Aerzte zum verlieben Band 48
gar nicht denken. Sie wollte noch nicht gehen, denn hier konnte sie so vielen Menschen helfen, hier gab es ein reizendes kleines Mädchen, das sie tief ins Herz geschlossen hatte, und es gab Daniel.
Immer, wenn Melora an den Abschied von den beiden dachte, wurde ihr ganz weh ums Herz. In nur wenigen Tagen war Daniel zu ihrem besten Freund geworden, dem man alles anvertrauen konnte und der verstand, was sie bewegte. Sie würde ihn vermissen, seine dunklen Augen, seine tiefe raue Stimme und seinen aufregenden Duft …
„Hey, Melora!“
Sie schreckte aus ihren Träumereien auf und sah Daniel in einiger Entfernung auf dem Dorfplatz stehen und winken.
„Wir gehen gleich zum Wasserloch. Komm doch mit, das wird ein Riesenspaß!“
Nach mehreren stressigen und äußerst kräftezehrenden Arbeitstagen hatte das ganze Team heute frei und freute sich auf ein paar Stunden Ruhe und Erholung. Bei Melora allerdings löste der Gedanke an das Wasserloch sofort Unbehagen aus. Auch wenn sie sich emotional schon viel stärker fühlte als vor ihrer Ankunft, war sie noch lange nicht so weit, dass sie ihren Körper zeigen wollte, und hatte deshalb von vornherein auch keine Badesachen mitgenommen.
Da sie nicht wusste, wie sie sich verhalten sollte, lief sie in die Hütte und atmete dort tief durch. Was sollte sie bloß machen? Einerseits würde sie die anderen gern begleiten, andererseits hatte sie Angst, dass sie sie dann dazu drängten …
„Wir warten schon auf dich, Melora.“
Sie drehte sich erschrocken um. An der Tür stand Daniel, den sie gar nicht hatte kommen hören. „Oh, ich … ich wollte nur …“
„Du brauchst nicht mit ins Wasser zu gehen, wenn du nicht willst“, sagte er, als könne er Gedanken lesen. „Das ist wirklich kein Problem.“
„Du meinst, weil ich … weil ich mich vor anderen noch nicht ausziehen möchte?“
„Genau das meine ich.“
Daniel schob die Hände in die Hosentaschen, um dem Drang zu widerstehen, Melora hier und jetzt zu küssen. Sie war so schön, wie sie vor ihm stand, mit ihren honigbraunen Augen und den vollen, rosigen Lippen.
„Das ist … nett von dir. Ich meine, dass du daran denkst.“
„Ich wollte dir nur sagen, dass überhaupt kein Zwang besteht. Du brauchst nichts zu tun, was dir nicht angenehm ist.“
Sie schien mit sich zu kämpfen, und wieder regte sich in Daniel der Wunsch, Melora zu küssen. Um mehr Abstand zu ihr zu gewinnen, trat er einen Schritt zurück und stieß dabei gegen einen Stapel Kisten, der daraufhin mit lautem Poltern umstürzte. Verdammt, er benahm sich wie ein Tölpel, der vor lauter Schwärmen für Melora nur noch Unsinn machte!
Dabei hatte er in den letzten Tagen alles versucht, um ihr aus dem Weg zu gehen. Er achtete darauf, nie häufiger als nötig allein im selben Raum mit ihr zu sein, was natürlich schwer war, da sie fast den ganzen Tag zusammen arbeiteten. Am schlimmsten jedoch war es abends, nachdem Simone eingeschlafen war, oder nachts, wenn er so nahe bei Melora lag. Dann lauschte Daniel ihren sanften Atemzügen und war sich jeder ihrer Regungen bewusst.
Der Wunsch, ihre helle, zarte Haut zu spüren, machte ihn so verrückt, dass er kaum noch schlafen konnte. Seitdem ging er jeden Abend nach Simones Gute-Nacht-Geschichte aus der Hütte und kam erst wieder, wenn Melora schlief und er sich vor lauter Müdigkeit kaum noch auf den Beinen halten konnte.
„Okay, ich komme mit“, entschied Melora schließlich. „Du wolltest mir das Wasserloch sowieso mal zeigen, und jetzt ist endlich die Gelegenheit dazu.“
„Das freut mich.“ Daniel entspannte sich ein wenig. „Bist du fertig?“
Sie blickte an sich hinunter und beschloss, so zu bleiben, wie sie war. Die Khaki-Shorts und das weite T-Shirt, das sie heute seitlich an der Taille zusammengeknotet hatte, waren sehr bequem und für diesen Ausflug gerade richtig. „Klar, ich gehe, wie ich bin. Ich muss bloß noch meine Zeichensachen holen.“
„Du kannst zeichnen?“, fragte Daniel überrascht. „Bist du gut darin?“
„Ach, nicht der Rede wert.“ Sie holte Block und Stift, steckte beides in eine Baumwolltasche und hängte sie sich um. „Wo ist eigentlich Simone? Kommt sie auch mit?“
„Sie ist schon mit den anderen Kindern vorgegangen, weil sie nicht so lange warten wollte.“
„Hätte sie sich denn nicht vorher umziehen müssen?“
Da lachte Daniel. „Ach was, die Kinder auf Tarparnii brauchen keine Badesachen. Sie springen einfach so ins Wasser, und wenn sie
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