Aerzte Zum Verlieben Band 59
ruhig!“ Sie atmete tief durch. „Egal jetzt, lassen wir das Streiten. Wir sind beide erwachsene Menschen und sollten in der Lage sein, Privates von Beruflichem zu trennen.“
„Das ist aber ein Problem, wenn man sich täglich bei der Arbeit sieht.“
„Jetzt hör mir mal zu, Riley Chase! Ich will unbedingt für Flight-Aid arbeiten. Die Tatsache, dass ich eine Nacht mit dir verbracht habe, ist kein Grund für mich, es nicht zu tun. Und wenn du mich und die anderen in deiner Nähe nicht ertragen kannst, dann geh uns einfach aus dem Weg. Das Haus ist groß genug, du hast genügend Ausweichmöglichkeiten. Geh in die Klinik oder zum Strand oder surfen.“
Sie atmete tief durch. „Ich bleibe jedenfalls hier und kümmere mich um Amy und ihr Baby, von mir aus auch um Lucy und Adam. So was macht mir nämlich Freude. Genau diese sozialen Bindungen, die du offensichtlich so verabscheust, wünsche ich mir. Ich brauche das Gefühl, zu jemandem zu gehören, auch wenn du das nicht verstehst. Für eine Organisation wie Flight-Aid zu arbeiten, danach sehne ich mich schon so lange. Jetzt, wo sich endlich die Chance dazu bietet, werde ich sie auch nutzen. Bei Flight-Aid fühle ich mich wie zu Hause.“
„Es ist nur ein Job.“
„Für mich ist es viel mehr als das“, beharrte Pippa und wies aus dem Fenster. „Siehst du die Blumen dort hinten an den Klippen? Die werde ich jetzt pflücken und in eine Vase stellen. Dann backe ich einen Schokoladenkuchen, über den sich alle freuen werden. Ich bin wirklich nicht die beste Hausfrau, aber ich werde es versuchen, weil es genau das ist, was diese Kids jetzt brauchen. Selbst wenn es nur zwei Wochen sind, die ich in diesem Haus verbringe – ich mache es zu unserem Zuhause!“
Der Notruf mitten in der Nacht war für Riley regelrecht erlösend. Er hatte noch kein Auge zugetan, weil er ständig an Pippa denken musste. Nur eine dünne Wand trennte ihn von ihr, und das Wissen, dass sie ihm so nahe war, ließ Riley einfach keine Ruhe finden.
In Windeseile zog er sich an. Als er auf die Veranda trat, stockte er, denn dort saß Pippa ganz allein. Sie trug nur ein dünnes Nachthemd, das ihre hübsche Figur umschmeichelte.
„Ein Notruf?“, fragte sie und blickte zu ihm auf.
„Ja. Bei Devil’s Teeth scheint ein Fischer von den Klippen ins Meer gestürzt zu sein.“
„Soll ich dich begleiten?“
„Nein, nicht nötig“, erklärte Riley knapp. „Ich springe für Sue-Ellen ein, sie gehört zu unserem zweiten Team. Wir müssen uns beeilen, der Mann wird schon seit Stunden vermisst. Wenn wir ihn nicht schnellstens finden, besteht kaum noch Hoffnung, dass er im kalten Wasser überlebt.“
„Soll ich nicht doch mitkommen?“
„Nein. Geh zurück ins Bett und schlaf weiter.“
Pippa sagte nichts mehr. Riley sah ihr deutlich an, wie enttäuscht sie war, weil er sie nicht mitnahm. Doch er musste gehen, und zwar so schnell wie möglich.
Wie stellte Riley sich das vor? Sie sollte seelenruhig ins Bett gehen, während er dort draußen war und verzweifelt nach dem Vermissten suchte? Unmöglich.
Pippa bereitete sich eine Tasse Tee zu und ließ ihn kalt werden, ohne es zu merken. Sie war verliebt in Riley, hoffnungslos verliebt.
Es kam ihr jetzt wie eine Fügung des Schicksals vor, dass Roger sie betrogen hatte. Sonst wäre sie Riley Chase wohl nie begegnet. War er der Mann, nach dem sie sich die ganze Zeit schon unbewusst gesehnt hatte? Der in der Lage war, ihr Liebe und Geborgenheit zu schenken, und mit dem sie eine Familie gründen konnte?
Alles, was sie glücklich machte und innerlich erfüllte, glaubte Pippa hier zu finden: im Whale Cove Hospital, das dringend gute Kräfte brauchte, beim Flight-Aid-Team, das ins Outback zu den ärmsten Menschen flog, und bei Riley Chase, dem Mann, der keine feste Bindung wollte und ihr trotzdem das Gefühl gab, zu ihm zu gehören.
Riley … immer, wenn Pippa an ihn dachte, schnitt ihr die Sehnsucht nach ihm tief ins Herz. Wie konnte er so einsam leben? Dabei war er nicht glücklich, das merkte sie doch. Kein Mensch war eine Insel, auch Riley nicht. Auch er brauchte Menschen, denen er sich zugehörig fühlte und die ihm etwas bedeuteten.
Wie sollte sie es schaffen, die Mauer einzureißen, die sein Herz so fest umschloss?
Von drinnen holte sich Pippa eine Decke und ging zurück auf die Veranda. Sie würde hier auf Riley warten, auch wenn er erst beim Morgengrauen kam.
Riley saß mit Jake und Mardi im Helikopter und blickte düster auf das Wasser.
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