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Aeternum

Aeternum

Titel: Aeternum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Bottlinger
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den Haupteingang.« Krätschmers heisere Stimme schnitt in seine Gedanken. »Ich glaube, es stehen auch welche auf der Brücke, aber das ist schwer zu erkennen.«
    »Wir nehmen die Notausgänge«, bestimmte Baal. »Und wenn es sein muss, schwimmen wir durch den Fluss.«
    Amanda seufzte, doch sie beklagte sich nicht. »Dann los.«
    Einer nach dem anderen huschten die drei davon, verschwanden in der Dunkelheit.
    Schließlich setzte sich auch Jul wieder in Bewegung. Er fand schnell einen Fluchtplan, der ihm den Weg zu einem der Notausgänge wies. In dem Hof, den das Museumsgebäude wie ein U umschloss, leuchteten die Flügel der Wache stehenden Engel hell in der Dunkelheit. Sie bemerkten ihn nicht, als er im Schatten der alten Mauern Richtung Fluss huschte. Auch die Wächter auf der Brücke, der einzigen Möglichkeit, vom Hof aus die Museumsinsel trockenen Fußes zu verlassen, vernahmen das leise Plätschern nicht, mit dem er ins Wasser glitt.
    Schnellen Schrittes ließ Jul die Museumsinsel hinter sich. Über ihm kreisten die Engel, immer wieder stießen sie herab, glitten dicht über die verlassenen Straßen, um nach Bewegungen Ausschau zu halten. Mehrmals musste Jul reglos in Nischen oder an Vorsprünge gekauert ausharren, bis sie wieder fort waren. So musste eine Maus sich fühlen, die von Falken gejagt wurde.
    *
    Keine Viertelstunde später lenkte Karin das Auto in den Kreisverkehr, der die Siegessäule umgab. Sie hatte sich schweigend angehört, was geschehen war. Noch immer war sie ungewöhnlich still. Müdigkeit vielleicht, doch es war vor der Zeit, zu der sie normalerweise schlafen ging.
    Trotz der fortgeschrittenen Stunde waren viele Autos unterwegs. Weiter hinten, Richtung Stadtring, erstreckte sich eine Schlange aus roten Rücklichtern. Jeder wollte die Stadt verlassen, irgendwohin, wo es sicher war. Als ob es einen solchen Ort noch gegeben hätte.
    Karin hielt kurzerhand auf einer der Haltestreifen am Rand des Kreisverkehrs, die normalerweise für Busse bestimmt waren. »Steigen wir aus?«
    Jul ließ den Blick schweifen. Der Ort war gut gewählt. In der Mitte des Kreisverkehrs erhob sich die Siegessäule, der goldene Engel auf ihrer Spitze war hell erleuchtet, wie die Fassaden der Museen und des Doms. Seine lächerlich kleinen Flügel strahlten, als wären sie tatsächlich aus Licht. Auf der anderen Seite der Straße begann hinter einer niedrigen Mauer die dunkle Linie der Bäume. Falls die Engel kamen, würden sie schnell im Schatten der Äste untertauchen und ihre fliegenden Verfolger leicht auf der großen Fläche des Tiergartens abhängen können.
    Nach einer Weile schüttelte Jul den Kopf. »Wir bleiben sitzen. Der Dämon hat gesagt, wir sollen ihnen hinterherfahren, sobald sie hier sind, also macht es keinen Sinn auszusteigen.«
    Karin lehnte sich in ihrem Sitz zurück, sah aus dem Augenwinkel zu ihm herüber. Ihr derzeitiges T-Shirt trug die Aufschrift »404 – Shirt not found«, ihr rotgefärbtes Haar wirkte ein wenig zerstrubbelter als sonst. Doch alles in allem schienen die bisherigen Ereignisse sie nicht sonderlich verändert zu haben, sie sah aus wie immer. Seltsam, wo doch sonst alles auf den Kopf gestellt worden war.
    »Denkst du, sie kommen wirklich?«, fragte sie nach einer Weile.
    »Ich hoffe es.«
    »Du spielst ein ziemlich gefährliches Spiel.«
    Jul seufzte. »Dies ist weder ein Spiel noch ein Film, Karin. Die Welt wird sich in Nichts auflösen, wenn wir nichts unternehmen.«
    Im Licht der Siegessäule blitzten Karins Augen zornig auf. »Ich weiß! Deshalb mache ich mir Sorgen um dich, du dummer, flügellahmer Engel!«
    Überrascht begegnete Jul ihrem Blick. Sie verstand den Ernst der Lage also doch. Vielleicht hatte sie nur ihre eigene Art, mit alldem umzugehen. Sie holte tief Luft, fuhr dann ein wenig ruhiger fort: »Du lässt dich mit Leuten ein, von denen offiziell bekannt ist, dass man ihnen nicht trauen kann, und dein toller Plan zur Rettung der Welt besteht darin, einer Frau, die du einen Tag kennst und in die du offensichtlich verschossen bist, eine Superwaffe in die Hand zu drücken, mit der sie Gott töten soll, was sie supermächtig machen wird. Klingt das in deinen Ohren nicht auch vollständig irre?«
    Für einen Moment herrschte Schweigen im Auto. »Ein bisschen.«
    »Ein bisschen?« Karin warf in einer verzweifelten Geste die Arme in die Höhe. »Selbst wenn die ganze Sache funktioniert, würde es mich nicht wundern, wenn sich daran gleich die nächste Katastrophe

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