden wollten allein sein. Aber ich war in meinem Zimmer, und die Tür dazwischen war offen, so daß ich sie die meiste Zeit im Auge behalten konnte. Sie war schließlich so krank, und auch der alte Herr sah so schwach aus, da wollte ich nicht gern außer Hörweite sein. Sehen Sie, in unserm Beruf bekommen wir oft Dinge zu hören und zu sehen, über die wir nicht sprechen.«
    »Natürlich, Schwester – Sie haben bestimmt genau das Richtige getan. Nun, als Miss Dorland den Cognac brachte – da fühlte sich der General sehr elend?«
    »Ja – es ging ihm sehr schlecht. Ich habe ihn in den großen Sessel gesetzt und ihn vornübergebeugt, bis der Krampf nachließ. Er bat um seine Medizin, und ich habe sie ihm gegeben – nein, das waren keine Tropfen – es war Amylnitrit; das inhaliert man. Dann habe ich geläutet und das Mädchen nach dem Cognac geschickt.«
    »Amylnitrit – sind Sie sicher, daß er sonst nichts genommen hat?«
    »Vollkommen sicher; sonst war gar nichts da. Natürlich bekam Lady Dormer Strychnininjektionen, um ihr Herz in Gang zu halten, und wir hatten auch schon Sauerstoff versucht, aber ihm haben wir davon lieber nichts gegeben.«
    Sie lächelte selbstbewußt und herablassend.
    »Sie sagen also, Lady Dormer habe verschiedene Mittel bekommen. Lagen vielleicht Medikamente herum, die General Fentiman versehentlich in die Hand genommen und geschluckt haben könnte?«
    »Du lieber Himmel,

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