Aerzte zum verlieben Band 48
ein kleines Stück gehen. Möchtest du vielleicht auf meinem Rücken reiten?“
„Huckepack?“, fragte Ella begeistert.
Caroline hob sie hoch und setzte sie auf Jorges Rücken ab. Dann folgte sie Vater und Tochter nach draußen in die Abenddämmerung.
„Sieh mal!“, rief Jorge und wies auf den Himmel, der sich rot, orange und rosa verfärbt hatte.
„Es ist wunderschön“, murmelte Caroline. „Wir achten immer viel zu wenig auf die kleinen Wunder des Alltags.“
Lächelnd sah er sie an, und Caroline glaubte, vor Liebe zu diesem Mann sterben zu müssen. Ja, sein Lächeln war ein bisschen schief. Und sein Haar hatte einige graue Strähnen bekommen, doch er war immer noch Jorge. Der Mann, den sie geliebt hatte … und immer noch liebte.
Sie war schön. So schön, dass Jorge es nicht ertrug, sie anzusehen. Sonst hätte er sich unweigerlich wieder in sie verliebt. Wenn er überhaupt jemals aufgehört hatte, sie zu lieben.
Doch auch wenn er sich mit jeder Faser seines Körpers nach ihr sehnte, konnte er es ihr nicht zumuten, mit dem Mann zusammen zu sein, zu dem er geworden war. Niemals würde es ihm gelingen zu glauben, dass sie etwas anderes als Mitleid für ihn empfand.
4. KAPITEL
„Eiskrem!“, erinnerte seine Tochter ihn und trommelte ungeduldig mit ihren Händen auf seinem Kopf herum. Schnell ging Jorge die Straße hinunter zu einem kleinen Eiswagen, der wie immer um diese Uhrzeit an der Ecke stand.
Neugierig schlenderte Caroline um den Verkaufswagen herum zu einer kleinen weißen Säule. „Was bedeutet das?“, erkundigte sie sich interessiert und zeigte auf die Inschrift, die in der Sprache der Toba verfasst war.
„Geh auf die andere Seite. Du wirst es verstehen, wenn du den spanischen Text liest.“
‚Möge überall auf Erden Frieden herrschen‘, las sie. „Wie schön!“
„Es gibt noch weitere dieser Denkmäler. Sie werden Friedenssäulen genannt.“
Vorsichtig setzte Jorge Ella ab und begutachtete mit ihr die verschiedenen Eissorten, während Caroline nachdenklich die schlichte Säule betrachtete.
„Wir dürfen die Hoffnung darauf niemals aufgeben“, bemerkte sie leise, und wieder einmal fiel Jorge auf, dass ihre Schönheit nicht ihr einziger Vorzug war. Es war unvermeidlich gewesen, dass er sich in sie verliebt hatte.
„Ich nehme Schokilade“, verkündete Ella und unterbrach damit zum Glück seine Grübelei. Er bestellte ihr Eis und nahm vorsorglich einige Servietten mit, bevor er sie zu einer kleinen Parkbank am Straßenrand führte.
Zu seiner Überraschung aß das kleine Mädchen sein Eis genauso ordentlich und kleckerfrei, wie es beim Abendessen die Nudeln verspeist hatte. Zielstrebig schleckte sie um die Kugel herum und fing mit ihrer kleinen rosa Zunge jeden einzelnen Tropfen auf. Jorge war so fasziniert von ihrer Geschicklichkeit, dass er gar nicht bemerkte, dass Caroline nicht bei ihnen war.
Kurz darauf tauchte sie mit zwei Waffeln in der Hand neben ihm auf. „Ich wusste nicht, welche Sorte du möchtest, und so habe ich einmal Mokka und einmal Erdbeere genommen. Welches Eis möchtest du?“
Die Vertrautheit, mit der sie diese harmlose Frage stellte, ließ seinen Atem stocken. Konnte es wahr sein? Oder träumte er gerade einen seiner Tagträume, in denen er sich vorstellte, wie es wäre, keine Schmerzen und keine Narben zu haben. Und wie es wäre, nicht jeden Tag um seine große Liebe zu trauern. Nein! Er musste aufhören, darüber nachzudenken!
„Mokka ist prima“, erklärte er, denn er vermutete, dass sie selbst lieber das Erdbeereis wollte.
Caroline reichte ihm die Eistüte und setzte sich neben ihre Tochter. Ihre gemeinsame Tochter.
Während sein Eis langsam schmolz und ihm die Hand herunterlief, sah er die beiden gedankenverloren an – diese zwei Frauen, die äußerlich kaum Ähnlichkeit hatten und dennoch in Gestik und Mimik so exakt übereinstimmten, dass an ihrem Verwandtschaftsverhältnis nicht der geringste Zweifel bestand.
Dies war definitiv eine unglaubliche Situation. Aber sie war real. Vollkommen real. Wie also sollte es weitergehen?
Im Moment herrschte zwischen ihm und Caroline eine Art Waffenstillstand, doch was würde als Nächstes kommen?
Sein Zorn war noch immer nicht vollständig verraucht, aber Jorge wusste nicht so recht, auf wen er eigentlich wütend war. Auf das Schicksal?
Nein, das wäre zu einfach.
Auf sich selbst?
Er war klug genug, um zu wissen, dass er nicht ganz unschuldig an der Situation war. Schließlich war er es gewesen,
Weitere Kostenlose Bücher