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Aeternum

Aeternum

Titel: Aeternum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Bottlinger
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er verhindern, dass Krätschmer früher oder später tatsächlich Schaden anrichtete? Sie hätten ihn niemals mitnehmen dürfen. Doch ohne ihn und vor allem ohne die Ablenkung, die seine Männer für die Wachen auf dem Dach darstellten, wären sie nicht in den Dom hineingelangt.
    »Du fällst auch um, wenn man dir hinterrücks eine Kugel in den Kopf jagt.« Diesmal war Amandas Fassade nicht perfekt, ihre Stimme klang schwächer als zuvor, zitterte leicht. Es war beruhigend zu sehen, dass der vermeintliche Tod des Wächters am Eingang sie nicht kaltließ. Eine kleine Bestätigung, dass sie nicht war wie so viele andere Dämonendiener. Wie Krätschmer.
    Dann hatte sie sich wieder gefangen, machte eine ungeduldige Handbewegung Richtung Tür. »Los, wir haben nicht ewig Zeit.«
    Krätschmer warf ihr einen düsteren Blick zu, schob aber die Tür auf.
    Wie bei Juls letztem Besuch brannten auch diesmal Kerzen neben dem Altar, spendeten ein flackerndes, schwaches Licht. Sofort legte er den Kopf in den Nacken und spähte hinauf in die Kuppel. Diesmal schwebte von dort kein Engel herab, nirgendwo war das Rauschen von Flügelschlägen zu hören. Dennoch hielten sie sich dicht an der Wand, und ihre Schritte hallten in Juls Ohren viel zu laut von dem Gewölbe wider, als sie hinter den letzten Reihen der Bänke entlangeilten.
    Krätschmer schien einen Plan des Gebäudes im Kopf zu haben, denn er steuerte zielstrebig eine schmale Seitentür an, die in einer Nische verborgen war. Der Schein elektrischen Lichts schimmerte unter der Ritze hindurch. Kurz lauschte Krätschmer an dem dunklen Holz, dann stieß er die Tür auf, die Waffe schussbereit.
    Der Engel neben der abwärts führenden Treppe fuhr herum, sein Schwert flammte auf. Ein schallgedämpfter Schuss zischte im selben Moment, als Jul die von lockigem, hellbraunem Haar umrahmten Züge erkannte.
    »Muriel.« Das Wort war kaum mehr als ein Hauch, dennoch richtete sich der Blick des Engels auf Jul, während er in die Knie ging. Seine Augen weiteten sich. Klappernd fiel das erloschene Schwert zu Boden, in der Brust seines weißen Hemdes klaffte ein rundes Loch. Schimmerndes Blut, flüssigem Licht gleich, sickerte in den Stoff.
    Doch diese Wunde würde einen Engel nicht lang außer Gefecht setzen. Warum hatte Krätschmer das getan, warum hatte er diesmal nicht auf den Kopf gezielt?
    Jul wurde die Kehle eng bei dem Gedanken an die Schmerzen, die sein alter Freund durchleiden musste. Muriel krümmte sich am Boden kniend, die Flügel halb ausgebreitet, die Arme um den Körper geschlungen. Das blaue Glühen schimmerte bereits zwischen seinen Fingern hindurch. Sobald er sich geheilt hatte, würde er zum Angriff übergehen. Aber Jul wollte verdammt sein, wenn er zuließ, dass Krätschmer noch einmal Hand an seinen ehemaligen Waffenbruder legte. Er machte einen Schritt in den Raum hinein. »Lass mich …«
    »Vergiss es.« Der Dämonendiener trat gemächlich auf sein Opfer zu, die Waffe im Anschlag. »Das ist meine Beute, schieß dir selber ein Federvieh.«
    Jul konnte das breite Grinsen auf dem Gesicht des Dämonendieners nur erahnen, aber das genügte, damit sein Magen sich verkrampfte. Beinahe ohne sein Zutun schloss sich seine Hand um den Griff der Pistole. Doch Krätschmers Finger spannte sich bereits am Abzug.
    Jul riss die Pistole aus dem Halfter, ahnte bereits, dass er zu langsam sein würde. Wieder zischte ein Schuss. Ein weiteres Loch erblühte in Muriels Hemd. Der Engel keuchte erstickt, und schimmerndes, flüssiges Licht benetzte seine Lippen. Krätschmer lachte leise. »Zu langsam. Wenn du dich heilen willst, bevor ich dir eine weitere Kugel in den Körper jage, musst du schon schneller sein.«
    Abscheu stieg in Jul auf. Wie war es möglich, dass ein solches Wesen die Fähigkeit besaß, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden? Wie gelang es diesem Menschen, die Stimme seines Gewissens so gründlich zu ignorieren?
    »Was soll der Scheiß, Krätschmer?« Wut schwang in Amandas Stimme mit. Im selben Moment entsicherte Jul seine Pistole.
    »Wenn du noch einmal schießt, bist du tot.« Seine Stimme hallte leicht zwischen den hinauf- und hinabführenden Treppen wider.
    Der Dämonendiener wirbelte herum, richtete sein Gewehr auf Jul. »Ich wusste doch, dass man dir nicht …«
    Muriel stieß sich ab, packte in derselben Bewegung sein Schwert. Er prallte gegen Krätschmer und riss ihn um. Mit einem dumpfen Laut schlug der Dämonendiener gegen die Wand neben der Tür. Seine Waffe

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