Aerzte zum Verlieben Band 58
Bruderherz. Irgendetwas verschweigst du mir.“
George lachte nur. „Hey, sonst neigst du doch nicht zu Verschwörungstheorien. Mir geht’s gut, Ehrenwort! Und jetzt lass uns eine Partie Schach spielen.“
Ed hätte schwören können, dass irgendetwas seinen Bruder bedrückte. Aber genauso offensichtlich war es, dass George nicht darüber reden wollte. Es musste etwas mit seiner Mutter und dem Anwalt, den sie kürzlich aufgesucht hatte, zu tun haben. Irgendwie würde er George schon noch dazu bringen, die Karten auf den Tisch zu legen …
Nachdem George aus dem Krankenhaus entlassen worden war, wohnte er bis zu seiner völligen Wiederherstellung bei seinen Eltern. Und sehnte sich nach Besuch … sowie nach einer Partie Schach mit einem ebenbürtigen Gegner: Jane. Sie hatte es als Erste in fünf Jahren geschafft, ihn zu schlagen, und jetzt brannte er auf eine Revanche.
Jane ließ sich von Ed zu einem Besuch in der Höhle des Löwen überreden. Seine ganze Familie würde da sein, eine Vorstellung, die sie mit leichtem Unbehagen erfüllte. Andererseits, wenn alle so nett waren wie George, würde es sicher ein angenehmer Tag werden. Außerdem war Jane neugierig, Eds Leute endlich live und in Farbe kennenzulernen.
Sonntagmorgen holte Ed sie ab, und sie machten sich bei strahlendem Sonnenschein auf den Weg zum Familiensitz in Suffolk. Es dauerte nicht lange, und Ed bog in die alleeartige Einfahrt ein, die zum Herrenhaus führte. Den Wagen parkte er direkt vor dem gewaltigen Gebäude. Es bestand aus rotem Backstein und hatte lange Reihen von Stabkreuzfenstern, die mit hellem Stein eingefasst waren. An allen vier Ecken ragten Türme mit bleiverglasten Kuppeldächern empor.
„Wow, wirklich beeindruckend“, staunte Jane. „Dieses Dach meint George also mit Geldvernichtungsmaschine. Jetzt verstehe ich.“
„Ja, die Instandhaltung verschlingt Unsummen“, bestätigte Ed schuldbewusst.
„Lebt deine Familie schon lange hier?“ Sie lächelte verlegen. „Sorry, das klingt sicher schrecklich neugierig. Dabei will ich das gar nicht sein, sonst hätte ich dich längst gegoogelt.“
„Frag ruhig, was du wissen möchtest. Ich empfinde das überhaupt nicht als neugierig.“ Ed nahm ihre Hand und drückte sie leicht. „Die Familie Somers residiert hier, seit das Herrenhaus vor ungefähr fünf Jahrhunderten gebaut wurde. Dad ist bereits der fünfzehnte Baron. Ein bisschen vom Familienvermögen ist noch übrig, wenn auch nicht viel. Einer meiner Vorfahren zu Zeiten Königin Victorias frönte seinem Faible für naturwissenschaftliche Experimente, wobei er alles andere vernachlässigte. Ein anderer hat ein kleines Vermögen an der Wall Street verloren. Wir sind wie die meisten Familien des Kleinadels: reich an Ländereien und arm an Geld.“
„Verkaufen könnt ihr wohl nicht, was? Anwesen und Grundbesitz muss an die nächste Generation weitergehen“, vermutete Jane.
„Ganz genau. Dad bezeichnet uns als Verwalter, die stolz sein können, hier eine Zeit lang leben zu dürfen. Und er hat recht.“ Ed gab ihr einen flüchtigen Kuss auf den Mund. „Es gibt auf dem Anwesen auch einen Irrgarten. Ich kann’s kaum abwarten, ihn dir zu zeigen.“
„Ein Labyrinth wie in Hampton Court?“
„So ähnlich, aber natürlich viel kleiner. Und dann ist da noch der Rosengarten. Dad hat ein Händchen für Rosen. Unter seiner Obhut gedeihen sie einfach prachtvoll. Um diese Jahreszeit stehen sie voll in Blüte. Es ist, als wandle man durch ein Meer von Blumen, der Duft ist betörend.“
„Habt ihr viele Sorten?“
„Ja. Mittwochs und samstags ist der Garten für die Allgemeinheit geöffnet. Und natürlich zu besonderen Gartentagen, da ist Dad ziemlich erfinderisch. Das Gut muss sich selbst tragen. Vor fünf Jahren kam Frances auf die glorreiche Idee, den Festsaal für Trauungen zu vermieten. Eine weitere Einnahmequelle ist der Rittersaal, wo manchmal Konzerte stattfinden. An Sommerwochenenden findet hier fast immer irgendwas statt. Wir haben Glück, dass wir dieses Wochenende mal ganz unter uns sein können. Komm, Dad und Frances erwarten uns schon.“
Kaum hatte Ed die Tür geöffnet, stürmten ihnen drei Hunde bellend und schwanzwedelnd entgegen. Jane ging in die Hocke, um sie zu streicheln, wobei sie sofort von einem schokoladenbraunen Labrador mit einem Hundekuss begrüßt wurde.
„Das ist Pepper“, sagte Ed. „Der Westie heißt Wolfgang, und der Setter ist Hattie.“
„Sind die süß.“ Wieder dachte sie mit einem
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