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Aerger im Bellona-Club

Aerger im Bellona-Club

Titel: Aerger im Bellona-Club Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Sadistisches, oder sonst eine Variante dieser beliebten modernen Vergnügungen?«
    »Ich glaube, Sie würden nicht mit der Wimper zucken, wenn es so wäre.«
    »Warum sollte ich auch? Noch Schlimmeres kann ich Ihnen jetzt kaum noch anbieten, höchstens, was Rose Macaulay als >unbeschreibliche Orgien< bezeichnet. Oder natürlich Krankheiten. Es handelt sich nicht um Lepra oder dergleichen?«
    »Was Sie für eine Phantasie haben!« rief sie und mußte wieder lachen. »Nein, es ist auch nicht Lepra.«
    »Also, was hat Ihnen der Kerl denn nun getan!«
    Ann Dorland lächelte schwach. »Es ist eigentlich gar nichts.«
    Wenn doch der Himmel nur verhindert, daß Marjorie Phelps jetzt reinkommt! dachte Wimsey. Gleich hab ich's heraus ... »Es muß schon etwas gewesen sein, wenn es Sie so aus dem Gleichgewicht bringt«, fuhr er laut fort. »Sie sind nicht die Frau, die sich von nichts aus der Bahn werfen läßt.«
    »Meinen Sie nicht?« Sie stand auf und sah ihm offen ins Gesicht. »Er hat gesagt ... er hat gesagt ... ich bildete mir Sachen ein ... Er hat gesagt ... ich sei sexbesessen. Ich nehme an, Sie würden es tatsächlich als etwas Freudsches bezeichnen«, fügte sie hastig hinzu, bevor sie zu einem häßlichen Purpurrot anlief.
    »Ist das alles?« fragte Wimsey. »Ich kenne Leute genug, die das als Kompliment auffassen würden ... Das tun Sie aber offensichtlich nicht. Hat er sich genauer über die Art dieser Besessenheit ausgelassen?«
    »O ja! Er hat mich mit diesen Gänsen verglichen, die um Kirchentüren schleichen und Pfarrern auflauern«, brach es zornig aus ihr hervor. »Das ist eine Lüge. Er hat – er hat so getan, als wenn er – mich wollte und so weiter. Der gemeine Lump! ... Ich kann Ihnen gar nicht wiederholen, was er gesagt hat ... und ich habe mich so zum Narren gemacht ...«
    Sie saß wieder auf der Couch und weinte – große, häßliche Tränen in Strömen – und schluchzte in die Kissen. Wimsey setzte sich neben sie.
    »Arme Kleine«, sagte er. Das steckte also hinter Marjories geheimnisvollen Andeutungen und Naomi Rushworth' hämischen Bemerkungen. Diese Frau hatte Liebesabenteuer gesucht, das war sicher; sich manche wohl auch nur eingebildet. Da war dieser Ambrose Ledbury gewesen. Normal und Unnormal trennt eine tiefe Schlucht, aber sie ist so schmal, daß Fehldeutungen leicht sind.
    »Passen Sie mal auf.« Er legte tröstend den Arm um Anns bebende Schulter. »Dieser Kerl – war es übrigens Penberthy?«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Oh – das Porträt und noch so einige Dinge. Dinge, die Sie einmal geliebt haben und dann verstecken und vergessen wollten. Er ist jedenfalls ein Schweinehund, wenn er so etwas zu Ihnen gesagt hat – selbst wenn es wahr wäre, was es nicht ist. Sie haben ihn, soviel ich weiß, bei den Rushworths kennengelernt – wann war das?«
    »Vor fast zwei Jahren.«
    »Waren Sie da schon in ihn verliebt?«
    »Nein, ich – nun, ich war in jemand andern verliebt. Aber das war ein Fehler. Er – das war einer von denen, Sie wissen schon.«
    »Die können nicht aus ihrer Haut«, versuchte Wimsey sie zu trösten. »Wann hat der Tausch dann stattgefunden?«
    »Der andere Mann zog fort. Und später ist Dr. Penberthy – ach, ich weiß nicht! Er hat mich ein paarmal nach Hause gebracht, und dann hat er mich einmal zum Essen eingeladen – in Soho.«
    »Hatten Sie um diese Zeit schon jemandem von Lady Dormers merkwürdigem Testament erzählt?«
    »Natürlich nicht. Wie sollte ich? Das habe ich doch selbst erst erfahren, nachdem sie tot war.« Ihr Erstaunen klang durchaus echt.
    »Was dachten Sie denn? Daß Sie das Geld bekämen?«
    »Ich wußte, daß ich etwas bekommen würde. Tantchen hatte mir gesagt, sie werde für mich sorgen.«
    »Natürlich waren auch die Enkel noch da.«
    »Ja, und ich dachte, sie würde ihnen das meiste hinterlassen. Schade, daß sie es nicht getan hat, die Ärmste. Dann hätte es all dieses schreckliche Theater nicht gegeben.«
    »So viele Leute verlieren den Kopf, wenn sie ihr Testament machen. Sie waren also um diese Zeit noch quasi ein Außenseiter. Hm! Hat der feine Dr. Penberthy Ihnen einen Heiratsantrag gemacht?«
    »Ich hatte es so aufgefaßt. Aber er streitet es ab. Wir hatten über die Gründung seiner Klinik gesprochen. Ich sollte ihm dabei helfen.«
    »Und da haben Sie die Malerei aufgegeben und sich auf Bücher und Erste-Hilfe-Kurse gestürzt. Wußte Ihre Tante von dieser Verlobung?«
    »Er wollte nicht, daß ich es ihr sagte. Es sollte unser

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