Aerzte zum verlieben Band 48
Bruno bei ihr. Was für ein Unterschied zu der Frau, die er in London wiedergesehen hatte! Kurzes goldblondes Haar umrahmte das elfenhafte sonnengebräunte Gesicht. Sie trug ein T-Shirt und eine leichte Baumwollhose, die sie bis zu den Knien hochgekrempelt hatte. Wann immer er sie im Lager sah, war sie von Kindern umringt.
Alice blickte auf, als er an ihr vorbeiging, und ihre Blicke trafen sich. Schon eine Weile lagen keine Schatten mehr in ihren Augen, sondern sie schienen vor Glück zu leuchten. Alle im Lager würden sie vermissen, wenn sie wieder fort war. Dio , er würde sie auch vermissen!
Ein paar Stunden später kam sie zu ihm ins Kinderzelt. „Linda hat mich gebeten, dich zu holen“, sagte sie. „Sie möchte etwas mit uns besprechen.“
„Ich komme. Im Moment gibt es hier nichts zu tun.“ Alice folgte ihm aus dem Zelt zur anderen Lagerseite. Aber es ging nicht um einen Patienten, wie sie erwartet hatte.
„Uns gehen langsam die Vorräte aus“, erklärte Linda. „Normalerweise ist Luigi für den Nachschub zuständig, aber ich halte es für eine gute Idee, dass ihr zwei das diesmal übernehmt.“
Wie aus einem Mund protestierten beide gleichzeitig, doch Linda brachte sie mit einer energischen Handbewegung zum Schweigen. „Ihr braucht dringend eine Pause. Während der Masernepidemie habt ihr Tag und Nacht gearbeitet. Außer euch haben alle schon freigehabt.“
„Unmöglich“, erklärte Dante entschieden. „Pascale schafft es nicht allein.“
„Das muss sie auch nicht. Heute Nachmittag kommt Lydia zurück und kann sofort anfangen. Sie ist ausgeruht, du nicht.“
Alice wusste inzwischen, wenn Linda sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, ließ sie sich nicht davon abbringen. Und Dantes Gesichtsausdruck nach zu urteilen, wusste er es auch.
„Außerdem brauchen wir dringend Nachschub, und es ist sehr praktisch, wenn ein Arzt die Medikamentenlieferung überprüft. Also, keine Widerrede, ihr holt die Sachen.“
Dante lächelte schief. „Wie ich sehe, hast du dich entschieden. Und Alice braucht wirklich eine Pause.“
„Gut“, sagte Linda sichtlich zufrieden. „Morgen früh geht es los.“
Dante wandte sich an Alice. „Wir sollten bei Sonnenaufgang losfahren. Wenn du willst, können wir unterwegs übernachten. Ich kenne einen geschützten Platz mit sauberem Wasser. Ich halte das für besser, als in der Stadt zu schlafen. Nimm nicht zu viel mit. Wir brauchen jeden Platz für den Nachschub.“ Er grinste, und Alice wusste, worauf er anspielte.
Aber inzwischen war sie klüger. Sie würde nicht mehr mit drei großen Koffern am Flughafen stehen, wenn sie vorhatte, für vier Wochen in ein Flüchtlingslager zu gehen.
Am nächsten Morgen wartete Dante schon auf sie, als sie aus ihrem Zelt kam. Ihr Rucksack war fast leer, außer Unterwäsche zum Wechseln nahm sie kaum etwas mit.
Dante warf einen Blick auf den Rucksack und grinste. „Was, kein Föhn, keine Bücher?“
Sie versetzte ihm einen strafenden Klaps auf den Arm, und er zuckte zusammen. „Gnade!“, rief er aus. „Du hast hier ja richtige Muskeln bekommen!“
Alice lachte glücklich. Er erinnerte sie wieder an den unbeschwerten Mann, den sie damals in Florenz kennengelernt hatte, und auch wenn sie ihn in jeder Stimmung liebte, tat es doch gut, ihn so entspannt zu sehen. Könnte es sein, dass er sich darauf freute, mit ihr allein zu sein? Ihr Herz schlug schneller. Vielleicht sagte er ihr ja, dass er mit ihr zusammenbleiben wollte. Vielleicht liebte er sie so sehr, wie sie ihn liebte.
Alice mochte sich gar nicht vorstellen, dass es nicht so war …
Die aufsteigende Sonne warf ihr goldenes Licht auf die Wüste, als sie losfuhren. Im Lastwagen zu sitzen brachte Erinnerungen an die Herfahrt zurück. War es wirklich erst drei Wochen her? Alice kam es vor wie eine Ewigkeit.
Dante erklärte, dass sie bis zum Mittag durchfahren würden. Nach einer kurzen Rast wären es noch ein paar Stunden bis zu der Stelle, wo sie ihr Nachtlager aufschlagen könnten. „Natürlich können wir auch bis zur nächsten Stadt weiterfahren, wenn du möchtest“, bot er ihr an.
„Nein, Camping hört sich gut an“, versicherte sie ihm. Jeder Augenblick mit ihm war viel zu kostbar, um ihn mit anderen zu teilen.
Anfangs begegneten sie auf der holprigen Piste noch Menschen auf dem Weg zum Lager, aber schon bald waren sie ganz allein. Hoch über ihnen kreiste ein einsamer Bussard am wolkenlosen Himmel. Die flachen Sanddünen erstreckten sich bis zum weiten
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