Aerzte zum Verlieben Band 57
sich nicht vor zwanzig Tagen, sondern gestern zuletzt gesehen.
Dennoch fehlte ihm etwas, das Wichtigste. Mit keinem Wort sprachen sie über das „Wir“, das er sich so sehr wünschte. Und er musste wissen, ob es überhaupt ein „Wir“ gab.
„Wirst du hier offiziell noch gebraucht?“, fragte er, als die letzten Takte verklangen. „Oder kannst du dich mit mir nach draußen verdrücken?“
In ihren Augen blitzte es auf wie funkelndes Silber, und ihre rosigen Lippen verzogen sich zu einem breiten Lächeln. „Wolltest du mich ins Gebüsch zerren?“
„Wenn du darauf bestehst“, neckte er. „Nein, ich möchte dir einen Vorschlag machen“, fügte er ernster hinzu. „Aber hier ist mir zu viel Rummel.“
Zu seiner Überraschung ließ sie seine Hand nicht los und führte ihn in den Garten. Der berauschende Duft der Frangipaniblüten hüllte sie ein, je näher sie den Sträuchern kamen, doch sie ging daran vorbei zu dem mächtigen Feigenbaum, der mitten auf dem Rasen stand. Eine alte Holzschaukel, groß genug für zwei, hing von einem seiner dicken knotigen Äste, und Bella zog Charlie neben sich auf den Sitz unter dem ausladenden Blätterdach des uralten Baums.
„Ich höre“, sagte sie nur.
Er fragte sich, was ihr wohl durch den Kopf ging. Was erwartete sie? Sie wirkte so ruhig, während er das reinste Nervenbündel war. Das entscheidendste Gespräch seines Lebens stand ihm bevor. Er durfte es nicht verpatzen.
Charlie stand wieder auf, viel zu unruhig, um still sitzen zu können. Rastlos wanderte er auf und ab. Wenn sie nun Nein sagte?
Er holte tief Luft. „Diese neue Wunschliste … magst du mir erzählen, was darauf steht?“
„Warum?“
„Die Hochzeit ist fast vorbei, und bis zum Studienbeginn sind es noch drei Monate. Was steht als Nächstes auf deiner Liste?“
Das Gleiche hatte sie sich vor einer halben Stunde auch gefragt. Sie musste sich beschäftigen, wenn sie nicht die ganze Zeit in den Tag hineinträumen wollte von Dingen, die niemals wahr werden würden.
„Ich möchte die Welt kennenlernen und Erfahrungen sammeln“, antwortete sie vage.
„Hast du Lust, ein paar dieser Erfahrungen mit mir zusammen zu erleben? Ich möchte dich um eine zweite Chance bitten.“
Bella zögerte. Sie war nicht sicher, was sie erwartet hatte, aber das bestimmt nicht. Sie wollte mit ihm allein sein, deshalb war sie mitgekommen. Aber eine Affäre, nein, dazu war sie nicht bereit.
„Charlie“, begann sie. „Was ich mir wünsche, das kannst du mir nicht geben. Ich möchte mehr als eine lockere Beziehung, jemanden, der mich aufrichtig liebt, den Mann, mit dem ich für immer zusammen sein kann. Natürlich werde ich ihn nicht von heute auf morgen finden, aber eines Tages wird es so weit sein. Bei dir hätte ich Angst, dass du mir das Herz brichst.“
Er setzte sich wieder neben sie, und unter seinem Gewicht schwang die Schaukel sacht hin und her. „Vertrau mir, Bella.“ Im Dunkeln konnte sie in seinen Augen nicht lesen, aber seine Stimme klang ungewohnt gefühlvoll. „Ich verspreche, dass ich dir nie wehtun werde. Ich habe Evie schon geschworen, dass ich dir nicht das Herz breche.“
„Du brauchst dich nicht um mich zu kümmern, weil ich Evies kleine Schwester bin. Ich komme zurecht.“
Er nahm ihre Hand. „Dies hat absolut nichts mit Evie zu tun. Dass sie für mich wie eine Schwester ist, bedeutet nicht, dass du es auch bist. Ich möchte dich wiedersehen, mit dir ausgehen. Gib mir eine Chance, bitte.“
Ihre Finger bebten, ihr Herz klopfte gegen die Rippen. Wie gern hätte sie Ja gesagt. Bella nahm sich zusammen. „Ich muss lernen, unabhängig zu sein und auf eigenen Füßen zu stehen.“
„Das verstehe ich. Aber kann ich nicht an deiner Seite sein? Ich möchte der Mann sein, den du dir wünschst.“
„Warum?“
„Du hast mir gefehlt.“ Charlie hob ihre Hand an seine Lippen und küsste sie zärtlich. „Ich habe dein Lächeln vermisst, deine Stimme, deinen Duft. In den letzten Wochen habe ich viel nachgedacht und mich gefragt, was mir im Leben am Wichtigsten ist.“ Er sah ihr tief in die Augen. „Und das bist du, Bella. Ich möchte neben dir stehen, wenn du zum ersten Mal den Eiffelturm siehst, ich möchte dich am Seineufer in die Arme nehmen und dich küssen, während über uns die Sterne funkeln. Ich möchte um Mitternacht mit dir Champagner trinken und mit dir wach bleiben, um den Sonnenaufgang zu sehen.“
„Wirklich?“
„Ja, Bella. Wenn ich wählen könnte zwischen noch einem
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