Aerzte zum verlieben Band 55
wir weiter nach Westen fahren. Am besten machen wir die Sachen auch gleich etwas knittrig, bevor Sie sie anziehen und â¦â
âKnittrig?â, wiederholte er und hatte unwillkürlich ein Bild von Nellie vor Augen, die seinen Anzugkragen richtete.
âKlar, Sie wollen doch nicht aussehen wie der neue Junge in der Klasse, oder? Wenn Sie verstehen, was ich meine â¦â, verkündete seine neu ernannte Stilberaterin. Automatisch schüttelte Nick den Kopf, als er sich daran erinnerte, wie er sich an seinem ersten Tag in der teuren Privatschule gefühlt hatte. Er trug steife, brandneue Kleidung und war das einzige Kind, das für den Schulbesuch ein Stipendium bekommen hatte und nicht aus reichem Haus stammte. Es hatte lange gedauert, bis er sich durchgesetzt hatte, und es war ihm nur dank seiner Fähigkeiten im Rugby gelungen.
Nein, denk nicht an die Vergangenheit, ermahnte er sich selbst. Schau nach vorn.
Annabelle zumindest tat das. âZwei Paar robuste Hosen, einige Hemden und T-Shirts, ein Paar Jeans und ein Akubra. Wie groà ist Ihr Kopf?â
Sie musterte ihn prüfend. Er hatte einen schön geformten Kopf, und seine schwarzen Haare sahen aus, als würden sie sich sehr weich anfühlen â¦
Schluss damit, sagte Annabelle zu sich selbst. Es ging darum, die richtige Kopfbedeckung für ihn zu finden, nicht darum, ihm über die Haare zu streichen.
âMein Akubra ist ziemlich groÃ, weil ich früher immer mein Haar darunterstopfen musste, deswegen wird er Ihnen wahrscheinlich passen. Und als Frau kann ich ohne Weiteres einen neuen Akubra tragen, ohne dass mich jemand schief anguckt.â
Nick schaute sie verwirrt an. âWovon genau reden wir hier?â
Annabelle erwiderte seinen Blick nicht minder verwirrt. âAuf welchem Planeten leben Sie denn?â, fragte sie. âIch dachte, es gibt niemanden in Australien oder auf der ganzen Welt, der nicht weiÃ, was ein Akubra-Hut ist.â
âNun, ich weià es nicht.â
Sein Tonfall klang gezwungen, offensichtlich hatte sie ihn in Verlegenheit gebracht. Von einer plötzlichen Welle der Sympathie für Nick erfasst, tätschelte Annabelle seinen Arm. âEs tut mir leid. Ich werde Sie jetzt nicht mehr aufziehen, versprochen. Sie haben anscheinend ein sehr behütetes Leben geführt.â
Behütet? Von wegen. Allerdings musste Nick zugeben, dass es für AuÃenstehende so aussehen mochte. Menschen, denen nicht klar war, wie schwer er gearbeitet hatte, um seine Ziele zu erreichen, oder welche Opfer seine Eltern gebracht hatten, damit er seinen Traum verwirklichen konnte.
Aber darüber wollte er jetzt nicht nachdenken. Lieber lieà er sich weiter von seiner Begleiterin ablenken â¦
Annabelle hatte sich wieder in ihre Zeitung vertieft und lächelte über einen Artikel. Er fragte sich, wofür sie ihre Bonuszahlung verwenden wollte â teure Kleidung, ein Mann, eine Fernreise?
Nick hatte keine Ahnung, allerdings erschien ihm ein Mann wenig wahrscheinlich. Ebenso teure Kleidung. Dazu war Annabelle viel zu vernünftig, auch wenn ihr neuer Haarschnitt sie sehr viel abenteuerlustiger erscheinen lieÃ. Sie sah verdammt niedlich und ein bisschen frech aus, die Frisur betonte ihre hohen Wangenknochen und verlieh ihr ein elfenhaftes Aussehen. Sie war nicht unbedingt schön im landläufigen Sinne, aber sie hatte etwas Besonderes.
âWofür brauchen Sie das Geld?â Er hatte nicht vorgehabt, sie zu fragen, aber ihn provozierte die Art, wie sie einfach ruhig dasaà und sich kein bisschen für ihn zu interessieren schien, jetzt, da die Kleidungsfrage geklärt war. Himmel, wahrscheinlich war er schon wieder eingeschnappt â¦
Annabelle legte die Zeitung zusammen und sah ihn an. âIch brauche es, um die Studiengebühren meiner Schwester zu zahlen. Sie studiert Medizin und macht dieses Jahr ihr erstes Examen. Ich möchte nicht, dass sie dann die ersten Jahre ihres Berufslebens damit verbringt, Schulden abzuzahlen. Die Zeit als Assistenzärztin wird noch schwer genug für sie, auch ohne dass sie sich um das Geld sorgen muss.â
âIhre Eltern können sie nicht unterstützen?â, fragte Nick. Seine eigenen Eltern hatten ihm allerdings auch nicht bei der Abzahlung helfen können. Es war ihm nicht leichtgefallen, seinen finanziellen Verpflichtungen nachzukommen, schon gar nicht, nachdem er Nellie kennengelernt
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