Aerzte zum verlieben Band 39
Fajella meistens erst abends, wenn sie schon schlief. Für das kleine Mädchen schien er kaum mehr als ein Fremder zu sein.
Sie selbst spürte sofort wieder die starke Anziehungskraft, die sie zu ihm hinzog. Es war wie gestern im Rosengarten. Ihre Haut begann zu prickeln, und ihr Herz klopfte erwartungsvoll.
Bleib kühl und gelassen, ermahnte sie sich. Was jedoch nicht einfach war, da sein Blick jetzt über das schillernde grüne Gewand glitt und in seinen schwarzen Augen ein anerkennender Ausdruck aufblitzte. Doch dann nickte er nur kaum merklich.
âGuten Abend.â Gemma wunderte sich selbst über ihren gelassenen Ton.
Beim Klang ihrer Stimme blickte Fajella auf, jauchzte freudig und wackelte auf unsicheren Beinchen zu Gemma.
Genau auf die Treppenstufen zu!
Gemma stürzte los, um sie aufzufangen, ehe sie fallen konnte, Yusef schoss von seinem Sitz hoch, und so griffen beide gleichzeitig nach dem Kind. Als ihre Hände sich berührten, durchfuhr es Gemma heiÃ.
Ihre Blicke trafen sich, und die Zeit schien stillzustehen. Die Luft war auf einmal wie geladen, knisternd, als würden Funken hin und her springen. Flüchtig dachte Gemma, dass jeder erkennen musste, was in diesem Moment geschah. Oder spielte ihr ihre Fantasie nur einen Streich? Yusefs Stimme war kühl und sein Gesicht ausdruckslos, als er ihr dankte. Hatte sie sich den glutvollen Blick nur eingebildet? Er stand da, Fajella auf dem Arm, und sah sich um. Eine der Frauen eilte herbei, nahm ihm seine Tochter ab und brachte sie zu den anderen spielenden Kindern.
Dummkopf, schalt sich Yusef im Stillen. Es war dumm gewesen, seinem Verlangen, sie zu sehen, nachzugeben und sie herholen zu lassen. Dieses Kleid unterstrich ihre betörende Schönheit noch.
âHat es bei der Explosion Todesfälle gegeben? Noch weitere Verletzte?â, wollte sie besorgt wissen. Gemma lieà sich anmutig auf der obersten Treppenstufe nieder, als hätte sie ihr Leben lang auf dem Boden anstatt auf Stühlen gesessen.
âEin Mann hat schwere Verbrennungen erlitten, aber die anderen Verletzungen beschränken sich zum Glück auf leichte Verbrennungen, Knochenbrüche, Schnitt- und Platzwunden und Prellungen. Es hätte schlimmer ausgehen können. Auf dem Markt war es zum Zeitpunkt der Explosion recht ruhig.â
âRuhig?â, wiederholte sie ironisch und lächelte. âDann möchte ich nicht erleben, wie es aussieht, wenn es dort voll ist.â
Er erwiderte ihr Lächeln. Das war kein Problem, er hatte sich wieder unter Kontrolle.
âDas Unglück hat deinen Zeitplan ziemlich durcheinandergebrachtâ, meinte sie. âIch halte es immer noch für sehr wichtig, mit einigen dieser Frauen zu sprechen, ehe ich konkrete Vorschläge mache. Kann ich Noura nicht direkt erreichen, damit du meinetwegen nicht noch mehr Zeit vergeudest?â
Glaubte sie wirklich, dass er es für Zeitverschwendung hielt, mit ihr zusammen zu sein? Zwar hatte er tatsächlich viel zu tun, aber da Abed schon bald zurück sein würde â¦
âHörst du mir überhaupt zu?â Gemmas Ton war schärfer als beabsichtigt.
âTut mir leid, es war ein langer Tagâ, entgegnete er. âIch sorge dafür, dass Noura morgen Vormittag mit ein paar Nomadenfrauen herkommt.â
Gemma bedankte sich mit einem strahlenden Lächeln, das eine Flut unwillkommener Gefühle in ihm auslöste. Rasch stand Yusef auf. Er konnte nicht länger in ihrer Nähe bleiben, vor allem nicht unter den Adlerblicken der anderen Frauen.
âEntschuldige mich bitte. Wenn ich zu Hause bin, bringe ich Fajella ins Bett und lese ihr eine Gutenachtgeschichte vor. Miryam wird sich weiter um dich kümmern.â
Fajella krabbelte schon die Stufen hinauf, doch nicht er, sondern Gemma war ihr Ziel, wie er gleich darauf verblüfft feststellte. Vielleicht lag es an ihrem Haar. Die leuchtend roten Locken mussten das kleine Mädchen, das nur von schwarzhaarigen Frauen umgeben war, faszinieren.
âIch könnte ihr auch die Gutenachtgeschichte vorlesenâ, schlug Gemma vor, als seine kleine Tochter nach ihrer Hand griff und daran zerrte.
Wie kam er aus dieser Situation bloà wieder heraus?
Gemma blickte Yusef fragend an, und wieder war da diese verheiÃungsvolle Spannung zwischen ihnen.
Er hob seine Tochter hoch. âWir lesen ihr beide vorâ, antwortete er knapp und marschierte los.
Gemma folgte ihm. Sehnte
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