Aerzte zum verlieben Band 43
wollte. Normalerweise war sie eher zurückhaltend.
âJedenfalls hat mein Chef mich dazu ermutigt, in meiner Freizeit die Hochschulreife nachzuholen und mich um einen Studienplatz im Bereich Gesundheits- und Pflegemanagement zu bewerbenâ, fuhr sie fort. Sie war die Erste in ihrer Familie mit einer Universitätsausbildung, und ihre Eltern waren fast geplatzt vor Stolz.
âUnd warum sind Sie dann hier?â, fragte Jonathan erstaunt. âWieso haben Sie keinen Job als Krankenschwester angenommen? In London gibt es einen groÃen Mangel an qualifizierten Pflegekräften.â Er musterte sie von Kopf bis FuÃ, aber sicher nicht, weil er sie attraktiv fand.
Plötzlich bedauerte Rose, dass sie ihr bereits in die Jahre gekommenes Kostüm mit der hochgeschlossenen Bluse angezogen hatte.
âRose?â, hakte er nach. âKommen Sie, ich würde es wirklich gerne wissen.â Die Arme verschränkt, stand er gegen den Aktenschrank gelehnt da und sah sie aufmerksam an.
âSagen wir einfach, aufgrund familiärer Verpflichtungen, und belassen es dabei, einverstanden?â Offen erwiderte sie seinen Blick. Es ging ihn ja tatsächlich nichts an. Er war zwar ihr Chef, aber das gab ihm noch lange nicht das Recht, sie auszufragen.
Jonathan betrachtete sie nachdenklich. âHaben Sie etwas bei der Agentur erreicht?â
âIch habe noch nicht angerufenâ, sagte Rose. âIch dachte â¦â Sie unterbrach sich. Was wäre, wenn er ihren Vorschlag ablehnte, weil sie nicht den richtigen High-Society-Akzent hatte?
âDa Sie Krankenschwester sind, dass Sie für Vicki einspringen könnten?â, ergänzte er. âGenau das Gleiche habe ich auch gedacht. Aber was ist mit dem Empfang? Ich glaube nicht, dass Sie beides bewältigen können.â
Rose unterdrückte ein Lächeln. Rein vom Arbeitsaufwand her hätte sie ohne Weiteres beide Jobs übernehmen können. Aber Jonathan hatte recht. Falls sie einen Patienten behandelte, musste der Empfang trotzdem besetzt sein.
âIch wüsste genau die Richtige dafürâ, antwortete sie. âSie ist jung, aber sehr interessiert. Im Moment ist sie gerade auf Jobsuche und würde sicher gerne stundenweise hier arbeiten.â
âGroÃartig. Würden Sie das bitte organisieren? Normalerweise kümmert sich Tiggy immer um solche Sachen. Abgesehen von der medizinischen Seite bin ich nicht zu viel zu gebrauchen, fürchte ich.â Jonathan schaute auf die Uhr. âMittagspause! Wo möchten Sie gerne essen?â
Sprachlos sah Rose ihn an. Auf gar keinen Fall wollte sie mit ihm zu Mittag essen. AuÃerdem konnte sie sich einen Restaurantbesuch eigentlich auch nicht leisten. âIch habe mir was mitgebrachtâ, erklärte sie daher. âIch werde meinen Lunch hier essen.â
Es zuckte belustigt um seine Mundwinkel, doch er versuchte nicht, Rose umzustimmen. Wahrscheinlich war er sogar froh, dass sie abgelehnt hatte. Sicher hatte er sie nur aus Höflichkeit gefragt und wäre peinlich berührt gewesen, hätte sie sein Angebot angenommen. Als Aushilfe mit dem Chef essen zu gehen, war in diesem Teil Londons wohl eher nicht üblich.
Gut gelaunt lief Jonathan die Treppe hinunter und trat hinaus in die kühle Frühlingsluft. Lächelnd dachte er an seine Aushilfskraft. Sie sah zumindest wesentlich besser aus als Tiggy, das stand schon mal fest. Obwohl er eine Schwäche für seine ältliche Empfangsdame hatte, die er schon sein ganzes Leben lang kannte, freute er sich auf die kommenden Wochen. Rose Taylor faszinierte ihn. Selbst die ausgeleierte Strickjacke, die sie trug, konnte ihre Figur nicht ganz verhüllen. Eine Figur, bei deren Anblick die meisten Frauen in seinem Bekanntenkreis vor Neid erblassen würden.
Jonathan war ein Frauenkenner, wie er sich nicht ohne Stolz bescheinigte. Andere hätten vermutlich nicht auf den ersten Blick erkannt, dass Rose geradezu ModelmaÃe besaÃ. AuÃerdem gefiel ihm ihr Umgang mit seinen Patienten. Hilfsbereit, aber nicht aufdringlich. Sogar Lady Hilton, die im Allgemeinen ebenso bissig war wie ihr Hündchen, das sie überall mit hinschleppte, war wie Wachs in Roses Händen gewesen. Rose Taylor war die hinreiÃendste Frau, die er seit Langem getroffen hatte.
Eine ungewöhnliche Mischung aus einer stacheligen Persönlichkeit, die ihn an eine seiner früheren Lehrerinnen erinnerte, und
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