Aerzte zum verlieben Band 43
grässlich sein Wochenende gewesen war, und gleichgültig, wie viel schlimmer diese Frau es gerade in diesem Augenblick noch gemacht hatte â Max durfte nicht zulassen, dass sie sich umbrachte.
âSie sind verletzt.â
Das war sie in der Tat. Aus einer hässlichen Platzwunde an ihrer Stirn quoll Blut, und sie schwankte so bedenklich, dass Max von einer Beinverletzung ausgehen musste.
Und zu allem Ãberfluss war sie auch noch schwanger. Im siebten Monat etwa, schätzte Max. Abgesehen von ihrem kugelförmigen Bauch sah sie aus wie ein etwas verwahrloster Teenager in abgetragenen Jeans, einer blutbefleckten Windjacke und uralten Lederstiefeln. Ihr feuerrotes Haar war zu zwei unordentlichen Zöpfen geflochten, und ihre Stupsnase war mit Sommersprossen übersät. In ihren groÃen grünen Augen spiegelte sich Angst.
Sie war verletzt. Es kam überhaupt nicht infrage, dass sie hinter den Kälbern herlief.
âSetzen Sie sichâ, bat er und versuchte, sie zum StraÃenrand zu führen. Doch sie war offensichtlich nicht der Typ Frau, der sich führen lieÃ.
âGrans Kälber!â Nun weinte sie fast. âSie muss sie noch sehen, bevor ⦠Bitte, lassen Sie mich gehen!â Wieder versuchte sie, sich an Max vorbeizudrängen. Doch er lieà nicht mit sich reden.
âErst muss ich nachsehen, wie schwer Sie verletzt sind. Sie haben eine Kopfverletzung.â
Ungeduldig wischte sie sich mit dem Ãrmel übers Gesicht und sah ihn an. Die Entschlossenheit in ihrem Blick erstaunte Max. âEs ist nicht arteriellâ, erklärte sie. âUnd bei einer offenen Wunde kann ich zumindest davon ausgehen, dass die Verletzung nicht in den Schädel einblutet. Es gibt keinen Grund zur Sorge. Ich werde nicht tot umfallen, weil der intrakranielle Druck zu hoch ist. Lassen Sie mich also los!â
Max war völlig überrumpelt, doch er hielt sie eisern fest. âKommt nicht infrage!â
âDoch!â Und noch ehe er reagieren konnte, hatte sie ihm kräftig gegen das Schienbein getreten.
Er war so verblüfft über diesen plötzlichen Angriff, dass er sie loslieÃ, und im selben Augenblick war sie über den Rand der Klippe verschwunden.
Zum Glück war der Felsen an dieser Stelle nicht besonders glatt, sondern führte wie eine Art natürliche Treppe steil nach unten an den Strand. Die Kälber â inzwischen konnte Max erkennen, dass es vier Tiere waren â hatten den Abstieg anscheinend gut überstanden und wurden gerade vom Collie zusammengetrieben.
Offensichtlich wollte auch die Frau hinunter und die Kälber einfangen, und für den Bruchteil einer Sekunde war Max versucht, sie einfach ziehen zu lassen. Kein gerade heldenhafter Gedanke, wie ihm betroffen klar wurde. Natürlich kam es ganz und gar nicht infrage, sie einfach zurückzulassen. SchlieÃlich war sie verwirrt und verletzt und auÃerdem noch schwanger. Seufzend machte er sich auf den Weg nach unten.
Schon nach wenigen Augenblicken hatte er sie eingeholt. Doch sie ignorierte ihn und kletterte unbeirrt weiter abwärts. Immer wenn sie ihr verletztes Bein belastete, taumelte sie bedenklich. Er griff nach ihrem Arm â und wieder trat sie nach ihm.
Warum tat er sich das an? Ihre Schrottlaube von einem Fahrzeug hatte diesen Unfall verursacht, und sie benahm sich wie ein störrischer Maulesel und scheute noch nicht einmal davor zurück, ihn tätlich anzugreifen.
Typisch Frau, dachte er verbittert. Seit dem Tod seiner Frau hatte er sich erfolgreich hinter einem undurchdringlichen Schutzschild verschanzt und war so jedem näheren Kontakt mit dem anderen Geschlecht aus dem Weg gegangen. Warum gelang es ihm diesmal nicht, unbeteiligt zu bleiben? Sollte diese Verrückte doch hinter ihren Kälbern herlaufen. Er könnte in der Zwischenzeit einen Abschleppwagen rufen und in aller Ruhe darauf warten, dass sie wieder zur Vernunft kam.
Doch sie hatte eine blutende Platzwunde. Und sie war schwanger.
Mit einem leisen Stöhnen machte er sich auf und erwischte sie, kurz bevor sie den Strand erreichte. Diesmal war er auf ihren Angriff vorbereitet. Entschlossen schlang er die Arme um sie und presste sie so fest an sich, dass sie sich nicht wehren konnte.
âLassen Sie mich los! Mein Blut tropft sonst auf ihr Jackett.â Sie hatte recht. Er hatte das Sakko in Italien gekauft, und er hing daran. Es erschien ihm unsinnig, es wegen einer Frau zu
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