Aerzte zum Verlieben Band 58
nein, es gefällt mir nicht“, antwortete sie dann. „Ich könnte hier nicht leben. Es würde mir die Armut in der Welt noch stärker bewusst machen, wenn ich von so viel Reichtum umgeben wäre. Was ist mit Ihnen?“
Er überlegte kurz. „Ich kenne es nicht anders, aber ich verstehe, was Sie meinen. Und was den protzigen Reichtum betrifft, da geht es mir manchmal in Brasilien so. Dort sind die Menschen entweder enorm reich oder fürchterlich arm. Es ist nicht leicht, damit zu leben.“ Seine Worte überraschten sie. Sie hatte gedacht, dieses Luxusleben wäre ihm in Fleisch und Blut übergegangen.
Fabio blieb an einem Restaurant stehen und sah sie fragend an. „Hunger?“
„Das nicht, aber etwas Kaltes zu trinken wäre jetzt nicht schlecht.“
Natürlich hatte die Speisekarte keine Preise. Nachdem sie bestellt hatten, lehnte sich Katie in ihrem Sessel zurück. „Erzählen Sie mir mehr von Brasilien“, bat sie. „Sind die sozialen Unterschiede tatsächlich so deutlich ausgeprägt?“
Fabio nickte. „Als Arzt habe ich ein Jahr in einem Elendsviertel gearbeitet, und das hat mir die Augen geöffnet. Vielleicht gehe ich eines Tages zurück, um dort wieder zu arbeiten.“
Katie betrachtete ihn. „Und verzichten auf dieses Leben?“ Sie deutete auf den Platz mit seinem wunderschönen Brunnen und den gepflegten Gebäuden. „Auf all den Luxus?“
Er zuckte nur mit den breiten Schultern, als wäre es nicht von Bedeutung.
War es ihm ernst, oder wollte er sie beeindrucken? Fabio verwirrte sie. Lässig und selbstbewusst schien er mit jeder Frau zu flirten, die ihm über den Weg lief. Katie machte sich keine Illusionen, sie war nur eine von vielen. Dann wieder gab er ihr das Gefühl, als wäre sie die einzige Frau auf diesem Planeten für ihn. Und ihm lag viel daran, dass es Lucy und ihren Eltern gut ging. Katie seufzte stumm. Männer wie Dr. Fabio Lineham waren schwer zu durchschauen und noch schwerer zu verstehen.
Die Sonne schien ihr warm ins Gesicht, doch eine sanfte Brise sorgte für Abkühlung. Katie schloss die Augen und genoss einfach den Moment, den Duft der Blumen, die Geräusche der Stadt und den Frieden, der sie umgab.
Lucys Vater gewann das Rennen.
„Ist es nicht super, dass Dad Erster geworden ist?“, freute sich Lucy. „Ich wäre so gern mit ihm auf die Party gegangen.“
Sie waren alle eingeladen worden, aber Katie hatte sich entschieden, bei Lucy zu bleiben. Das Kind sollte sich ausruhen.
Fabio tauchte an Deck auf, er trug Smoking und Fliege und bekam Lucys letzte Worte mit.
„Ich glaube, du hast heute genug Aufregendes erlebt“, erwiderte Katie.
„Aber ich kann doch jetzt nicht schlafen gehen. Darf ich noch aufbleiben? Wir können ja ein Spiel spielen. Du, Fabio und ich.“
„Fabio sieht aus, als wollte er zu der Siegerparty, Lucy.“ Katie warf einen Blick auf Fabio und unterdrückte ein Lächeln. Mit Sicherheit zog er eine rauschende Party einem Brettspiel zu dritt vor.
Zu ihrem Erstaunen nahm er seine Fliege ab und zog sich das Jackett aus.
„Hört sich cool an, Luce. Ihr habt sicher nichts dagegen, wenn ich nicht hingehe, oder? Ich werde nur kurz Bescheid geben, dann treffen wir uns in der Lounge unter Deck.“
Rasch unterdrückte Katie die prickelnde Freude, die sie empfang, weil er lieber mit ihnen den Abend verbrachte, anstatt sich auf der Party zu vergnügen.
Bald darauf saßen alle drei auf gestapelten Kissen um den kleinen Tisch herum. Wandlampen verbreiteten sanftes Licht, und durch die Fenster blinkten die Lichter von Monaco.
„Aber wehe, du schummelst wieder, Fabio.“ Lucy kicherte. „Gegen Katie und mich hast du sowieso keine Chance.“
Fabio tat empört. „Ich bin ein Scrabble-Genie! Da habe ich es nicht nötig zu mogeln!“
Lucys erstes Wort brachte elf Punkte, Katies neunzehn und Fabios nur fünf. Nach den nächsten Runden lag er weit abgeschlagen hinten, bis er plötzlich ein punkteträchtiges Wort legte.
„He, was ist das denn?“, fragte Lucy misstrauisch.
„Portugiesisch“, tat Fabio unschuldig. „Es bedeutet schöne Frau.“
Katie und Lucy nickten einander zu. „Her mit dem Lexikon!“, riefen sie wie aus einem Mund.
„Netter Versuch, Dr. Fabio“, meinte Lucy tadelnd, nachdem sie „quezob“ vergeblich gesucht hatte. „Das Wort gibt es nicht.“
Das Spiel ging weiter, indem jeder versuchte, mit allen Tricks und himmelschreienden Fantasiewörtern zu gewinnen. Immer wieder brachen die drei in schallendes Gelächter aus.
Schließlich
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