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Aeternum

Aeternum

Titel: Aeternum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Bottlinger
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antworten? »Ich weiß es nicht.« Nachdenklich musterte er Karins Profil. »Bist du eifersüchtig?«
    Ihr Lachen klang ein wenig schrill. »Das hättest du wohl gern. Tut mir leid, dich enttäuschen zu müssen. Ist schon anstrengend genug, dich als Mitbewohner zu haben.«
    Erleichtert lehnte er sich zurück. Immerhin etwas, worum er sich keine Sorgen machen musste.

28
    A manda schloss die Augen, atmete tief durch und konzentrierte sich ganz auf das Gefühl des Fahrtwindes, der ihr durchs Haar wehte, ihre Sinne belebte und die Reste des Schmerzes vertrieb. Balthasar hatte keine Zeit verschwendet, hatte sie im Detail zu allem befragt, was geschehen war, und hatte Feuer durch ihr Tattoo gejagt, wenn er glaubte, sie würde lügen oder ihm etwas verschweigen. Sie rieb sich den Arm. Wäre sie am vergangenen Mittag doch nur nicht so feige gewesen. Sie hätte zulassen sollen, dass Jul das verfluchte Ding herausschnitt. Aber sie hatte den Schmerz gefürchtet. Und sie hatte geglaubt, Balthasar nie wieder so machtlos gegenübertreten zu müssen. Der Plan war gewesen, göttliche Macht zu erlangen, bevor sie ihn wiedersah.
    Nachdem ihre Freiheit am Morgen noch zum Greifen nahe gewesen war, fühlte sich dies alles wie eine Niederlage an. Doch hätte Jul Balthasar nicht befreit, wäre sie nun vielleicht Michaels Gefangene. Ob das schlimmer gewesen wäre, wusste sie nicht, in jedem Fall aber hätte es sie der Befreiung ihres Bruders auch nicht nähergebracht.
    »Mach das Fenster zu.« Ein leicht verbrannter Geruch, gemischt mit dem von Flusswasser und heißem Schiefer, stieg ihr in die Nase, als Balthasar sich zu ihr herüberlehnte. Sie saßen zusammen auf der Rückbank, Krätschmer fuhr. Ohne die Augen zu öffnen, tastete Amanda nach dem Knopf, und die Scheibe glitt surrend in die Höhe.
    »Sieh mich an.«
    Widerwillig hob sie die schweren Lider. Es war schon viel zu lange her, dass sie eine vernünftige Menge an Schlaf bekommen hatte. Doch das machte sie nur empfänglicher für den Schmerz. Schon wieder kroch er die blutrote Schlange hinauf. Sie ballte die Linke zur Faust. Am liebsten hätte sie Balthasar mit der Kraft ihrer Magie von sich gestoßen, hinaus aus dem Auto. Vorhin, bei der Begegnung mit Michael, hatte sie ganz ohne Hilfe Kräfte in ihrem Inneren gefunden, von denen sie bisher nur wenig geahnt hatte. Sie wusste noch immer nicht, wie sie das Weinglas hatte zerspringen lassen, doch Wesen und Gegenstände von sich zu stoßen, das wurde immer einfacher. Versuchsweise griff sie nach der Magie in ihrem Inneren, um sich zu vergewissern, dass sie noch da war, dass sich die Erkenntnis, wie sie sie einsetzen musste, nicht wieder verflüchtigt hatte … Der Schmerz zerriss ihre Konzentration mit Tausenden Nadelklauen.
    »Wenn du so weitermachst, stumpfe ich irgendwann dagegen ab«, murmelte sie matt.
    »Deinen Schreien nach zu urteilen, ist das bisher nicht der Fall.« Ein Schmunzeln huschte über Balthasars Lippen. Keine Spur von Blut war mehr auf seinem Gesicht zurückgeblieben, nur die dünne rote Narbe verlief noch unter seinem linken Auge. Er hatte sich sogar um Kleidung bemüht, sie beschworen, oder wie auch immer er das tat. Nun trug er eine Hose, aber sein Oberkörper blieb nackt. Fast als wollte er, dass sie die roten Striemen darauf sah.
    »Was denkst du über den Engel?«
    Die Frage traf sie wie ein Guss kalten Wassers. Amanda versteifte sich und hoffte, dass er es nicht bemerkte. »Jul?« Zeit gewinnen, Gedanken ordnen. Es wäre sicher einfacher, wenn sie die Antwort auf diese Frage selbst gekannt hätte. Aber auf keinen Fall durfte sie den falschen Eindruck erwecken.
    Das Kribbeln in ihrem Arm wurde stärker. Sie stöhnte leise auf, drehte die Augen gen Autodach und erhaschte kurz einen Blick auf Krätschmers Grinsen im Rückspiegel. Das Arschloch sollte sich besser auf die Straße konzentrieren.
    »Er ist in Ordnung, höchstwahrscheinlich vertrauenswürdig. Dass er ein Gewissen hat, habe ich schon erwähnt.« Leider. Sie hatte Juls Geschichte nicht ausplaudern wollen. Doch sie war erschöpft genug gewesen, um sich in ihren eigenen Ausreden zu verheddern, so dass Balthasar ihr auf die Schliche gekommen war. Immerhin wusste der Dämon noch nicht, dass sie mit Jul geschlafen hatte. Eilig verdrängte sie den Gedanken, fürchtete halb, er könnte ihn von ihrem Gesicht ablesen.
    »Was hast du mit ihm vor?« Vielleicht konnte sie ablenken, wenn sie ihrerseits Fragen stellte.
    Balthasar grinste. »Du solltest dir mehr

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