Aerzte zum Verlieben Band 57
Ruhe und das Gefühl, wieder Boden unter den Füßen zu haben.
„Wie geht es ihr?“, fragte Ben sanft.
„Ich weiß es nicht. Sie hat gekrampft, und sie mussten kämpfen, um ihren Blutdruck in den Griff zu bekommen. Die Werte sind normal, aber sie ist noch sediert. Wir können nur warten.“
Sein Bruder drückte ihm die Schulter. „Es tut mir leid.“
„Es ist nicht deine Schuld, du hattest nicht einmal Dienst. Ich hätte dir keine Vorwürfe machen dürfen, aber ich war völlig fertig.“ Matt packte Bens Hand. Er suchte Halt, bevor er seine schlimmsten Befürchtungen aussprach. „Was mache ich, wenn sie nicht wieder gesund wird?“
„Das wird sie. Hab Vertrauen.“
Matt ließ die Hand abrupt sinken. „Entschuldige, aber es ist nichts mehr da. Ich habe es beim letzten Mal aufgebraucht.“
„Diesmal ist es anders.“
„Nein, Ben, nein, das ist es nicht. Dieses Mal habe ich das Baby, aber ich könnte die Frau, die ich liebe, verlieren. Ich weiß nicht, was schlimmer ist … damals oder heute.“
„Du wirst sie nicht verlieren.“
„Es gibt viele Möglichkeiten, jemanden zu verlieren, Ben. Wenn sie nun einen Hirnschaden erlitten hat?“
„Sie reagiert auf Schmerz.“
„Das tun Regenwürmer auch!“
Ben seufzte und trat einen Schritt zurück. „Hast du dir mal die Beine vertreten, etwas gegessen?“
Matt schüttelte den Kopf. „Brauche ich nicht. Ich will nur wissen, wie es dem Kleinen geht.“
„Gut. Ich hatte von zu Hause angerufen, und sie meinten, es ist alles in Ordnung.“
Den Blick unverwandt auf Amy gerichtet, nickte Matt. Die innere Anspannung ließ ein bisschen nach. Er sah zur Uhr und dann zu seinem Bruder. „Es ist mitten in der Nacht. Du solltest bei deiner Frau und deinem Sohn sein.“
„Ich habe mein Handy dabei, Daisy kann mich jederzeit erreichen. Ich konnte sowieso nicht schlafen und wollte sehen, wie es dir geht. Dir vielleicht etwas zu essen holen.“
„Ich habe keinen Hunger.“
„Dann komm mit und sieh dir dein Baby an, damit du beruhigt bist. Amy ist stabil, die Nachtschwestern passen auf sie auf.“
Woher wusste Ben, dass er sich mit eigenen Augen davon überzeugen wollte, dass es dem Kind gut ging?
Dumme Frage. Für seinen Bruder war er ein offenes Buch, schon immer gewesen. Matt stand auf, ganz steif vom langen Sitzen auf dem harten Plastikstuhl, und ging mit Ben zur Säuglingsintensivstation. Es war nicht weit.
Als Zwillingsspezialist sah er tagtäglich winzige Frühchen, die an Kabel und Schläuche angeschlossen in ihren Inkubatoren lagen. Doch jetzt stand er vor seinem eigenen Kind. Matt stieß langsam den Atem aus. Es war so schmal, wirkte schutzlos und zerbrechlich.
„Hi, kleiner Mann“, sagte er zärtlich und schob die Hände durch die Schleusen in den Brutkasten. Mit einer Hand berührte er liebevoll das Köpfchen seines Sohnes, mit der anderen umfasste er die runzligen kleinen Füße. Winzige Zehen, perfekt geformte Nägel, es war faszinierend.
Bewegt betrachtete er seinen schlafenden Sohn. Er kam ihm vor wie ein Wunder, ein winziges, herzbewegendes Wunder.
„Er macht sich“, sagte Rachel. Die Stationsschwester war neben ihn getreten. „Ein bisschen zu dünn vielleicht, deshalb die Magensonde.“
Matt nickte. Er hatte den feinen Schlauch in der Nase des Babys gesehen. Wahrscheinlich hatte Amys Plazenta zuletzt nicht mehr richtig gearbeitet, sodass der Kleine nicht ausreichend versorgt worden war. Aber das würde er bald wieder aufholen, hier war sein Kind in guten Händen.
„Ich muss zurück zu Amy“, sagte er zu Ben.
„Willst du nicht erst etwas essen? Soll ich dir etwas aus der Kantine holen?“
„Danke, ein Kaffee wäre nicht schlecht. Und vielleicht ein Schinkenbrötchen.“
Doch als er beides in Händen hielt und im Wartebereich vor der Intensivstation saß, brachte er vor Sorge um Amy kaum einen Bissen hinunter. Das Brötchen erinnerte ihn an den Morgen nach Bens Hochzeit, nachdem er mit Amy die Nacht verbracht hatte. Als er versuchte, ihr weniger mit Worten als vielmehr mit Gesten zu zeigen, wie sehr er sie liebte. Schinkenbrötchen, die hatten sie damals in London immer gegessen. Matt wusste noch schmerzlich genau, wie Amy sich morgens an ihn gekuschelt und gesagt hatte, sie hätte Hunger. Und dann war er aufgestanden und hatte ihr Frühstück mit Schinkenbrötchen gemacht.
Unbeschwerte Tage waren es gewesen, und sie endeten abrupt, als sie Samuel verloren.
Seufzend lehnte Matt den Kopf gegen die Wand. Ben war wieder
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