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Aeternum

Aeternum

Titel: Aeternum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Bottlinger
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Pistole los. Er brauchte irgendetwas aus Metall. Betont langsam schob er eine Hand in die Tasche seiner Jeansjacke, zog sein letztes Ersatzmagazin daraus hervor. Er schüttelte die Patronen in seine Handfläche, schob dann alle bis auf eine wieder in das Magazin zurück. Ein wenig kam er sich vor wie ein Zauberkünstler, als er die verbliebene Patrone so hob, dass alle sie sehen konnten.
    Ein Gedanke, und ihre Spitze war in blaues Feuer gehüllt, ein winziges Licht in der Dunkelheit. Mehrere der Wachleute schnappten nach Luft. Nach einer Weile ließ Jul stumm die Hand sinken, und das blaue Flackern erlosch. Langsam schob er die Patrone wieder in das Magazin zurück. »Ich bin ein Ausgestoßener unter den Engeln. Mein einziges Interesse ist es, Amanda zu helfen.«
    Das brachte ihm ein paar anzügliche Pfiffe ein, aber er beachtete sie nicht. Auch Amandas Blick blieb stur auf Krätschmer gerichtet. »Glaubst du mir jetzt, dass er nützlich ist?« Sie verschränkte die Arme vor der Brust. »Und können wir nun endlich dazu kommen, dass du mir erzählst, was ihr herausgefunden habt?«
    Der Dämonendiener murmelte etwas, das eindeutig nach einer Verwünschung klang. Sein Blick bohrte sich in den Amandas. »Wenn das hier irgendein Scheißtrick ist, bist du tot, egal was der Chef dazu sagen würde. Und dann geh ich zu deinem allerliebsten Bruder und schneid ihn in dünne Scheiben. Angefangen bei den Füßen. Klar?«
    Für eine Weile herrschte Schweigen, die Spannung in der Luft war beinahe greifbar. Dann deutete Amanda ein Nicken an.
    Krätschmer grinste. »Schon besser.« Endlich senkte er seine Waffe. Klappern und Füßescharren hinter ihm zeigten an, dass sich auch die anderen Wachleute entspannten. »Also, ich hab den Diener von dieser Oberdämonin erreicht. Der Kerl vom Senat, der mit euch am Krater war. Er sagt, die Engel haben sich heute Mittag ohne Vorwarnung auf den Chef und diese Nachasch gestürzt. Das feige Aas von Senator ist geflohen und hat nicht gesehen, wie der Kampf ausgegangen ist. Aber seitdem hat er nichts mehr von seiner Chefin gehört. Also dieselbe Situation wie bei uns.«
    Juls Finger glitten über die Knöpfe seiner Jacke. Es hatten keine Leichen am Kraterrand gelegen. Keiner der beiden Dämonen war dort gestorben.
    »Kann sein, dass sie beide tot sind, kann sein, dass sie beide irgendwo untergetaucht sind oder mitten in ’ner Schlacht stecken. Aber …« Krätschmer machte eine kurze Kunstpause, genoss es offensichtlich, im Mittelpunkt zu stehen. »Wir haben die Polizeikontakte vom Chef angezapft. Ein paar Engel sind gesehen worden, wie sie einen Dämon vom Alex Richtung Museumsinsel geschleift haben. Der Dom hier …«, er deutete mit dem Daumen in die entsprechende Richtung, »… ist das einzige Gebäude auf der Insel, das nennenswert von Federvieh bewacht wird. Also gehen wir davon aus, dass der Dämon da drin sein muss. Deshalb das Treffen hier.«
    »Haben diese Polizisten den Dämon erkannt?«
    Das Narbengesicht schüttelte den Kopf. »Die haben nur ledrige Flügel, Zähne und Klauen gesehen. Keine Ahnung, ob’s der Chef war. Aber wenn er’s nicht ist, dann diese Nachasch, und die weiß vielleicht mehr.«
    Jul wechselte einen Blick mit Amanda. Es sah ganz so aus, als hätten sie Baal tatsächlich gefunden. Jeden anderen Dämon hätten die Engel einfach getötet, anstatt ihn gefangen zu nehmen. Blieb nur noch die Frage, hinter welchem Namen Baal sich versteckt hatte. War er die oberste Dämonin oder Amandas Meister? Jul konnte sich nicht entscheiden, welche Möglichkeit unerfreulicher wäre. Aber vielleicht zog er auch die falschen Schlüsse. Diese beiden mussten nicht die einzigen in der Nähe des Alexanderplatzes gewesen sein.
    »Und ihr wollt da heute Nacht rein und den gefangenen Dämon herausholen?« Jul deutete auf den Dom.
    Krätschmer grinste. »Du bist ja ’n ganz schlaues Köpfchen.«
    »Wir sind dabei«, erklärte Amanda schnell.
    Jul seufzte. Nun ließ er sich wirklich mit Dämonendienern ein. Er sah zum Dom hinüber, suchte die Gestalten vor dem dunklen Nachthimmel. Es waren viele. Zu viele. Und auch vor den Türen hielten Engel Wache. Zu zweit kamen sie dort niemals hinein. Krätschmer und seine Leute waren ihre einzige Chance. Aber würden sie die Geister wieder loswerden, die sie damit gerufen hatten?
    *
    Parallel zur Straße führte ein baumgesäumter Kiesweg von der Alten Nationalgalerie zum Dom. Im Schatten der Äste bewegten sie sich von Stamm zu Stamm. Krätschmer

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