Aerzte zum verlieben Band 39
widersprechen. Mit Noura kannst du auch morgen noch reden.â
Eine gebieterische Handbewegung, und schon tauchte sein uniformierter Fahrer neben ihnen auf. Der Mann verbeugte sich und bedeutete ihr, ihm zu folgen.
Sie wollte nicht gehen, denn sie wusste, dass Yusef wieder in das halb zerstörte Gebäude zurückkehren würde, um weiter nach Verletzten zu suchen. Doch als sie ihm in das mit Ruà und Staub bedeckte Gesicht blickte, wurde ihr klar, dass sie ihn nicht davon abhalten konnte.
âSei vorsichtig, bitte!â, beschwor sie ihn leise.
Ein leichtes Lächeln, kurz blitzten weiÃe Zähne auf. âNatürlich.â Damit wandte er sich ab, um in das rauchende Chaos unterzutauchen, wo Händler verzweifelt versuchten, von ihren Waren zu retten, was noch zu retten war.
8. KAPITEL
Gemma bedankte sich bei dem Fahrer, stieg aus und eilte ins Gästehaus, in der Hoffnung, dass niemand sie bemerkte. Wahrscheinlich sah sie furchtbar aus.
Aber Miryam nahm sie gleich in Empfang und führte sie umgehend ins Bad, wo schon eine gefüllte Badewanne auf sie wartete. Rosenblätter schwammen auf dem Wasser, und auch ein indigoblauer Kaftan lag für sie bereit.
âNachdem Sie gebadet haben, sollten Sie eine Weile ruhen. Ich bringe Ihnen etwas zu essen und Tee aufs Zimmer, damit Sie nicht hungrig einschlafen müssen.â Miryam lächelte herzlich. âAlle hier sind Ihnen sehr dankbar für das, was Sie heute getan haben.â
âWoher wissen Sie davon?â, wunderte sich Gemma. Doch ein Blick in den Spiegel gab ihr die Antwort. âAbgesehen von meinem ramponierten ÃuÃeren.â
âNeuigkeiten verbreiten sich schnell bei uns.â
Gemma konnte nur den Kopf schütteln. Doch dann fiel ihr die Explosion wieder ein. Erneut packte sie die Angst um Yusef. War es vielleicht ein Anschlag auf ihn gewesen?
âDann kennen Sie sicher auch den Grund für die Explosion?â
âEs war eine Gasexplosionâ, erklärte Miryam. âSeine Hoheit hatte die alten Gasflaschen zwar inzwischen verboten, weil sie gefährlich sind, doch einige Händler verkaufen sie trotzdem noch. Dieses Unglück wird ihnen eine Lehre sein.â
Gemma bedankte sich bei Miryam, schloss die Tür hinter ihr, zog sich aus, duschte sich den Staub und das Blut ab und glitt dann ins wundervoll duftende Wasser. Immer noch kreisten ihre Gedanken um Yusef. Sie verspürte eine tiefe Sehnsucht nach ihm. Auch als sie später entspannt in den seidenen Kissen lag, galt ihr letzter Gedanke vor dem Einschlafen ihm, bevor Jetlag und der aufregende Vormittag ihren Tribut forderten.
Gegen sechs Uhr wurde sie von Miryam geweckt, die ihr mitteilte, dass Yusef sie zu sprechen wünsche. Seine Hoheit sei im Innenhof und spiele mit den Kindern.
Yusef? Der hochgewachsene, eher unnahbare Scheich spielte mit Kindern?
âSeine Hoheit schickt Ihnen dieses Gewandâ, fügte Miryam hinzu, während sie behutsam einen grünen Seidenkaftan auf dem Bett ausbreitete. Das durch das Fenster hereinfallende Sonnenlicht brach sich in den eingewebten goldenen Fäden und brachte den kostbaren Stoff zum Schimmern. Gemma schnappte überrascht nach Luft, und ihr Herz fing heftig an zu klopfen.
Es hat nichts zu bedeuten, sagte sie sich. Wirklich nicht. âOh, der ist ja aus dem Stoff geschneidert, den ich heute Morgen im Souk bewundert habe!â Mit bebenden Händen streifte sie das Gewand über. Fasziniert blickte sie in den Spiegel, bemerkte, wie der wundervoll gewirkte Stoff ihre grünen Augen betonte und ihr Haar wie feuriges Abendrot leuchten lieÃ.
Ihr verräterisches Herz lieà sich nicht davon abbringen, sich einzubilden, dass es sich um ein ganz besonderes Geschenk handelte. Auch wenn er gesagt hatte, zwischen ihnen könne nichts sein â¦
Im Innenhof tollten Kinder umher, immer im Blick der Frauen in ihren schmetterlingsbunten Gewändern. Ohne seine traditionelle Kopfbedeckung saà Yusef auf der Loggia seines groÃen Hauses, an seiner Seite die ältere Frau, die Gemma beim Frühstück kennengelernt hatte. Zu seinen FüÃen spielte Fajella. Ab und zu blickte sie zu ihm hoch, und jedes Mal schenkte er seiner Tochter ein Lächeln, das Gemma tief berührte.
Das mutterlose Kind und der viel beschäftigte Mann â wie schwer musste es für beide sein, eine innige Beziehung zu schaffen. Nach allem, was Gemma gehört hatte, sah er
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