Aeternum
anschließt. Amanda, die neue Göttin. Ich weiß, du hältst viel von ihr, und sie sieht sicher nicht schlecht aus, und vielleicht ist sie auch gut im Bett, wobei ich gar nicht so genau wissen will, was ihr getrieben habt, als ich weg war. Aber …«
»Du hast recht.«
»… sie hat wer weiß was durchgemacht bei ihrem Dämonenmeister, und egal wie verliebt du bist, musst du doch zugeben, dass …«
»Du hast recht, Karin.«
Diesmal schienen die Worte zu ihr durchzudringen. Karin hielt mitten im Satz inne und starrte ihn verblüfft an. »Was? Ist das dein Ernst?«
Jul nickte lächelnd, obwohl ihm nicht danach zumute war. Er hatte sich eigentlich zuerst mit Amanda über dieses Thema unterhalten wollen. Nun mit Karin darüber zu sprechen, ohne dass die Person, um die es ging, anwesend war, trug den bitteren Beigeschmack von Verrat. Allerdings wusste er nicht, wann sich wieder eine Gelegenheit zu einem Gespräch ergeben würde. Besser, es nicht weiter vor sich herzuschieben. »Mir wäre es auch lieber, wenn niemand die Macht des Herrn nutzen könnte. Gleichzeitig ist sie aber Amandas einzige Chance, ihrem Meister endgültig zu entkommen. Das will ich ihr unter keinen Umständen nehmen. Wenn es schon sein muss, dass irgendjemand …« Er stockte, die Worte kamen ihm nicht über die Lippen. »Wenn es ohnehin getan werden muss, dann soll sie es tun.«
Karin legte die Stirn in Falten. Sie öffnete den Mund, doch Jul hob eine Hand, um anzuzeigen, dass er noch nicht fertig war.
»Dennoch sollten wir auf jeden Fall mehr über diese Waffe herausfinden. Vielleicht gibt es eine Möglichkeit, wie Amanda nur einen Teil der göttlichen Kräfte erhält. Vielleicht kann sie die Macht sogar wieder abgeben, wenn sie sie nicht mehr braucht. Möglicherweise kann sie ohnehin nicht damit umgehen, immerhin ist ein Mensch nicht dazu bestimmt, so viel Macht in Händen zu halten. Dann ist es zu ihrem eigenen Wohl wichtig, dass wir einen Weg finden, sie davon wieder zu befreien.« Wieso klang das nur wie eine billige Ausrede?
Doch Karin nickte nachdenklich, setzte die Miene auf, die sie immer zur Schau trug, wenn sie ein schwieriges Problem zu lösen hatte. »Wir brauchen also mehr Informationen. Ich glaub allerdings nicht, dass man im Internet was zu dem Thema findet.« Dann huschte ein Lächeln über ihre Lippen. »Aber schön zu sehen, dass du dir ein bisschen Vernunft bewahrt hast.«
Jul ging nicht auf die letzte Bemerkung ein. »Wir werden uns in Kürze auf dem Weg zum Versteck eines Dämons befinden …«
Er musste den Satz nicht zu Ende führen, Karins Augen leuchteten auf. »Denkst du, er hat da ein Computersystem, in dem ich herumschnüffeln könnte?«
Es war schwer, sich der Begeisterung seiner Mitbewohnerin zu entziehen. Sicher konnte es tatsächlich nicht schaden, sich zu informieren, und sei es nur, dass sie überprüften, ob stimmte, was Luzifer ihnen erzählt hatte. »Womöglich kein Computersystem, aber vielleicht eine Bibliothek. Unsicherer ist, ob Baal sein Wissen über die Waffe irgendwo niedergeschrieben hat, aber einen Versuch ist es wert.«
Karin öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, doch das Klirren der Autoscheiben unterbrach sie. Wie ein Grollen, das man mehr spürt als hört, rollte das Erdbeben unter ihnen hinweg. Weiter vorne auf der Straße erscholl ein Hupkonzert, Bremsen quietschten, Autos drängelten, um möglichst schnell weiterzukommen. Nur fort von all den unerklärlichen Phänomenen.
Jul lehnte sich vor, behielt durch die Windschutzscheibe hindurch den goldenen Engel auf der Siegessäule im Blick. Wenn er kippte …
Doch das Beben verebbte. Wie Wellen, die auf der weiten Oberfläche eines Sees verliefen, wurden die Stöße schwächer, erstarben schließlich ganz. Karin allerdings nahm nicht wieder auf, was sie hatte sagen wollen. Vielleicht fragte sie sich genau wie er, was diesmal wohl zu Bruch gegangen war. Wie der Krater, der einst der Alexanderplatz gewesen war, nun wohl aussah.
Schließlich erklang ein Hupen ganz in ihrer Nähe. Angespannt starrte Jul dem sich nähernden Scheinwerferpaar entgegen. Ein schweres, dunkles Fahrzeug zog langsam an ihnen vorbei, und er erhaschte einen Blick auf Amanda, die sich aus dem hinteren Seitenfenster lehnte und winkte. Karin startete den Motor, ordnete sich auf derselben Spur ein, um dem Wagen des Dämons zu folgen.
»Liebst du sie?«
Jul zuckte zusammen, durch diese unerwartete Frage aus seinen Gedanken gerissen. Wie sollte er darauf nur
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