Aerzte Zum Verlieben Band 59
Riley hier geleistet hatte. Da Joyce keine ausgebildete Anästhesistin war, hatte er während des gesamten Eingriffs ständig die Monitore im Auge behalten und Gerrys Werte überprüfen müssen.
Pippa hatte ihm assistiert, so gut sie es nur irgend konnte. Hoch konzentriert hatte sie Klammern gesetzt, Blut abgesaugt und das Gewebe auseinandergehalten, während Riley einen Splitter nach dem anderen herausgezogen hatte. Gemeinsam hatten sie alles Erdenkliche getan, um Gerrys Bein zu retten, und es sah wirklich gut aus.
„Er muss mindestens eine Woche lang in deiner Obhut bleiben“, erklärte Riley Joyce, nachdem die Wunde verschlossen und ein fester Verband angelegt war. „Wie ich Gerry kenne, will er morgen schon nach Hause, aber das müssen wir auf jeden Fall verhindern. Die Gefahr, dass sich die Wunde infiziert, ist viel zu groß.“
„Gibst du ihm kein Antibiotikum?“, fragte Pippa überrascht.
„Er würde es nicht nehmen, das tut keiner dieser alten Männer. Medikamente einzunehmen, betrachten sie als Zeichen von Schwäche. Die Frauen sind zum Glück schon sehr viel weiter. Sie akzeptieren die moderne Medizin und wenden sie auch immer häufiger bei ihren Kindern an. Ich werde Gerry morgen einen Gips anlegen, der eine Woche dranbleibt, damit er sich nicht aus dem Staub machen kann. Noch etwas – wir müssen heute Nacht hierbleiben, weil ich unbedingt nach Gerry sehen will, wenn er später aufwacht.“
„Das kann ich doch übernehmen“, bot Joyce an.
Riley schüttelte den Kopf. „Das mach ich lieber selbst, denn ich muss ihm genau erklären, was er in den nächsten Wochen tun darf und was nicht.“ Er rieb sich nachdenklich das Kinn. „Ich überlege nur, wo Pippa schlafen kann. Ist in deinem Wohnzimmer noch Platz, Joyce?“
„Leider nicht, weil Glenda und ihr Mann es gerade in Beschlag genommen haben. Lukes Asthma ist momentan so schlimm, dass Glenda Angst hat, er könnte in der Nacht ersticken. Wenn die beiden bei mir sind, schlafen sie einfach ruhiger.“
„Joyce, du sollst doch nicht …“
Die Krankenschwester winkte ab. „Ich weiß schon, was du sagen willst, aber keine Bange, mein Schlafzimmer gehört immer noch mir.“
„Das wundert mich“, brummte Riley, dann wandte er sich wieder an Pippa. „Weißt du, Joyce wohnt in einem kleinen Häuschen direkt nebenan, und sie teilt es mit dem halben Dorf.“
„Hm, ich könnte auch mein Schlafzimmer ausnahmsweise teilen, dann könnte Pippa …“
„Hab ich’s nicht gesagt?“, fiel Riley Joyce ins Wort. „Das kommt überhaupt nicht infrage. Also, Harry schläft im Flugzeug, das ist kein Problem für ihn. Pippa und ich, wir werden schon …“
„Jetzt hab ich’s – warum bin ich bloß nicht gleich darauf gekommen?“, rief Joyce unvermittelt. „Ihr könnt in Amys Hütte schlafen. Ich hab doch eine für sie hergerichtet, dort zieht sie nächste Woche mit dem Baby ein. Sie ist zwar nicht groß – es gibt ein Doppelbett im Schlafzimmer und ein altes Sofa im Wohnzimmer –, aber für euch beide reicht es allemal.“
„Also ich … ich hab meinen Schlafsack dabei und kann auch draußen übernachten“, mischte sich nun Pippa ein, die bisher die ganze Zeit geschwiegen hatte. Sie wollte Joyce auf keinen Fall zu viele Umstände machen und Riley nicht in Verlegenheit bringen.
„Ach was, ihr schlaft in Amys Hütte, das ist die beste Lösung für uns alle. So, ich geh jetzt in die Küche und mach uns was zu essen.“
Damit drehte sie sich um und marschierte davon – die Sache war beschlossen.
Riley suchte Pippas Blick. Sofort begann sein Herz ganz schnell zu schlagen. Er und Pippa in derselben Hütte – wie sollte das nur werden?
5. KAPITEL
In Dry Gum zu übernachten, war für Riley und sein Team nichts Ungewöhnliches. Während Harry stets im Flugzeug schlief, rollte Riley seinen Schlafsack meistens draußen aus und genoss es, unter freiem Himmel zu schlafen. Das hätte er auch heute gern getan, doch er wollte Pippa nicht in Amys Hütte sich selbst überlassen.
Seit er Pippa aus dem Meer gezogen hatte, waren erst wenige Tage vergangen. Obwohl sie immer froh und unbekümmert wirkte, war Riley davon überzeugt, dass sich die Folgen ihres Traumas noch bemerkbar machen würden. Er hatte Pippa ja schon vorgeschlagen, psychologische Betreuung in Anspruch zu nehmen, doch sie hatte abgelehnt.
Nach einem guten Abendessen in Joyce’ Küche war es Zeit zum Schlafengehen. Harry zog sich ins Flugzeug zurück, Riley und Pippa machten sich
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