Aerzte zum verlieben Band 48
überkam sie ein leichtes Panikgefühl.
„Hmm.“ Auch Antoinette schien mit der Situation überfordert zu sein. Caroline fiel auf, dass die Haushälterin eine ähnliche Kleidungspolitik betrieb wie sie. Während Caroline meist schlichte Jeans und T-Shirts trug, bevorzugte Antoinette schwarze Kostüme oder Kleider.
Am Ende war es die Vorstellung, Antoinette endlich einmal in bunten Kleidern zu sehen, die Caroline neuen Mut gab. Entschlossen zog sie die Haushälterin mit in den Laden.
„Wir brauchen beide eine neue Garderobe“, erklärte sie der herbeigeeilten Verkäuferin. „Meine Freundin hier hat mir in der letzten Zeit sehr geholfen, und zum Dank möchte ich, dass sie sich etwas aussucht. Was immer sie möchte. Und ich selbst brauche ebenfalls einen neuen Look.“
Sie drehte sich zu Antoinette um. „Wollen wir es wagen?“
Antoinette strahlte. „Mit dem größten Vergnügen!“
Die beiden Verkäuferinnen ließen sich von der Begeisterung ihrer Kundinnen mitreißen, und so verbrachten sie zwei höchst vergnügliche Stunden damit, nahezu jedes Kleidungsstück der Boutique anzuprobieren. Schließlich verließen Caroline und Antoinette schwer bepackt den Laden. Beide hatten die hübschesten Stücke gleich angelassen – Antoinette eine leuchtend rote Bluse mit passendem Rock und Caroline ein eisblaues Kleid, das genau zu ihren Augen passte.
„Wir sollten irgendwo zu Mittag essen gehen, um unsere Einkaufsorgie zu feiern“, sagte Caroline. „Aber ich muss erst Ella vom Kindergarten abholen.“
Erschrocken sah Antoinette sie an. „Das Mittagessen“, murmelte sie. „Das habe ich ja ganz vergessen. Carlos wird bald nach Hause kommen, und ich habe nichts für ihn vorbereitet.“
Caroline nahm sie in den Arm. „Sie haben mehr Essen in Ihrem Kühlschrank und in Ihrer Speisekammer als die meisten Restaurants“, beruhigte sie die Haushälterin. „Wir machen einfach einen Salat und vielleicht ein Omelett mit Schinken und Zwiebeln. Außerdem wird Carlos so beeindruckt von Ihrem hinreißenden neuen Outfit sein, dass er gar nicht merken wird, was er zu essen bekommt.“
„Aber nein!“, protestierte Antoinette. „Wenn wir zu Hause sind, muss ich mich sofort umziehen.“
„Auf keinen Fall!“, widersprach Caroline. „Meinetwegen können Sie bei der Hausarbeit wieder Ihre alten Sachen tragen, aber beim Abendessen möchte ich Sie künftig in den neuen Kleidern sehen. Und heute auch beim Mittagessen! Wir werden Carlos erklären, dass wir einkaufen waren, und er wird ganz bestimmt begeistert sein!“
An Antoinettes Blick konnte Caroline ablesen, dass die ältere Frau hin und her gerissen war zwischen Zweifel und einer zaghaften Hoffnung. Sie ahnte, wie Antoinette sich gerade fühlte.
Sie selbst wusste, dass Jorge sie nicht plötzlich lieben würde, nur weil sie hübsche Kleider trug. Doch wenn er sie deshalb genauer ansah und attraktiv fand, war das schon ein guter Anfang.
Sie trafen Carlos im Kindergarten.
„Ich war mir nicht sicher, ob ich Ella abholen sollte oder nicht“, erklärte er, nachdem er die beiden Frauen mit Komplimenten über ihr neues Aussehen überschüttet hatte. „Aber wo wir nun schon einmal alle hier sind – und ihr beide so fantastisch ausseht – sollten wir irgendwo essen gehen!“
Er wählte ein Restaurant in einem kleinen Park aus, damit Ella spielen konnte, während sie auf ihr Essen warteten. Entzückt stellte Caroline fest, dass Carlos immer wieder zu Antoinette hinübersah. Sie glaubte, ein ungläubiges Erstaunen in seinem Blick zu erkennen.
Wieder zu Hause angekommen, brachte Caroline zunächst Ella ins Bett und räumte dann ihre neuen Sachen in Jorges Kleiderschrank. Danach machte sie sich auf den Weg zu dem kleinen Kaufhaus am Ende der Straße und ging zielstrebig in die Drogerie-Abteilung.
Schon bald lagen diverse Kosmetikartikel in ihrem Korb – ein duftendes Schaumbad, neues Shampoo, eine Haarkur, Bodylotion, Handcreme, ein Lippenstift. Alles Dinge, auf die sie bisher verzichtet hatte.
Jorge verbrachte den Vormittag in dem Forschungsinstitut, in dem er bald arbeiten würde, doch während er herumgeführt wurde, war er mit seinen Gedanken bei der Frau, die er zu Hause zurückgelassen hatte. Seiner Ehefrau.
War sie nur gegen Morgen aufgestanden, um kurz nach Ella zu sehen, oder hatte sie seine Gegenwart so unerträglich gefunden, dass sie verschwunden war, sobald er eingeschlafen war?
Spielte diese Frage eine Rolle?
Ja, fand Jorge, auch wenn er nicht
Weitere Kostenlose Bücher