Aerzte zum verlieben Band 55
sah sich schon mit dem Gesicht im Schlamm liegen, als Denovan sie in seinen starken Armen auffing.
âVorsicht!â, murmelte er.
Kerry schnappte erschrocken nach Luft und klammerte sich an ihm fest. Sie spürte seinen durchtrainierten Körper an ihrem, raue Bartstoppeln rieben über ihre Wange. Irritiert überlegte sie, wie peinlich es war, einem vollkommen Fremden derart nahe zu kommen. Trotzdem zögerte sie den Augenblick hinaus, genoss das Gefühl von Geborgenheit. Prickelte es da etwa zwischen ihr und Denovan OâMara? Einem Mann, der ihr vom ersten Moment an unsympathisch gewesen war?
Plötzlich erinnerte sie sich schmerzhaft daran, wie es gewesen war, in den Armen eines anderen Mannes zu liegen, und sie stellte sich vor, es sei sein Herzschlag, den sie gerade so deutlich spüren konnte. Erst ein Jahr war es her, seitdem sie ihre groÃe Liebe verloren hatte. Und doch kam es ihr vor, als hätte die Zeit mit Andy in einem anderen Leben stattgefunden.
Eine eiskalte Windböe schlug ihnen entgegen und brachte Kerry in die Gegenwart zurück. Zu ihrem Entsetzen bemerkte Kerry, dass sie weinte. Ihre Trauer um Andy war noch lange nicht bewältigt. Aus irgendeinem Grund fühlte sie sich ihm gegenüber schuldig â als hätte sie sein Andenken verraten. Schnell trat sie einen Schritt zurück und löste sich aus Denovans Umarmung.
âIch bin immer so ungeschickt â¦â, erklärte sie lahm.
âEs ist stockdunkel. Da kann man schon mal stolpern. Alles in Ordnung?â Wie selbstverständlich hatte er ihren Arm genommen.
In diesem Moment kam der Mond hinter einer Wolke zum Vorschein, und Kerry bemerkte Denovans amüsiertes Grinsen. Regentropfen liefen ihm das schlammbespritzte Gesicht hinunter. Trotz allem fand Kerry ihn unwiderstehlich attraktiv. Ihr Herz schlug verdächtig schnell, und zu ihrer Schande musste sie sich eingestehen, dass sie sich nur zu gern wieder in seine Arme geschmiegt und ihn geküsst hätte. Für den Anfang â¦
Schnell wandte sie ihren Blick ab. Wie konnte sie sich nur so kurz nach Andys Tod zu einem anderen Mann hingezogen fühlen? Was um alles in der Welt dachte sie sich dabei, sich dermaÃen unangemessen zu verhalten?
âEs geht mir gutâ, erklärte sie kühl. âIch bin nur gerade etwas wacklig auf den Beinen.â
âWie praktisch, dass ich gerade in der Nähe standâ, erwiderte Denovan leise. Erst als sie Kerrys kleines Cottage betraten, lieà er ihren Arm los.
âZum Glück funktioniert das Licht nochâ, stellte er fest, bevor er Kerry prüfend ansah. âSie sind furchtbar blass. Am besten legen Sie sich gleich hin. Gehen Sie ins Bett; ich bringe Ihnen etwas HeiÃes zu trinken.â
Denovan sah ebenfalls erschöpft aus. Und ziemlich verwahrlost in seinen schlammigen Sachen. Doch es war der Anblick seine Hände, der Kerry aus ihrer Lethargie riss. Aufgeschürft, blutend, mit abgebrochenen Nägeln. Er musste fieberhaft gegraben haben, um Sirie von den Felsbrocken zu befreien.
âOh, Denovan! Deine armen Hände!â Sie vergaÃ, dass sie den Mann eigentlich nicht leiden konnte, und nahm seine Hände vorsichtig in ihre. âWir müssen sofort diese Verletzungen versorgen. Im Badezimmer habe ich ein Wunddesinfektionsmittel.â
Sanft zog er die Hände zurück, schmunzelnd, weil Kerry wie selbstverständlich zum Du übergegangen war. âMach dir keine Sorgen, Frau Doktor. Es sind nur ein paar Schrammen.â
Kerry biss sich auf die Lippe. Wie hatte sie sich nur so hinreiÃen lassen? Bestimmt zog er jetzt die falschen Schlüsse.
Denovan, der ihre Unsicherheit bemerkte, versuchte abzulenken. âIch mache dir jetzt einen heiÃen Kakao mit einem Schuss Whiskey. Das wird dir guttun.â
Kerry widersprach nicht. Sie war noch zu sehr damit beschäftigt, sich dafür zu schämen, dass sie einfach so seine Hände gehalten hatte. Erschöpft stolperte sie in ihr Schlafzimmer und nahm sich noch nicht einmal die Zeit, sich auszuziehen. Mit einem Seufzer der Erleichterung lieà sie sich in ihr warmes, weiches Bett fallen und war im selben Augenblick eingeschlafen.
Als Denovan kurz darauf mit einer Tasse in der Hand hereinkam, betrachtete er seine schlafende Kollegin mit einem schiefen Lächeln. Kein Wunder, dass Kerry völlig fertig war â sie hatte einen höllisch anstrengenden Tag hinter sich.
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