Aerzte zum verlieben Band 39
neue Gassen eingebogen zu sein. âOder Brotkrumen, damit ich überhaupt zurückfinde.â
âIch werde dich nicht verlierenâ, sagte Yusef, und obwohl sie wusste, dass seine Worte keine tiefere Bedeutung hatten, war sie wieder da, diese besondere Verbindung zwischen ihnen. Unwillkürlich schlug Gemmas Herz schneller.
Bevor sie noch darüber nachdenken konnte, wartete schon der nächste Traum aus Tausendundeiner Nacht auf sie. Sie hatten den Seidenmarkt erreicht. Schimmernde Seidenballen in leuchtenden Farben stapelten sich auf den Tischen. Bunte Tücher hingen an den Holzrahmen, die das Gerüst der Stände bildeten, und wehten sanft im Wind. Ein zauberhafter Anblick.
Fasziniert blieb Gemma stehen, als ihr Blick auf einen Ballen golddurchwirkter smaragdgrüner Seide fiel. Behutsam strich sie über den glänzenden Stoff, der sich anschmiegsam und weich anfühlte.
Yusef trat neben sie und sprach die Händlerin an, worauf diese errötete und sich tief verneigte. Dann tauchte ein hagerer, dunkelhäutiger Mann auf. Er deutete eine Verbeugung an und nickte Yusef zu, nahm den Seidenballen und verschwand in der Menge. Die Frau lächelte strahlend, während sie wie ein Wasserfall redete und ihre kehligen Worte gestenreich unterstrich. Zum Abschied winkte sie ihnen noch freudig nach.
âWas war denn da los?â, wollte Gemma wissen.
âSie war überrascht, mich hier im Souk zu sehenâ, antwortete Yusef, aber sie glaubte ihm nicht ganz, denn auf ihrem weiteren Weg steckten die Händler die Köpfe zusammen und flüsterten miteinander, lächelten aber höflich, wenn sie ihre Stände passierten. Wenig später blieb Yusef vor einem Stand stehen, der mit Perlen bestickte Kopfbedeckungen und Kaftane anbot.
âAh, der Löwe begibt sich unter die Lämmer und verbreitet Schrecken.â Eine hochgewachsene Frau von auÃergewöhnlicher Schönheit mit feurigen dunklen Augen, olivfarbener Haut und einer schmalen, leicht gebogenen Nase, begrüÃte Yusef. âDer ganze Souk weià es schon â der Herrscher besucht die Märkte und gibt hier sein Geld aus. Die Leute meinen, wenn für ihn der Souk gut genug ist, sollen auch andere den Supermärkten den Rücken kehren und wieder mehr hier einkaufen.â
âSie sollen beides zu schätzen wissen, Noura. Das ist wichtig.â
Die Frau lächelte und zeigte dabei perlweiÃe Zähne. âIch weiÃ, dass du es gut meinst, aber wirst du auch Erfolg haben?â
Yusef richtete sich zu voller GröÃe auf. âMit deiner und der Hilfe anderer bestimmtâ, erwiderte er zuversichtlich. âDeswegen bin ich hier. Dies ist Dr. Gemma Murray, die Frau, von der ich erzählt habe. Sie wird mich beim Aufbau des Frauen- und Kinderzentrums beraten. Gemma, das ist Noura, Fajellas Tante.â
Fajellas Tante? Die Schwester seiner verstorbenen Frau? Oder verband ihn mit dieser berückend schönen Frau noch mehr?
Gemma streckte die Hand aus. âIch habe Yusef gesagt, dass ich mit den Frauen reden muss, die das Zentrum nutzen sollen, um mir ein Bild von ihren Bedürfnissen zu machenâ, sagte sie freundlich. âDie vorhandenen Einrichtungen scheinen von ihnen kaum angenommen zu werden.â
Noura musterte sie forschend, dann nickte sie. âIch werde Ihnen helfen.â
Gemma spürte, wie Yusef sich entspannte. Sie ahnte, dass eine groÃe Hürde genommen war.
âLass Dr. Murray hier bei mirâ, wandte Noura sich an Yusef. âWir werden uns unterhalten und ein paar Frauen treffen. Ich sorge dafür, dass Dr. Murray sicher zum Palast zurückkehrt.â
âIst dir das recht?â Yusef sah Gemma fragend an.
âMehr als recht.â
Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, als plötzlich der Boden unter ihren FüÃen erbebte und ein ohrenbetäubendes Krachen ertönte. Staub und Rauch erfüllten die Luft. Yusef redete drängend auf Noura ein.
âKommen Sie, es gibt hier einen Hinterausgang. Wir müssen ins Freie.â Sie packte Gemma am Arm.
Gemma entwand sich ihr. âDas war eine Explosion. Es könnte Verletzte geben. Ich muss helfen.â
Yusef war bereits verschwunden, vermutlich unterwegs zum Unglücksort. Gemma eilte los. Es war nicht einfach, sich einen Weg durch die enge Gasse zu bahnen, weil alle anderen panisch ihr Heil in der Flucht suchten. Eine aufgeregte Menschenmenge flutete ihr entgegen.
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