Aerzte zum verlieben Band 43
geht.â
âIch glaube nicht, dass sie im Urlaub ist.â Wusste der Mann denn gar nichts über seine Angestellten? âAnscheinend gab es einen Notfall mit ihrer Schwester. Sie hat am Freitag bei der Zeitarbeitsagentur angerufen und eine Vertretung angefordert.â
Jonathan machte eine besorgte Miene. âIch weiÃ, dass es ihrer Schwester nicht gut ging. Am Wochenende war ich Ski fahren und hatte dort keinen Handy-Empfang.â Er nahm sein Mobiltelefon aus der Tasche. âImmer noch keine Nachricht. Ich rufe sie gleich nach der Sprechstunde an.â Er klappte das Handy zu. âOkay, nachdem wir das geklärt haben: Wer ist der erste Patient?â
Rose konnte noch immer kaum fassen, dass er ihr Chef war.
Als hätte er ihre Gedanken erraten, erklärte Jonathan: âEs gibt noch einen anderen Dr. Cavendish, meinen Onkel. Er hat sich letztes Jahr zur Ruhe gesetzt, und ich habe die Praxis übernommen.â
Sie schaute auf den Terminkalender. âSie haben heute Morgen drei Patienten.â Nur drei! Und für jeden war eine halbe Stunde eingeplant. In der Praxis, in der sie sonst arbeitete, konnten sich die Patienten glücklich schätzen, wenn sie zehn Minuten bei den völlig gestressten und überarbeiteten Ãrzten bekamen. Also war Dr. Cavendish entweder nicht besonders gut und niemand wollte sich von ihm behandeln lassen, oder er zog es vor, nicht allzu hart zu arbeiten. Doch das ging sie nichts an. âHeute Nachmittag sind noch zwei Hausbesuche vorgesehen. Mehr hat Mrs Smythe-Jones nicht eingetragen. Es sei denn, es gibt noch eine andere Patientenliste.â
Suchend blickte Rose sich um. Nein, auÃer diesem eleganten, ledergebundenen Terminkalender konnte sie nichts entdecken. Da fiel ihr Blick auf den Computer. Rasch schaltete sie ihn an. âEs tut mir leidâ, entschuldigte sie sich. âDa drin verbirgt sich wohl die andere Liste. Sobald ich den PC hochgefahren habe, kann ich Ihnen genau sagen, wer für heute eingeplant ist.â
Wieder lächelte Dr. Cavendish. âDa werden Sie nichts finden. Ich fürchte, Mrs Smythe-Jones hält nicht viel von Computern. Sie benutzt den PC ausschlieÃlich zum Briefeschreiben. Mehr als den Terminkalender da vor Ihnen gibt es nicht.â Er stand auf und rückte sich die ohnehin tadellos sitzende Krawatte zurecht. âDrei Patienten klingt korrekt. Wenn der erste kommt, drücken Sie einfach auf diesen Summer.â Er lehnte sich über den Schreibtisch, wobei Rose den Duft eines sehr exklusiven Aftershaves wahrnahm.
Jonathan richtete sich auf und zeigte auf einige Aktenschränke aus Eichenholz. âDie Unterlagen sind dort verwahrt. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden? Vicki, unsere Krankenschwester, kommt sicher gleich. Sie wird Ihnen alles Weitere erklären.â Ohne eine Antwort abzuwarten, verschwand er in seinem Sprechzimmer und schloss die Tür hinter sich.
Die Putzfrau kam herein und nahm das Tablett vom Schreibtisch. âSeine Lordschaft ist also da? Ich bin übrigens Gladysâ, sagte sie.
Seine Lordschaft? Das ist aber keine sehr respektvolle Art, von seinem Chef zu sprechen, dachte Rose.
Gladys lachte. âSie haben keine Ahnung, wovon ich rede, Schätzchen, oder? Seine Lordschaft? Jonathan? Der Ehrenwerte Jonathan Cavendish?â
Wow, sie arbeitete also für einen Adligen. Fragend wies Rose mit dem Kopf auf die Tür des Sprechzimmers.
âSie habenâs erfasst. Gut, das wärâs dann für heute, meine Liebe.â Gladys schlüpfte in ihren Mantel. âIch mach mich auf den Heimweg. Die Schwester kommt gleich. Bis morgen.â
Wie betäubt saà Rose an ihrem Schreibtisch. Als eine gestresste Mitarbeiterin der Agentur am Freitagnachmittag bei ihr angerufen hatte, war Rose heilfroh gewesen, für die folgenden Wochen einen Job in Aussicht zu haben. So hatte sie sich nicht näher nach der Praxis erkundigt.
âEs ist für mindestens vier, wahrscheinlich sogar fünf Wochenâ, hatte die Frau ihr mitgeteilt. âBitte sagen Sie Ja. Das sind neue Klienten von uns, und wir möchten sie wirklich gerne behalten. Es handelt sich um die übliche medizinische Sekretariatsarbeit, inklusive Anmeldung und vermutlich auch ein bisschen Betreuung. Für jemanden mit Ihrer Erfahrung ist das ein Kinderspiel.â
Rose kam das Angebot wie gerufen. Nachdem ihr Vater einen Schlaganfall erlitten hatte, hatte sie sich
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