Aerzte zum Verlieben Band 58
Fensterfront stand ein schwarz glänzender Flügel.
George thronte auf einem Sofa, ein Paar Krücken neben sich, vor sich ein zierliches Beistelltischen, auf dem ein Schachspiel stand.
„Janey, schön, dich zu sehen. Entschuldige bitte, wenn ich nicht aufstehe, um dich zu begrüßen, aber ich fühle mich heute ein bisschen erschöpft. Und ja, Ed, ich habe meine Übungen gemacht. Du brauchst gar nicht zu meckern.“
„Hab ich etwa was gesagt?“ Ed hob in gespielter Entrüstung beide Hände.
Pepper war unbemerkt zu ihnen hereingeschlüpft und hüpfte jetzt neben George aufs Sofa, um ein Nickerchen zu machen. Ed und Jane setzten sich auf die Couch George gegenüber, und der gelangweilte Patient bekam seine Revanche im Schach.
Der perfekte Sonntag, dachte Jane wehmütig. So stellte sie sich Familienleben vor. Könnte es doch bloß immer so sein …
Wieder verlor George gegen sie, aber bevor er gekränkt Revanche verlangen konnte, wurde die Tür aufgerissen.
„Georgie-boy! Hast du deine …“
„… Übungen gemacht? Ja, Alice, hab ich.“ Er verdrehte gereizt die Augen. „Hey, heute ist Sonntag. Kein Genörgel, okay?“
„Das würde dir wohl so passen“, neckte ihn Alice.
Ed machte Jane mit seinen Schwestern bekannt. Jane mochte sie auf Anhieb – die temperamentvolle Alice und die bedeutend ruhigere Charlotte, ganz die versponnene Akademikerin. Aber dieser Eindruck konnte täuschen, wie Jane nur zu gut wusste.
Zum Lunch versammelte sich die Familie im geräumigen Esszimmer. Der Tisch war festlich gedeckt, mit feinem Porzellan, schwerem Silberbesteck und geschliffenen Kristallgläsern.
Die Mahlzeit verlief in gelöster Atmosphäre, alle plauderten angeregt und zogen einander ständig auf. Es war ein liebevolles Necken, keine beißenden Kommentare, wie Jane sie von Jenna gewohnt war. Jane wurde sofort mit einbezogen, als gehörte sie schon ewig dazu. In dem Punkt hatte Ed nicht übertrieben.
Frances erwies sich als großartige Köchin, das Essen war fantastisch. „Das ist das beste Roastbeef, das ich je gegessen habe“, schwärmte Jane.
„Selbst geschlachtet. Und das Gemüse stammt aus unserem Küchengarten – es macht mir Spaß, Gemüse zu ziehen.“ Frances bedachte ihren Mann mit einem herausfordernden Seitenblick. „Ich muss aufpassen, dass noch ein bisschen Land für mich übrig bleibt und David nicht alles für seine Rosen mit Beschlag belegt.“
Sie wechselte einen zärtlichen Blick mit ihrem Mann. Auch das war etwas, das Jane in ihrem Elternhaus vermisst hatte. Ihr Vater war immer quasi auf Zehenspitzen um ihre Mutter herumgeschlichen, um sie nur ja nicht aufzuregen. Gesten, die von Liebe und Einverständnis zeugten, hatte es nie gegeben.
Nach dem Lunch zeigte Ed ihr die geschmackvoll angelegten Gärten. Besonders der Rosengarten hatte es Jane angetan. „Wow, dieser unglaublich intensive Duft … es ist fast, als würde man ihn trinken.“ Sie atmete tief ein, um den süßen Duft zu genießen.
„Wenn du das Dad erzählst, wird er sich freuen. Jetzt, wo wir alle aus dem Haus sind, sind das seine Babys.“
Das Labyrinth entpuppte sich als kleiner, jedoch ziemlich verzwickt angelegter Heckengarten. Ed nutzte die Gelegenheit, Jane hinter jeder Ecke einen Kuss zu rauben, sodass beide schließlich atemlos ins Haus zurückkehrten.
Am Spätnachmittag trudelte dann endlich auch Bea ein. Sie verschwendete keine Zeit und nahm Jane beim Kaffee am Küchentisch sofort unter die Lupe, assistiert von Charlotte und Alice … und zwar so offensichtlich, dass Ed mit einem warnenden Unterton in der Stimme bemerkte: „Soll ich euch vielleicht den Strahler aus Dads Arbeitszimmer holen, um das Verhör perfekt zu machen?“
Doch Jane nahm es den dreien nicht übel. „Ich finde es toll, dass ihr so gut auf euren Bruder aufpasst.“ Sie lächelte gutmütig. „Meine beste Freundin hat Ed ähnlich sorgfältig unter die Lupe genommen.“
„Hast du keine Geschwister, die auf dich achtgeben?“, wollte Alice wissen.
„Nein“, erwiderte Jane automatisch. Natürlich hatte sie eine Schwester, aber keine, die auf sie achtgab. Es war immer genau andersherum gewesen.
„Hm, dann kannst du uns bei Bedarf gerne ausleihen“, meinte Charlotte.
Jane sah ihr an, dass sie es ernst meinte. Rührung schnürte ihr die Kehle zu, als sie sich spontan vorbeugte, um Eds Schwestern zu umarmen.
„Deine Familie ist wirklich entzückend“, schwärmte Jane auf dem Rückweg nach London.
„Ja, ich weiß“, erwiderte
Weitere Kostenlose Bücher