Aerzte zum verlieben Band 48
Nicht viele, aber doch genug, um ihm klarzumachen, dass Sex ohne Liebe ihm nicht reichte.
Wie wundervoll, dass er noch eine andere Art von Liebe erleben durfte. Er riss seinen Blick von Caroline los und betrachtete seine Tochter. Sie zu lieben war einfacher – zumindest im Augenblick.
Zärtlich strich er ihr über eine dunkle Locke. „Que te duermas con los angelitos“, murmelte er und wiederholte damit die Worte, die erst seine Mutter und später sein Vater ihm jeden Abend vor dem Einschlafen zugeflüstert hatten.
Mögest du mit den Engeln schlafen.
5. KAPITEL
Zu Carolines Erstaunen hatte Jorge keine Einwände, als sie am kommenden Morgen verkündete, sie würde ihn in die Krankenstation begleiten. Im Gegenteil. Er bot ihr sogar an, ihr eine der Krankenschwestern als Übersetzerin zuzuteilen, und schlug vor, Caroline könne die Mutter-Kind-Sprechstunde übernehmen.
„Normalerweise leitet eine Krankenschwester diese Beratungssprechstunde“, hatte er ihr bei einem Frühstück mit köstlichem, süßen Gebäck und Milchkaffee erklärt. Sie saßen allein in der kleinen Küche, denn Ella hatte gleich nach dem Aufstehen darauf bestanden, draußen ihre neue Umgebung zu erkunden. Nun spielte sie glücklich und zufrieden mit den Nachbarkindern, sorgfältig beaufsichtigt von Juans Großmutter.
„Die junge Krankenschwester, die normalerweise die Sprechstunde leitet, hat im Grunde nicht viel zu tun. Falls es medizinisch nötig ist, schickt sie kranke Mütter oder Kinder zu mir, doch meistens schafft sie alles allein. Mit diesem Angebot wollen wir erreichen, dass die Mütter und Kinder keine Scheu haben, sich bei Problemen an die Krankenstation zu wenden.“
Im Laufe des Vormittags wurde Caroline klar, dass es sich eher um eine Mutter-Kind-Gruppe handelte, bei der die Mütter plauderten, während die Kinder spielten. Diplomatisch lenkte die Krankenschwester die Gespräche auf Gesundheitsthemen wie Körperhygiene und Schutzimpfungen, doch überwiegend wurde über Persönliches gesprochen.
„Im Grunde ist es überall gleich“, bemerkte Caroline später, als sie am frühen Nachmittag neben Jorge im Schlafzimmer stand, wo sie ihre schlafende Tochter betrachteten. Nach einem aufregenden Vormittag war Ella nach dem Mittagessen noch am Tisch eingeschlafen.
„Die Mütter wollen immer das Beste für ihre Kinder. Doch während es hier darum geht, genug zu essen aufzutreiben, machen sich die Frauen in den westlichen Ländern Gedanken darüber, ob ihre Kinder zu viel Fast Food essen.“
Sie hielt inne und sah Jorge stirnrunzelnd an. „Es gibt hier doch genug zu essen, oder?“
Er nickte zögernd. „Es gibt zwar genug zu essen, doch von einer ausgewogenen Ernährung sind viele leider noch immer weit entfernt. Wir haben daher verschiedene Aufklärungskampagnen durchgeführt.“
„Ich bin wirklich beeindruckt von deiner Arbeit hier.“
„Viele Menschen helfen den Toba. Ich leiste nur einen kleinen Beitrag auf meinem Fachgebiet. Andere konzentrieren sich auf die Unterbringung oder auf Bildungsmaßnahmen. Jeder tut, was er am besten kann.“
„Doch obwohl du diese erfolgreiche Krankenstation aufgebaut hast, willst du jetzt fortgehen? Nach einem solchen Projekt kannst du doch unmöglich einen langweiligen Laborjob wollen.“
Schon wieder diese Hartnäckigkeit. Doch war er verpflichtet, ihr zu antworten?
Nachdenklich sah er diese Frau an, die ihm um die halbe Welt gefolgt war. Sicher, sie hatte einen guten Grund dafür gehabt, denn es war verständlich, dass ihre Tochter – seine Tochter! – ihren Vater kennenlernen sollte. Dennoch musste es sie einiges an Mut gekostet haben, ihm wieder gegenüberzutreten. Vor allem nachdem er sie so gemein abserviert hatte.
Sie verdiente eine Antwort.
Er zwang sich zu einem Lächeln, wohl wissend, dass dabei sein entstelltes Gesicht noch stärker betont wurde. Entstelltes Gesicht? Wieso war er nur so eitel? Dabei waren seine inneren Verletzungen viel schlimmer. Die Angst, niemals wieder gesund zu werden, hatte schlimme Narben auf seiner Seele hinterlassen und war der Grund dafür gewesen, seine Liebe zu dieser Frau zu verleugnen.
Doch das würde er natürlich niemals zugeben …
„Findest du nicht, dass es Herausforderung genug ist, wieder in meiner Heimatstadt zu leben? Mit einem großen Team von Kollegen zusammenzuarbeiten? Mich wieder an die entsetzten Blicke und das Getuschel der Menschen zu gewöhnen?“
„Ach, Jorge“, flüsterte sie. Doch als sie auf ihn zuging,
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