Aerzte zum Verlieben Band 57
zu sehen …“
Und so weiter und so weiter, bis Matt am liebsten brüllend das Weite gesucht hätte. Er trank mehr, als gut für ihn war, vor allem, da er noch eine Rede halten musste. Doch jedes Mal, wenn er Amy in der Menge entdeckte, fühlte er sich wie durch Eiswasser gezogen und wieder stocknüchtern.
Schließlich ging es zu Tisch. Sie saßen in einer Reihe mit Ben und Daisy und den beiden Elternpaaren zwischen ihnen. Matt war froh, dass sein Bruder und seine Schwägerin sich für lange und nicht für runde Tische entschieden hatten.
Florence saß mit Jane und Peter an einem anderen Tisch, und Matt zwinkerte ihr zu. Seine Nichte zwinkerte zurück oder versuchte es jedenfalls. Ihr Gesichtchen verzerrte sich dabei zu einer lustigen Grimasse, und Matt musste lachen. Aber es hörte sich seltsam in seinen Ohren an, so als wäre es gar nicht er, der hier lachte.
Und dann waren alle Gänge serviert und verspeist, die Champagnergläser wurden aufgefüllt, und es war Zeit für die Reden.
Amy wollte seine Rede nicht hören, aber was blieb ihr anderes übrig? Daisy und Ben zuliebe würde sie sitzen bleiben, lachen, wenn die anderen lachten, und ihn ansehen wie die anderen, auch wenn ihr das Herz vor Kummer zu zerspringen drohte.
Doch zuerst ergriff Daisys Vater das Wort. Warmherzig und humorvoll hieß er Ben in der Familie willkommen und rührte seine Tochter zu Tränen.
Ben selbst widmete seine Rede Daisy. Liebevoll und zärtlich erzählte er, wie sie sein Leben verändert und ihn zum glücklichsten Mann der Welt gemacht hatte.
Danach dankte er den Hochzeitsgästen, dass sie diesen besonderen Tag mit ihnen zusammen feierten, und sagte dann, mit einem Grinsen in Richtung seines Bruders: „Bevor ich gleich an meinen Klon weitergebe, um mich nach gutem alten Brauch beleidigen zu lassen, möchte ich, dass wir unsere Gläser auf zwei wunderschöne und ganz besondere Frauen erheben. Die eine ist Amy, die beste Freundin meiner Frau, und die andere ist meine geliebte Tochter Florence. Ich weiß, wie froh Daisy über die Hilfe der beiden war, um diesen schönsten Tag unseres Lebens vorzubereiten. Vor allem Amy war bis zuletzt unermüdlich dabei, und ich finde, sie hat Großartiges geleistet. Florence war besonders eifrig, als die kleinen Geschenkschachteln für unsere Gäste gefüllt und geschmückt wurden. Ladies und Gentlemen, auf die Brautjungfern!“
Wie dankbar war Amy, dass Florence, die kichernd auf ihrem Stuhl kniete, die meiste Aufmerksamkeit auf sich zog! So konnte sie relativ unbeobachtet die Tränen zurückdrängen und sich wieder fangen.
Als Nächstes war Matt an der Reihe. „Ihr müsst meinem Bruder verzeihen, der anscheinend der irrigen Ansicht verfallen ist, er wäre das Original und ich die Kopie“, begann er charmant lächelnd. „Als Erstgeborener mag er der Prototyp sein, aber wie wir alle wissen, muss bei Prototypen immer nachgebessert werden.“ Gelächter klang auf. „Vierunddreißig Jahre lang haben wir gestritten, uns geprügelt, uns gegenseitig mit waghalsigen Mutproben herausgefordert, und es war ein hartes Stück Arbeit für mich, aber heute steht es endlich fest: Ich bin Zeuge, dass er sich traut!“
Wieder brandete Lachen auf, aber er fuhr fort: „Wo wir beim Thema Zwillinge sind … Wir sind heute Nacht ziemlich spät ins Bett gekommen. Kurz vor Mitternacht haben Ben, Daisy und ich zwei ganz besondere Babys auf die Welt geholt, und ich habe mich gefragt, ob die beiden Mädchen genauso viel Spaß miteinander haben werden wie mein Bruder und ich damals. Wir haben uns ja nicht nur bekriegt. Ich hatte immer einen Freund, einen Spielkameraden, jemanden, der für mich da war. Jemand, mit dem ich die Rollen tauschen konnte. Das haben wir ziemlich oft gemacht … Im Ernst, Daisy, bist du sicher, dass es Ben ist, der da neben dir sitzt? Du wärst nicht die Erste, die darauf hereinfällt. Frag mal Jenny Wainwright.“
„Oh, ich bin sicher! Er sieht viel besser aus!“, rief Daisy lachend und schmiegte sich an Ben.
Amy verstand genau, was sie meinte. Natürlich glichen sie sich wie ein Ei dem anderen. Trotzdem gab es feine Unterschiede.
Wenn Ben mit ihr redete, hörte sie seine Worte. Sprach Matt, waren all ihre Sinne nur auf ihn konzentriert, so als berührten sich ihre Seelen. Amy versuchte, sich diesem Zauber zu entziehen. Vergeblich. Seine warme tiefe Stimme ging ihr unter die Haut, lockte und verführte sie, bis sie sich dabei ertappte, dass sie sich in bittersüßen Erinnerungen
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