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Aerger im Bellona-Club

Aerger im Bellona-Club

Titel: Aerger im Bellona-Club Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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einen Riegel vorschieben, und zwar schnell«, sagte Parker, indem er verzweifelt einem Taxi zuwinkte, das vorbeirauschte und ihn ignorierte. »Ich wollte im Augenblick noch nichts unternehmen, weil wir noch nicht soweit sind, aber wir kommen in Teufels Küche, wenn die kleine Rushworth erst Penberthys Angetraute ist und wir sie nicht mehr als Zeugin auftreten lassen können. Das schlimme ist, wenn sie sich nicht davon abbringen läßt, können wir die Heirat nicht verhindern, ohne Penberthy zu verhaften. Und das ist sehr gefährlich, wenn man keine eigentlichen Beweise hat. Ich glaube, wir bestellen ihn am besten zur Vernehmung zum Yard und halten ihn fest.«
    »Ja«, sagte Wimsey. »Aber – hör doch mal, Charles.«
    Ein Taxi fuhr vor.
    »Was?« sagte Parker ungeduldig, den Fuß auf dem Trittbrett. »Mann, ich habe keine Zeit. Was ist?«
    »Ich – hör mal, Charles – das ist völlig verkehrt«, flehte Wimsey. »Du hast vielleicht die richtige Lösung, aber der Rechengang stimmt nicht. Wie es mir in der Schule immer ergangen ist, wenn ich die Lösung in der Klatsche nachgeguckt hatte und dann den Mittelteil frisieren mußte. Ich war ein Dummkopf. Das mit Penberthy hätte ich wissen müssen. Aber daran, daß man ihn bestochen oder korrumpiert hätte, damit er den Mord beging, glaube ich nicht. Das paßt nicht.«
    »Paßt nicht wozu?«
    »Zu dem Porträt. Oder den Büchern. Oder zu der Beschreibung, die Schwester Armstrong uns von Miss Dorland gegeben hat. Oder zu deiner eigenen Beschreibung von ihr. Die Erklärung ist äußerlich einwandfrei, aber ich könnte schwören, daß sie völlig falsch ist.«
    »Wenn sie äußerlich einwandfrei ist«, sagte Parker, »reicht mir das. Nicht jede Erklärung kann das für sich in Anspruch nehmen. Dir hat es nun mal dieses Porträt angetan. Das kommt wohl von deiner künstlerischen Veranlagung.«
    Aus irgendeinem Grunde führt das Wort »künstlerisch« oft zu den erschreckendsten Reaktionen bei Menschen, die von Kunst etwas verstehen.
    »Laß mich mit >künstlerisch< in Ruhe!« fauchte Wimsey wütend. »Ich bin ein ganz gewöhnlicher Mensch und habe Frauen kennengelernt und wie mit ganz normalen Menschen mit ihnen gesprochen –«
    »Du und deine Frauen«, unterbrach Parker ihn rüde.
    »Schön – ich und meine Frauen, na und? Man lernt dabei etwas. Du bist bei dieser Frau auf dem Holzweg.«
    »Ich habe schon mit ihr gesprochen und du nicht«, begehrte Parker auf. »Oder verschweigst du mir etwas? Du machst immerzu solche Andeutungen. Jedenfalls habe ich schon mit ihr gesprochen, und auf mich macht sie den Eindruck, als ob sie schuldig wäre.«
    »Und ich habe sie noch nicht gesprochen, und ich möchte beschwören, daß sie unschuldig ist.«
    »Du mußt es natürlich wissen.«
    »Zufällig kenne ich mich in so etwas aus.«
    »Ich fürchte, deine auf nichts gestützte Ansicht wird kaum ausreichen, um das Gewicht der Beweise aufzuheben.«
    »Richtige Beweise hast du ja gar keine, davon abgesehen. Du weißt nicht, ob die beiden je miteinander allein waren; du weißt nicht, ob Ann Dorland das Testament kannte; du kannst nicht beweisen, daß Penberthy das Gift verabreicht hat –«
    »Ich lasse mir keine grauen Haare darüber wachsen, daß ich die erforderlichen Beweise nicht noch bekommen werde«, erwiderte Parker gelassen, »sofern du mich hier nicht noch den ganzen Tag festhältst.« Er knallte die Taxitür zu.
    »Was ist das doch für ein abscheulicher Fall«, dachte Wimsey. »Das war nun heute schon der zweite dumme, unerfreuliche Streit. Was mag als nächstes kommen?« Er überlegte eine Weile.
    »Ich brauche Balsam für meine Seele«, entschied er. »Weibliche Gesellschaft ist angezeigt. In allen Ehren. Keine Emotionen. Ich werde mich bei Marjorie Phelps zum Tee einladen.«

20

Ann Dorland spielt Misère

    Die Ateliertür wurde ihm von einer Frau geöffnet, die er nicht kannte. Sie war nicht groß, eher gedrungen und etwas üppig. Noch ehe er ihr Gesicht sah, nahm er die breiten Schultern und den kräftigen Schwung ihrer Hüften wahr. Infolge des starken Lichts, das durch das vorhanglose Fenster hinter ihr fiel, blieb ihr Gesicht im Schatten; er sah nur das dichte schwarze Haar, das zu einem viereckigen Bubikopf mit Pony über der Stirn geschnitten war.
    »Miss Phelps ist nicht da.«
    »Oh – bleibt sie lange fort?«
    »Weiß ich nicht. Zum Abendessen wird sie zurück sein.«
    »Meinen Sie, ich dürfte hereinkommen und warten?«
    »Vermutlich ja, wenn Sie ein Freund von ihr

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