Aerzte zum verlieben Band 55
fahren und drauÃen campieren. Ich glaube, wir werden genug Gelegenheit haben, uns kennenzulernen.â
Annabelle wusste selbst nicht, warum sie so zickig reagierte. Lag es daran, dass ausgerechnet Nick Tempest ihr Kollege für die kommenden Monate sein würde? Weil sie sich in seiner Gegenwart schon immer etwas unbehaglich gefühlt hatte?
Nicht dass sie ihn wirklich kannte. Aber sein Ruf als Frauenheld und Workaholic reichte aus, um Annabelle davon zu überzeugen, dass er so ziemlich der letzte Mensch war, den sie besser kennenlernen wollte â geschweige denn, mit dem sie zwei Monate allein im Outback zusammenarbeiten wollte.
Allerdings saà er nun neben ihr. Was sie zu einer anderen Frage brachte.
âWas machen Sie eigentlich hier? Bei meinem Vorbereitungstermin hieà es noch, Paul Watson wäre der Arzt für diesen Einsatz.â
Ihr Reisebegleiter lächelte etwas angespannt, auch wenn ihr der Grund dafür nicht klar war.
âPauls Freundin ist schwanger, und sie haben die Hochzeit vorverlegt.â
âUnd Ihr Name war der nächste auf der Liste?â Annabelle konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass Nick, der Blitz, Dr. Tempest oder wie auch immer sie ihn nennen sollte, den Job aus freien Stücken angetreten hatte.
Aber sie hatte sich wohl getäuscht. Diesmal war sein Lächeln eindeutig selbstzufrieden. âIch habe mich freiwillig gemeldet.â
Annabelle starrte ihn an.
âSie etwa nicht?â, fragte er.
Sie nickte nur. âSchon, aber ich hatte einen guten Grund: Ich brauche den Bonus.â
Nick sah sie aufmerksam an. âAha, Sie sind also aus schnödem finanziellem Interesse dabei und nicht aus reiner Menschenfreundlichkeit? Das hätte ich von Ihnen nicht erwartet, Belladonna.â
âDa Sie mich nicht kennen, sollten Sie eigentlich gar nichts erwartenâ, sagte Annabelle schnippisch. Was war der Kerl doch für ein arroganter Schnösel! âUnd mein Name ist Annabelle.â
Ihr Zorn schien ihn sichtlich zu amüsieren. âEntschuldigung, das ist mir so rausgerutscht. Annabelle! Das ist ein sehr schöner Name. Ziemlich â¦â
âAltmodischâ, ergänzte sie. âIch weiÃ.â Sie war in der Highschool oft genug für ihren Namen gehänselt worden.
âNein, mir gefällt er wirklich.â
Darauf wusste sie nichts mehr zu sagen, aber er hatte sich ohnehin abgewandt und betrachtete durchs Fenster die watteähnlichen weiÃen Wolken unter ihnen.
Damit hatte sie nun endlich die Gelegenheit, ihre Zeitung zu lesen. Allerdings â¦
âWarum haben Sie sich freiwillig gemeldet?â
Eigentlich ging sie das natürlich nichts an, aber er hatte sie schlieÃlich auch gefragt.
Er drehte sich zu ihr um, der Ausdruck in seinen Augen war unergründlich. âWieso sollte ich einen anderen Grund haben als Sie?â
âVielleicht, weil Sie einen Porsche fahren und ich nur einen alten Käfer?â
Am liebsten hätte Annabelle die Worte sofort wieder zurückgenommen. Das spielte nun wirklich keine Rolle. âNicht dass es mich etwas anginge, was für ein Auto Sie fahrenâ, fügte sie hinzu, während ihr verlegene Röte ins Gesicht stieg. Hastig griff sie nach ihrer Zeitung.
Nick musterte sie aus den Augenwinkeln. Ihre Verlegenheit rührte ihn, gleichzeitig beschloss er, dass es besser war, wenn er eine professionelle Distanz wahrte.
Aber ihre Kratzbürstigkeit gefiel ihm irgendwie.
âAlso, genau genommen habe ich einen guten Grundâ, sagte er. Annabelle lieà die Zeitung sinken und schaute ihn aus braunen Augen aufmerksam an.
âOffiziell bin ich im Moment beurlaubt. Ãberstundenabbau. Aber ich werde die Leitung der Notaufnahme übernehmen, wenn ich zurück bin. Dann bin ich auch für die Auswahl des Personals für den AuÃendienst im Outback zuständig, und ich fand, ich sollte doch wissen, worum es bei diesen Einsätzen geht.â
Das war nicht die ganze Wahrheit, aber es war auch nicht gelogen. Den Rest musste Annabelle nicht unbedingt erfahren, oder zumindest noch nicht.
âHätte dafür nicht ein kurzer Besuch gereicht?â, erkundigte sie sich.
âWas erfährt man dabei schon? Ich hätte natürlich die Praxis gesehen und den Ort, aber über den Arbeitsalltag weià man dann trotzdem nichts.â
âDas stimmt.â Sie runzelte jedoch die Stirn, als würde sie ihm nicht
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