Aerzte zum verlieben Band 43
hingehen.â
SchlieÃlich gab Rose nach. In Wahrheit wünschte sie sich im Moment nichts sehnlicher, als noch mehr Zeit mit Jonathan zu verbringen. Wer wusste schon, wie viel Gelegenheit ihr dazu noch blieb? Falls sie nur noch kurze Zeit zu leben hatte, dann wollte sie das Leben auch genieÃen.
âOkay, abgemachtâ, sagte sie. âUnter einer Bedingung. Sie begleiten mich in den Pub und lernen ein paar meiner Freunde kennen.â
Gespannt wartete sie auf seine Reaktion. Sie musste einfach wissen, ob Jonathan bereit war, sich auch auf ihr Terrain zu begeben.
âEinverstanden.â Unternehmungslustig rieb er sich die Hände.
Im Pub fühlte Jonathan sich ziemlich unbehaglich. Rose war sofort von einer Gruppe von Freunden in Beschlag genommen worden, und er hatte sie seit mindestens zehn Minuten nicht mehr gesehen. Irgendjemand drückte ihm ein groÃes Glas Bier in die Hand.
Jonathan fragte sich, wieso er überhaupt hier war. Und vor allem: Wieso war es ihm so wichtig, mehr über Rose Taylor zu erfahren? Es gab so viele Frauen, mit denen er sich verabreden konnte. Die meisten weniger kratzbürstig als sie, und keine von ihnen hätte jemals darauf bestanden, dass er in aller Ãffentlichkeit singen sollte. Er stöhnte. Anscheinend gehörte es hier mit dazu, auf der Bühne irgendetwas zum Besten zu geben. Hoffentlich hatten ihn keine Reporter verfolgt. Allerdings war das höchst unwahrscheinlich, da es niemandem in den Sinn kommen würde, dass Jonathan sich in einen solchen Vorort-Pub verirren könnte.
Der Pub war voll, denn an diesem Abend fand ein Schottland-Special statt. Das Publikum kam aus ganz London, und überall hörte man Gelächter und das Klirren von Gläsern.
Endlich tauchte Rose wieder auf und quetschte sich auf den Platz neben Jonathan. Anstatt ihres üblichen Pferdeschwanzes trug sie das Haar heute Abend offen, es fiel ihr in seidig glänzenden Wellen um die Schultern. Ihre Augen funkelten, und ein kleines Lächeln spielte um ihren Mund.
Plötzlich wurde um Ruhe gebeten, und das allgemeine Stimmengewirr verstummte. Ein Freund von Rose namens Jack stieg auf die improvisierte Bühne und sprach in ein Mikrofon. âDie meisten von euch kennen Rose.â
Es folgte groÃer Applaus mit Beifallrufen und FüÃestampfen. Rose wurde ein wenig blass. âAber einige von euch wissen nicht, dass sie eigene Songs schreibt und wunderbar Gitarre spielt.â
Jonathan warf ihr einen erstaunten Seitenblick zu.
âWenn wir ihr einen kräftigen Applaus spendieren, wird sie uns bestimmt was vorspielen.â
Der Applaus wurde lauter. Rose stand auf und bahnte sich ihren Weg zur Bühne. Dort nahm sie das Mikrofon von Jack entgegen.
âTut mir leid, Leute, aber ich habe meine Gitarre heute nicht mitgebracht. Ich kann also nicht für euch spielen.â Sie schüttelte bedauernd den Kopf.
Ein enttäuschtes Raunen ging durch die Menge. Doch dann drehte Jack sich um und hielt ihr eine Gitarre hin, die ihm jemand gereicht hatte. âTja, Schätzchenâ, meinte er. âZufälligerweise haben wir grade eine da. Komm schon, du kannst uns jetzt nicht hängen lassen.â
Zögernd nahm Rose die Gitarre. Jemand stellte einen Stuhl auf die Bühne. Sie setzte sich und probierte ein paar Akkorde. Auf einmal herrschte absolute Stille.
âNa gut, ich werde ein Lied für euch spielen. Es ist gälisch und heiÃt âFear A Bhataâ . Meine Mutter hat es mir als kleines Mädchen vorgesungen, wenn sie Heimweh nach Schottland hatte. Heute Abend spiele ich es für alle, die weit weg sind von zu Hause.â
Sie schlug ein paar Töne an, ehe ihre raue Stimme den brechend vollen Raum erfüllte. Man brauchte die Worte nicht zu verstehen, um zu wissen, dass das Lied von Sehnsucht und Verlust handelte. Es berührte Jonathans Herz. Die Rose dort oben auf der Bühne war eine Offenbarung für ihn. Anstelle der schüchternen, unscheinbaren Mitarbeiterin, die er zu schätzen gelernt hatte, saà dort eine schöne Frau, die sang, als wüsste sie alles über Kummer und seelisches Leid. Eine Frau mit einer solchen Tiefe, wie er es nie für möglich gehalten hätte. In diesem Augenblick merkte Jonathan, dass er im Begriff war, sich in Rose zu verlieben. Und der Gedanke jagte ihm eine Höllenangst ein.
Als die letzten Töne des Liedes verklungen waren, herrschte einen Moment lang
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