Aerzte zum verlieben Band 55
Kerry nicht weiter wunderte.
Alarmiert registrierte Kerry, wie schlimm es um die Verletzte stand. âUm Himmels willen!â, rief sie, während sie aus dem Auto sprangen. âWie sollen wir sie ohne schweres Rettungsgerät befreien?â
Denovan öffnete den Kofferraum, um die Decken herauszunehmen. âIrgendwie schaffen wir es schon. Sie werden sich wundern, wozu ein paar starke Männer in einer Ausnahmesituation fähig sind.â Er schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln. âSie kümmern sich um die Lady und versuchen, sie zu beruhigen, und ich helfe den Männern dabei, die Felsbrocken hochzuheben.â
Kerry wandte sich an eine der umstehenden Frauen. âWissen Sie, wer das da unten ist?â
âNatürlich, Sirie Patel. Die Frau, die den Laden und die kleine Poststation betreibt. Die Ãrmste! Sie schuftet Tag und Nacht. Ohne sie hätten wir schon längst kein Geschäft mehr in Braxton Falls.â
Kerry drängte sich zu der Verletzten durch und zwang sich, nicht daran zu denken, wie ungerecht das Schicksal wieder einmal zugeschlagen hatte. Das hatte Sirie wirklich nicht verdient. Sie war eine so nette Person; immer hilfsbereit, immer zu einem Schwätzchen aufgelegt; eine wahre Stütze der kleinen Gemeinde. Wie oft hatte Kerry beobachtet, dass Nachbarn am Monatsende bei Sirie anschreiben lassen konnten. Es war einfach nicht fair!
Vorsichtig stopfte Kerry eine der Decken unter Siries Kopf. Dabei sprach sie die ganze Zeit mit der Verletzten, um Sirie zu beruhigen, dass man ihr helfen würde.
âAlles wird gut, Sirie. Wir holen dich hier rausâ, brüllte Kerry, um das Heulen des Sturms zu übertönen. âVersuch, ganz ruhig zu bleiben. Hier, halt meine Hand! Wenn du dich so wenig wie möglich bewegst, besteht keine Gefahr!â
Oh, wie sehr sie hoffte, dass das stimmte! Der Fluss war so nah und inzwischen zu einem derart reiÃenden Strom geworden, dass Kerry sich mit Schrecken ausmalte, was passieren würde, wenn Sirie bei der Rettungsaktion abrutschte.
Kerry sah zu Denovan hinüber, der bäuchlings neben Sirie lag und herauszufinden versuchte, an welcher Stelle ihre Beine eingeklemmt waren. Kerry musste zugeben, dass es sie beeindruckte, wie er sich ohne Rücksicht auf seinen teuren Anzug in den Schlamm geworfen hatte. Ãberhaupt erwies er sich als äuÃerst zupackend. Trotzdem hatte sie nach dem Zwischenfall am Nachmittag nicht vor, seinem Fanklub beizutreten.
Gerade richtete er sich auf und kam auf Kerrys Seite. Besorgt lieà er den Blick über die verletzte Frau gleiten. âWie geht es Sirie?â
âSie steht unter Schock. Und natürlich hat sie schlimme Schmerzen, und ihr Puls rast. Den Blutdruck kann ich hier nicht messen. In meiner Tasche müsste noch Morphin sein. Holen Sie es bitte heraus? Wann können wir mit Hilfe von auÃerhalb rechnen?â
âIch habe einen Rettungshubschrauber angefordertâ, erklärte Denovan, während er in Kerrys Arzttasche kramte. âDer Handyempfang war sehr schlecht, aber ich hoffe, sie haben mich verstanden.â
Sirie drückte Kerrys Hand. âWird es noch lange dauern, bis ich hier herauskomme?â, fragte sie leise. âIch weià nicht, wie lange ich es noch aushalte â¦â
âAlles wird gut, Sirie. Wir geben dir jetzt etwas gegen deine Schmerzen. Dr. OâMara macht gerade die Spritze fertig.â
Plötzlich fiel Sirie etwas ein. Erschrocken riss sie die Augen auf. âWas ist mit meinen Mädchen? Ich muss sie doch vom Tanzen abholen.â
âMach dir keine Sorgen. Wir sorgen dafür, dass sich jemand um sie kümmert. Eine der anderen Mütter wird sie mitnehmenâ, versicherte Kerry. Wie gut, dass sie in einer kleinen, intakten Gemeinde lebten, wo die Menschen sich gegenseitig halfen.
Denovan zog die Spritze auf und lächelte Sirie aufmunternd an. âHalten Sie durch. Zehn Milligramm von diesem Zaubermittelchen, und Sie werden sich groÃartig fühlen. Ungefähr so wie nach einer halben Flasche Whiskey â¦â
Sirie verzog gequält das Gesicht. âIch bin Abstinenzlerin, Doktor, und habe daher keine Ahnung, wie Whiskey schmeckt.â
âNa, dann werden Sie gleich erleben, was Sie bis jetzt verpasst habenâ, scherzte Denovan. Dann wandte er sich zu Kerry um und flüsterte so leise, dass Sirie es nicht hören konnte: âGleich haben wir es geschafft.
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