Aerzte Zum Verlieben Band 59
ziemlich gute Schwimmerin sein, wenn Sie sich acht Stunden über Wasser halten konnten.“
„War es denn so lange?“
„Ja. Wir hatten die Hoffnung, Sie zu finden, fast schon aufgegeben. Dass Sie trotzdem durchgehalten haben, zeugt von einem unglaublich starken Überlebenswillen.“
„Na bitte, das sag ich doch die ganze Zeit. Wenn ich hätte sterben wollen, hätte ich bestimmt nicht so gekämpft. Außerdem wollte ich Roger zeigen, dass ich mich nicht so leicht unterkriegen lasse!“
Eine Viertelstunde später ging Riley zur Intensivstation zurück, um nach der Patientin mit dem Herzinfarkt zu sehen. Er war sehr zufrieden, denn Phillippa Penelope Fotheringham – oder Pippa, wie sie sich selbst nannte – hatte ihm ihre ganze Geschichte erzählt.
Ihr Verlobter Roger war ihre Sandkastenliebe gewesen. Als Sohn von Daddys engstem Geschäftspartner gehörte er so gut wie zur Familie, und so war es für Pippas Eltern ein Selbstgänger, dass sie Roger einmal heiraten würde. Schon mit siebzehn hatte Pippa sich mit ihm verlobt, doch dann waren ihr Bedenken gekommen, und sie hatten die Verlobung wieder gelöst.
Einige Jahre lang waren beide eigene Wege gegangen, hatten jeweils andere Partner gehabt, aber Roger hatte Pippa während dieser Zeit immer zu verstehen gegeben, dass er sie immer noch heiraten wollte. Und auch Pippas Eltern hatten sie unablässig bedrängt. Da Pippa sich eine eigene Familie wünschte und glaubte, dass es mit dreißig Jahren langsam dafür Zeit wurde, hatte sie der Hochzeit schließlich zugestimmt.
Und dann der große Schock. Zwei Tage vor dem Trauungstermin hatte Pippa ihren Verlobten in flagranti mit einer ihrer Brautjungfern erwischt. Zutiefst enttäuscht und wutentbrannt war Pippa dann allein nach Australien geflogen und hatte die Luxussuite bezogen, in der sie mit Roger ihre Flitterwochen hatte verbringen wollen.
Nun sei sie aber froh, dass es so gekommen ist, hatte sie gemeint, denn dadurch habe sie begriffen, dass Roger einfach nicht der Richtige für sie war. Sie würde ihm nicht nachweinen, sondern sich darauf freuen, ein völlig neues Leben zu beginnen.
Riley war beeindruckt. Pippa hatte ihn davon überzeugt, dass sie sich nicht das Leben nehmen wollte. Stattdessen würde sie ihr Single-Dasein genießen, genau wie er.
Pass nur auf, damit ist es bald vorbei, meldete sich plötzlich eine innere Stimme, und seine gute Laute verflog schlagartig. Am Freitag würde Lucy kommen, seine Tochter. Wie zum Teufel sollte man mit einer Tochter umgehen, die man überhaupt nicht kannte? Und die in einer Welt zu Hause war, in der Geld und Macht regierten?
Auch Phillippa Penelope Fotheringham stammte zweifellos aus reichem Hause. Die Art und Weise, wie sie sprach und sich verhielt, sprach Bände. Und sie war Engländerin, was in Riley Erinnerungen wachrief, an die er lieber gar nicht denken wollte.
Doch nun zurück zu Lucy. Riley wusste nicht, wie lange sie in Australien bleiben würde, denn in ihrer E-Mail hatte sie ihm nur mitgeteilt, wann sie in Sydney eintraf. Am Ende stand da noch geschrieben: Wenn es dir aber zu viel Mühe macht, komme ich auch allein zurecht.
Wenn es dir zu viel Mühe macht … Riley hatte keine Ahnung, ob Lucy ihm zu viel war oder nicht, denn er hatte noch nie eine Familie besessen und wollte auch keine haben. Aber wenigstens einen Platz zum Schlafen würde er ihr anbieten, schließlich war er ja kein Unmensch.
Er wohnte in einem großen, alten Haus ganz in der Nähe der Klinik, das früher einmal als Wohnheim für Krankenpflegeschüler gedient hatte und nun außer von ihm nur hin und wieder von Zeitarbeitskräften genutzt wurde. Es war groß und sehr geräumig, und das Beste daran war, dass es direkt am Strand lag – perfekt für einen leidenschaftlichen Surfer wie Riley.
Letztes Jahr hatte die Klinikverwaltung ihm das Haus zum Kauf angeboten, doch er hatte abgelehnt. Ein Haus zu besitzen bedeutete Wurzeln zu schlagen. Dazu war Riley nicht bereit, zumindest jetzt noch nicht. Er wollte die Möglichkeit haben, jederzeit an einen anderen Ort zu ziehen, wenn ihm danach war. Nur so fühlte er sich frei.
Und was wollte Lucy? Seit wann wusste sie, dass er ihr Vater war, und was erwartete sie von ihm? Warum hatte sie ihn nicht schon viel früher kontaktiert? Weil sie es jetzt erst erfahren hatte? Oder weil ihre Mutter es verhindert hatte?
Jedes Mal, wenn Riley an Marguerite dachte, packte ihn die Wut. Weshalb hatte sie ihm damals nicht gesagt, dass sie ein Kind von
Weitere Kostenlose Bücher