Aerzte zum verlieben Band 39
um und sprach ein paar Worte mit ihm. Der Mann verschwand und kam innerhalb weniger Augenblicke mit einem Laptop zurück.
Yusef klappte ihn auf. Das Hintergrundbild zeigte das Foto des süÃesten kleinen Mädchens, das Gemma je gesehen hatte.
âDas ist Fajellaâ, erklärte er bewegt. âIhre Mutter ist tot, im Kindbett gestorben.â
Er blickte auf und sah Gemma direkt an, in den Augen eine Entschlossenheit, die sie nur zu gut kannte. Die gleiche Entschlossenheit hatte sie erfüllt, als sie begann, das Frauenzentrum aufzubauen.
âWollen Sie, dass so etwas immer weitergeht? Ich wünsche mir, dass Sie mit mir kommen, damit nicht noch mehr Frauen sterben. Mich treibt die Sorge um das künftige Wohl meines Volkes, aber wie ist es mit Ihnen? Ist dieses mutterlose Kind nicht Grund genug, es sich zumindest zu überlegen?â
Er drehte den Laptop so, dass sie freien Blick auf das Foto des kleinen Mädchens hatte. Da wurde Gemma klar, dass so etwas Banales wie ihre Flugangst sie nicht davon abhalten durfte, sich für Frauen wie Fajellas Mutter einzusetzen. Und in weiterer Zukunft auch für Fajella selbst.
Sie wusste, dass sie Ja sagen würde.
4. KAPITEL
Bevor sie antworten konnte, rollte Abed, der zwischendurch das Zimmer verlassen hatte, auf einem Servierwagen die Desserts herein. Yusef beschrieb ihr jedes einzelne und nannte weiche, kehlige Namen, die sie sich nie würde merken können. Viele der feinen SüÃigkeiten enthielten Datteln, einige auch Ziegenmilch. Als Gemma vorsichtig probierte, bewunderte sie das Talent der Nomaden, wenige Zutaten zu köstlichen Speisen zu kombinieren.
âDa ist ein Aroma, das ich immer wieder herausschmecke, aber ich kann es nicht benennen.â Sie deutete auf einen zartrosa Pudding von milchiger Konsistenz, der besonders stark nach der mysteriösen Zutat schmeckte.
âRosenwasserâ, erklärte Abed und verbeugte sich dabei leicht in ihre Richtung. âEs findet bei uns vielfältige Verwendung. Rosen werden in unserem Land seit Tausenden von Jahren kultiviert.â
âMir scheint, man braucht ein ganzes Leben, um alles über Ihr Volk zu lernen.â
âMehr als einsâ, antwortete Abed ernst, während Yusef einen Pfirsich aus der Obstschale nahm, ihn schälte, in mundgerechte Stücke teilte und Gemma eins reichte.
Um Yusef nicht schon wieder versehentlich zu berühren, griff sie nur zaghaft danach, aber die saftige Frucht entglitt ihren Fingern und landete auf ihrer Brust, ehe sie sie auffangen konnte.
Eine Entschuldigung murmelnd, griff Yusef nach einer Serviette und betupfte den Fleck, wobei er ihr definitiv zu nahe kam, wie Gemma fand. Bemerkte er, dass sie unwillkürlich den Atem anhielt? Jedenfalls hob er den Kopf und sah ihr direkt in die Augen. Es durchfuhr sie heiÃ, und ein nie gekanntes Gefühl erfüllte sie, so intensiv und überwältigend, dass sie glaubte, er müsse es auch spüren.
Da richtete er sich auf. Schon war der verwirrende Augenblick vergangen, als sei nichts passiert.
âGestatten Sie mir, für die Reinigung aufzukommenâ, bot er ihr etwas steif an. âWenn Sie einverstanden sind, lasse ich Ihnen einen Bademantel bringen und sorge dafür, dass das Kleid sofort hier im Hotel gereinigt wird.â
Ich soll mich ausziehen und im Bademantel mit diesem Mann zusammensitzen? schoss es ihr panisch durch den Kopf. Schon die Vorstellung kam ihr so irrsinnig vor, dass sie zuerst kein Wort herausbrachte.
Oder lag es daran, dass sie versucht war, auf seinen Vorschlag einzugehen?
Unsinn!
âVielen Dank, das ist nicht nötigâ, sagte sie, nachdem sie sich gefangen hatte. âDas geht bei der nächsten Wäsche wieder raus. AuÃerdem habe ich den Pfirsich fallen lassen, nicht Sie.â
Er belieà es dabei, aber die Stimmung im Raum hatte sich verändert. Ob zum Guten oder zum Schlechten, das konnte Gemma nicht einschätzen.
Welcher Teufel hat dich geritten, an dem Fleck herumzuwischen? dachte Yusef gereizt. Fast ihre Brüste zu berühren? Als hätte er nicht schon genug Mühe, in Gegenwart dieses betörenden Rotschopfs seinen gewohnten Gleichmut zu bewahren!
Sie reinigte sich die Finger in der Schale, die Abed ihr reichte, und berührte vorsichtig die Rosenblätter, die auf dem Wasser trieben. Ihre langen, schmalen Finger waren mit winzigen Sommersprossen übersät und verliehen ihrer Haut einen
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