Aerzte zum Verlieben Band 57
zu tun haben. Ich bin nicht glamourös genug …“
„Das ist nicht dein Ernst“, unterbrach Charlie sie. „Wie kommst du auf die Idee?“
Lieb von ihm, das zu sagen, dachte sie, glaubte ihm aber nicht. „Das ist nur das eine, das andere ist, dass sie nie damit klargekommen ist, ein krankes Kind zu haben“, sagte sie achselzuckend. „Für Mum muss immer alles perfekt sein. Und weil sie mich anders nicht loswerden konnte, ist sie eines Tages gegangen.“
Ihre Worte verrieten eine berührende Sehnsucht danach, geliebt zu werden. Charlie verspürte plötzlich das starke Bedürfnis, Bella zu beschützen – und Zorn auf Miranda Lockheart. Hatte sie überhaupt eine Ahnung, wie sehr sie ihre Tochter verletzte? Er wusste, dass Miranda ein Alkoholproblem hatte, aber diese Krankheit konnte man behandeln. Anders als Bellas, die jetzt nur noch auf eine Organspende hoffen konnte. Miranda müsste sich nur professionelle Hilfe suchen. Anscheinend hatte sie das bisher nicht getan. Charlie schloss daraus, dass ihre Töchter ihr letztendlich egal waren. „Was ist mit deinem Vater? War er für dich da?“
„Finanziell schon, da fehlt es mir an nichts. Aber er hat selten Zeit mit mir verbracht, jedenfalls viel weniger als mit Lexi.“ Sie zuckte wieder mit den schmalen Schultern. „Wahrscheinlich wusste er nicht, was er mit mir anfangen sollte. Du hast ihn ja neulich im Krankenhaus erlebt. Was sich nicht mit Geld regeln lässt, ist ihm unheimlich. Er hat einen Haufen Geld für Krankenschwestern ausgegeben, damit sie sich um mich kümmern und damit die Verantwortung für mich abgegeben.“
Charlie war nicht so privilegiert aufgewachsen wie Bella, aber seine Familie hielt zusammen wie Pech und Schwefel. Seine Eltern waren immer für ihn da gewesen. Bella und ihre beiden Schwestern hätten wirklich mehr verdient.
„Mein Leben ist wie es ist“, sagte sie und fischte eine Scheibe Räucherlachs von der Servierplatte. „Lass uns über etwas anderes reden.“
Sie war so selbstlos. Auch jetzt verdammte sie ihre Eltern nicht in Grund und Boden. Er konnte sie dafür nur bewundern.
Anmutig stand sie auf und ging zu den Picknickkörben. „Mal sehen, was Rosa noch Leckeres für mich gezaubert hat.“
Er folgte ihr, als sie neugierig die Deckel hob. Darunter kamen wahre Köstlichkeiten zum Vorschein: knuspriges Brot, kalter Braten, Salate, gekochte Eier, kleine Gemüsequiches, mehrere Sorten Käse und Obst. Ein Korb enthielt eine Fülle von Schokoladendesserts, Cup Cakes und Kuchen.
Im Stillen beglückwünschte sich Charlie zu seiner Idee, das Picknick in Bellas Garten zu veranstalten. Körbeweise Essen über einen Acker zu schleppen, um sie an einem plätschernden Bach zu arrangieren – die Vorstellung hatte wenig Reizvolles. Er hoffte nur, dass diese Variante Bellas Erwartungen entsprach und er sie nicht enttäuscht hatte.
Charlie öffnete den nächsten Korb, nahm einen Porzellanteller, Silberbesteck und eine gestärkte weiße Leinenserviette heraus, die er Bella reichte. Bald darauf saßen sie mit gefüllten Tellern wieder auf dem Perserteppich.
„Ich habe meine Bewerbung abgegeben“, sagte sie.
„Gut gemacht. Wie hat es sich angefühlt?“
„Beängstigend“, gab Bella zu. „Es ist Jahre her, dass ich gelernt habe, und schon damals war ich nicht besonders gut. Lexi ist jünger als ich, aber wir waren zum Schluss in derselben Klasse. Ohne sie hätte ich den Abschluss nicht geschafft. Deshalb habe ich mich nicht getraut, mich für Modedesign zu bewerben. Ich dachte, das schaffe ich sowieso nicht.“ Sie schwieg einen Moment. „Das denke ich immer noch, aber ich kann’s ja trotzdem versuchen.“
Er war stolz auf sie. Für sie bedeutete es sicher eine hohe Hürde, eine Hochschulausbildung anzugehen. „Wenn du etwas studierst, das dir Spaß macht, dann ist das etwas völlig anderes als Lernen in der Schule.“
„Das hoffe ich auch.“
„Du liebst Design, du wirst gar nicht genug bekommen können von dem, womit sie dich in Vorlesungen und Seminaren füttern.“
Bella lachte leise. „Es ist komisch. Einerseits fürchte ich mich davor, und andererseits kann ich es kaum erwarten. Aber du hattest recht, wenn ich die OP hinter mir habe, kann ich nicht mehr für den Rest meines Lebens untätig herumsitzen.“
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass du gar nichts getan hast.“
„Nein, das nicht, aber es ist nicht der Rede wert. Allerdings hat es mir schon Spaß gemacht, für die Lockheart-Stiftung als
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