Aerzte zum Verlieben Band 57
Herzens nickte Matt, übergab seinen kleinen Sohn wieder der Hebamme und wandte sich um, zu Amy, die gerade aus dem OP gerollt wurde. „Ich bleibe bei ihr.“
„Natürlich. Es tut mir leid. Ich hatte Urlaub genommen, nach Thomas’ Geburt, sonst hätte ich das kommen sehen. Jemand hat mir gerade gesagt, dass sie eine Doppelschicht gearbeitet hat, und für morgen war sie auch eingeteilt.“
„Das ist Wahnsinn!“, stieß Matt hervor. „Was zur Hölle hat sie sich dabei gedacht? Oder wollte sie mir aus dem Weg gehen?“
„Keine Ahnung. Vermutlich waren sie knapp an Personal, und sie ist eingesprungen. Wäre ich hier gewesen, hätte ich das nicht zugelassen.“
Der Ärger, den Matt unterdrückt hatte, als sich die Ereignisse überstürzten, brodelte wieder an die Oberfläche. „Ich auch nicht, das kannst du mir glauben. Aber mir hat ja niemand etwas gesagt. Wie konntest du mir verschweigen, dass sie schwanger ist? Großer Gott, Ben, ich bin dein Bruder!“
Sie gingen hinter der Rollliege her, da blieb Ben stehen und blickte ihm in die Augen. „Glaubst du, es ist mir leichtgefallen? Ich habe alles versucht, um sie zu überreden, dich anzurufen.“
„Du hättest es mir sagen können.“
„Nein, das hatte ich ihr versprochen. Ich habe auf sie aufgepasst.“
Matt schnaubte. „Hättest du mir Bescheid gesagt, hätte ich mich um sie gekümmert, und das hier wäre nie passiert!“
„Oh, Mann, wenn es dich so sehr ärgert, warum bist du nicht von Anfang an bei ihr geblieben? Außerdem bin ich nicht derjenige, der sie geschwängert hat!“, fuhr Ben genervt auf und marschierte weiter.
Tief in Gedanken versunken folgte Matt ihm, und den Rest des Weges legten sie in unbehaglichem Schweigen zurück.
In der Nacht erlitt Amy einen Krampfanfall.
Matt stand am Fußende des Bettes und wagte kaum, weiter zu atmen, während um ihn herum die Hölle losbrach. Man pumpte sie mit Medikamenten voll, und das Team versuchte alles, um Amys Blutdruck zu senken.
Es fiel Matt schwer, nicht das Kommando an sich zu reißen, aber er wusste, dass er in der gleichen Situation auch nichts anderes hätte tun können. Also starrte er auf den Monitor, und endlich funktionierten ihre Nieren wieder, und die Werte bewegten sich allmählich in den Normbereich.
Auch sein eigener Blutdruck sank, und sobald er wieder in ihre Nähe durfte, setzte er sich auf den Stuhl an ihrem Bett, nahm ihre geschwollene Hand in seine und streichelte sie sanft. Ihre Wärme gab ihm Hoffnung.
Amy hatte überlebt, sie atmete – das war alles, woran er denken konnte.
„Es ist okay, Amy“, murmelte er. „Du wirst wieder gesund, meine Liebste. Ich bin bei dir. Mach dir keine Sorgen, du schaffst es. Unserem Baby geht es gut, und dir wird es auch bald besser gehen …“
Ihm versagte die Stimme, und er holte tief Luft, während er an die Decke starrte. Wen versuchte er zu überzeugen? Sie? Sich selbst? Es waren hohle Worte, Plattitüden, die verzweifelte Angehörige ihren Liebsten zuflüsterten, wenn das Schicksal sich von seiner schrecklichen Seite zeigte.
Matt zwang sich, die Fakten zu betrachten. Er hatte schon oft Frauen mit Präeklampsie behandelt, und in der Regel ging alles gut. Nur manchmal, ganz selten, wenn die Krankheit so plötzlich auftrat wie bei Amy, konnte sie mit erschreckender Geschwindigkeit außer Kontrolle geraten.
Wie es ausging, hing von vielen Faktoren ab. Der Krampfanfall könnte einen Schlaganfall auslösen, irreversible Nieren- oder Leberschäden und … Matt stoppte die mechanische Auflistung der möglichen Komplikationen, die ihm als Arzt geläufig waren. Amy lebte, sie atmete selbstständig, ihre Nieren funktionierten wieder, und der Blutdruck war signifikant gesunken. Jetzt blieb ihm nichts anderes übrig, als abzuwarten.
Doch die Zeit schien stillzustehen, nur gelegentlich unterbrochen von den regelmäßigen Kontrollen durch Krankenschwestern und Ärzte. Und so sehr er sich Sorgen um Amy machte, der Gedanke an seinen kleinen Sohn ließ ihn nicht los. Die diensthabende Stationsschwester versorgte ihn zwar mit Informationen, die allesamt beruhigend waren, trotzdem zog es Matt zur Säuglingsintensivstation.
Am liebsten hätte er über beide gewacht, über das Kind und seine Mutter. Aber Amy brauchte ihn mehr als der Kleine, und so blieb er, hin- und hergerissen, an ihrem Bett sitzen.
Noch vor Tagesanbruch tauchte Ben auf. Als sein Zwillingsbruder hinter ihn trat und ihm die Hände auf die Schultern legte, verspürte Matt
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